Proteus
Derzeit lässt Proteus einmal mehr die müßige Debatte aufflammen, ob Spiele Kunst sein dürfen. Um noch eins drauf zusetzen ist man sich diesmal nicht einmal einig, ob Proteus überhaupt als „Spiel“ zulässig ist.
In der Tat ist es schwierig, das Erlebnis zu umschreiben, da es sich nicht in herkömmliche Kategorien einreihen lässt. Deutlich interaktiver als zum Beispiel das umstrittene Playstation 3-Musikvideo Linger in Shadows, aber trotzdem nicht so vielschichtig wie das eindrucksvolle Journey (zur Kritik), sucht sich Proteus einen ganz eigenen Platz in der Reihe interaktiver Kunst.
Als Spieler gilt es, bei jedem Durchlauf eine prozedural erzeugte Insel zu erforschen – eine nur für den Augenblick kreierte Spielwiese, die gefüllt ist mit visuellen Entdeckungen und zum ausgiebigen Erkunden einlädt. Von abstrakten Lebenwesen über Witterungsphänomene sind es jene Ereignisse, die die sphärischen Klangwelten in den Vordergrund stellen. Die Interaktion mit der Umgebung prägt das musikalische Geschehen spürbar und dieses Zwischenspiel aus audiovisuellen Entdeckungen ist es, das den Spieler durch den fatalistischen Ablauf führt. Denn auch ohne eine genau vorgegebene Struktur stößt man unvermeidlich auf Fortschritt, der für den offenen Spieler eine Fülle an Emotionen bereit hält. Proteus hat einen klar definierten Anfang bzw. ein ebensolches Ende und führt den neugierigen Entdecker behutsam an seine Struktur heran.
Proteus ist aber kein ausgiebiges Spielerlebnis und fasst ohne klar erkennbare Aufgaben in der etablierten Spielelandschaft nur schwer Fuß. Aber ob nun aufgrund der entspannten interaktiven Musiklandschaft oder dem Minecraft-artigen Pixel-Charme: Das Spiel findet auf jeden Fall seine Daseinsberechtigung und ein kurzer entspannter Ausflug in diese Welt aus Sinneseindrücken ist auf jeden Fall empfehlenswert.
Plattform: PC (Steam, Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe: KA, Release: 30.01.2013, www.visitproteus.com