Jahrescharts der Redaktion 2012: Musik – Teil 1!
Ein ereignisreiches Jahr geht zu Ende. Jetzt ist die Musikredaktion an der Reihe. Wir blicken zurück auf zwölf Monate voll mit unterschiedlichen Sounds…
Im Jahresrückblick der Musikredaktion haben wir festgehalten, welche Alben, Songs, Videos und Events uns beeindruckt haben. In diesem Jahr gab es wieder reichlich Künstler, die faszinierten oder enttäuschten. Von Comebacks, bis hin zu Newcomern, gibt es aus 2012 einiges zu berichten und da wir so viel erlebt haben, teilen wir den Jahresrückblick in zwei Teile. Viel Spaß mit Teil 1…
Alben des Jahres
Archive – With Us Until You’re Dead
Nach ihrem großartigen – wenn nicht vielleicht besten – Album Controlling Crowds (2009) melden sich Archive Ende August 2012 mit neuer Platte und teilweise neuer Besetzung zurück. With Us Until You’re Dead ist ein rundum gelungenes Album, seinem Vorgänger nicht unähnlich, aber doch voller neuer spannender Klänge. Mit jedem neuen Drücken des Play-Knopfes taucht man in die melancholische Welt der Briten ein, die einem auch nach dem 10. Hören nicht langweilig wird.
The Hives – Lex Hives
Konsequent zurück zu den eigenen Wurzel: Die Schweden zeigten in diesem Jahr, dass sie nach wie vor laut, energisch und mitreißend sein können. Ganz nach dem Do-It-Yourself-Prinzip haben sie 2012 zu ihrer alten Stärke zurück gefunden. Die Band bleibt sich auf Lex Hives treu und konzentriert sich auf das, was sie eben am Besten kann: Punk-Rock, wie es sich für wahre Schwedenbomben gehört!
Get Well Soon – The Scarlet Beast O‘ Seven Heads
Konstantin Gropper, der Kopf hinter der Band Get Well Soon schafft mit seinem dritten Studioalbum ein Gesamtwerk, das in sich geschlossen, dunkle Melodien mit pompösen Dario Argento-Klängen verbindet und so den Spagat zwischen Filmmusik und Indie meistert. Nicht nur auf dem Album sondern auch live auf der Bühne überzeugt die gesamte Band mit viel Feingefühl aber auch Energie und Kraft.
Enter Shikari – A Flash Flood of Colour
So jung und doch schon lange genug im Geschäft um ihren Fans ihren dritten Studiolongplayer A Flash Flood of Colour zu präsentieren. Mit dieser Platte zeigen sich Enter Shikari in Text und Musik erwachsener, kritischer und professioneller als zuvor; um Welten besser als das Debüt Take To The Skies aus dem Jahr 2007. Unermüdliches touren und lange Nächte im Studio machen sich also bezahlt, 2012 war bis jetzt das mit Abstand erfolgreichste, von Auszeichnungen und positiver Kritiken gekrönte, Jahr der vier Engländer.
Calexico – Algiers
Auch wenn Calexico schon zu den älteren Herren im Showbusiness gehören, die Krone für ihr heuriges Werk Algiers haben sie sich mehr als verdient. Kaum ein schöneres und poetischeres Album ist auf dem heurigen Musikmarkt zu finden. Wohlüberlegte Melodien, geistreiche Texte – so überzeugt auch das siebte Studioalbum einer Band, die sich ihren Platz in den großen Ligen der Musikgeschichte schon längst ausgesucht hat.
Simian Mobile Disco – Unpatterns
Unpatterns ist wie der Name schon vermuten lässt, irgendwie anders, einfach „un’er“ als die Vorgänger. Weder die Popness des Debüts Attack Decay Sustain Release, die Multi-Vocals auf Temporary Pleasures, noch die orthodoxe Tanzdynamik von Delicacies, der Kompilation aus 2010, finden sich auf der aktuellsten Scheibe wieder. Stattdessen lösen sich Simian Mobile Disco von allen konventionellen Strukturen und erkunden die breiten Möglichkeiten ihres Studio-Equipments und vor allem ihrer Vintage-Synthesizer. Und ja, das klingt wirklich Vintage.
Alben, die ebenfalls gefielen, kamen 2012 von Blood Red Shoes, die mit In Time To Voices zwar ein düsteres, aber auch spielverliebtes Album veröffentlicht haben, …And You Will Know Us By The Trail Of Dead, die mit Lost Songs zur alten Stärke zurück fanden und natürlich Deftones, die mit Koi No Yokan erneut großartige Stücke auf ein Album gepackt und damit ein grandioses Werk erschaffen haben.
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Songs des Jahres
Dum Dum Girls – Lord Knows
Die Dum Dum Girls lassen sich nicht mehr von der schlechten Musikproduktion beherrschen, sondern setzen Lo-Fi nun als bewusstes Stilmittel ein. Überschattet von einem angenehmen Knistern beginnt Lord Knows mit dem langsamen Echo von Drums und Dee Dees delikater Stimme, mit der sie auf eine Reise durch sanfte Gitarrenmelodien und starken Harmoniegesang mitnimmt. Dies ist einer der großartigsten Ballade des Jahres.
Bat For Lashes – Laura
Die erste Singleauskopplung aus Bat For Lashes 2012er Album The Haunted Man ist die mitreißend gefühlvolle Ballade Laura. Ein Song, der damit ein durchaus gelungenes Comeback nach drei Jahren Warten-auf-Longplayer-Nummer drei einläutet. Ruhig und einfach aber keineswegs langweilig beweist Natasha Khan damit erneut ihr Talent als Songwriterin. Ganz ohne dummes Mädchen-Getue, recyceltem Plastikpop oder billiger Sex sells-Strategie. So geht’s nämlich auch, liebe Popmusik.
Dinosaur Jr. – Don’t Predent You Didn’t Know
Ein starker Song vom Album I Bet On Sky, der beweist, dass diese Band keiner aufhalten kann. Bereits in den ersten Sekunden des Songs hört man, dass einiges in der Band steckt. Auf der Platte folgt dann übrigens ein Gitarrensolo dem nächsten und genau das macht diese Band besonders interessant.
Grimes – Genesis
Nicht nur bei den Outfits im Video Genesis haben Grimes ganz großes Tennis gespielt, nein, auch soundtechnisch hat die Band ganz und gar mit Famosität gepunktet: erfrischend, tanzbar und irgendwie (80er/90er) asiatisch! Kudos to you, Grimes!
Asaf Avidan – One Day/Reckoning Song (Wankelmut Remix)
Also wenn das Lied nicht den Sommer 2012 eingeläutet hat! Vielmehr ist zu diesem Lied auch gar nicht zu sagen. Den Text kann nicht wirklich gut mitgesungen werden, er wiederholt sich so gut wie ständig – und doch, die Stimme, der Beat, das alles harmoniert einfach wie ein köstlicher Cocktail (zieht auch im Winter noch, dann eben als köstlicher Punsch).
Fun – We are Young
Weder besonders schnell, temporeich oder druckvoll, aber dafür mit einem breiten Arrangement und einem starken Chorus versehen. Das verhilft der Band Fun mit ihrem Track We are Young dazu, in den Clubs auf und ab gespielt zu werden und das laut We are Young grölende Publikum zum Tanzen zu animieren. Für das junge Publikum ein weiterer Hit um sich die Nächte um die Ohren zu schlagen und beim älter werdenden Publikum durchaus eine Begründung, sich noch einmal wie 20 fühlen zu dürfen.
Auch der Bass, die Lyrics und die Stimmung von Angels, von The XX, die Gitarrenakkorde bei If I Had A Cent von The Hives oder das Zusammenspiel von Drums und Gitarren bei By Crooked Steps von Soundgarden begeisterten die Redaktion.[/alert]
Musiker des Jahres
Jack White
Nach der Trennung der White Stripes, einigen Bandprojekten wie den Raconteurs oder The Dead Weather, veröffentlichte Jack White 2012 mit Blunderbuss sein erstes Soloalbum und bewies darauf einmal mehr, dass er ein wahres Multitalent ist. Die abwechslungsreiche Platte mit unverwechselbarem Sound, die Gitarrenriffs und der Gesang von Jack White begeistern und machen ihn somit zu einem der Künstler des Jahres 2012.
Paul Banks
Paul Banks scheint sich auf seiner Solo-Platte erfolgreich fallen gelassen und sich von seinem Ego und der Aura des mysteriösen Unsympathen gelöst zu haben. Diese Demaskierung öffnet Räume für Banks als Songwriter, wie er bisher noch nicht zu hören war, und liefert den Rahmen für eines der (zu Recht) am heißesten erwarteten Alben und vor allem Musiker des Jahres.
Adam Yauch
Adam Nathaniel Yauch wurde unter dem Pseudonym MCA und der Band Beastie Boys bekannt. Er war einer der Gründungsmitglieder der ältesten und zugleich erfolgreichsten Hip Hop Band New York. Am 4. Mai 2012 verstarb der Musiker im Alter von 47 Jahren, bei dem bereits 2009 Krebs diagnostiziert wurde. Sein Einfluss auf die Musiklandschaft und sein Talent sollte auch in pressplay Jahresrückblick nicht unerwähnt bleiben.
Frank Turner
Kein Jahr ohne Frank Turner. Der Musiker liebt es auf der Bühne zu stehen und genau dafür lieben wir ihn alle Jahre wieder. Er hat sich mittlerweile schon in so manches Herz rund um den Globus gespielt und darf bei unseren Männern des Jahres auch in diesem Jahr nicht fehlen. Einfach aus Prinzip!
James Mercer
James Mercer, der Indieveteran und Redelsführer der Shins bewies, dass Indiepop, so klassisch wie er schon lange nicht mehr zu hören war, auch 2012 noch Bestand haben kann, auch ohne hipstereske Anwandlungen.
Macklemore
Macklemore aka Ben Haggerty ist ein Rapper, der schon länger Musik macht, als man denken könnte. Obwohl er seit 2000 im Geschäft ist, musste er zwischen 2005 und 2009 aufgrund Drogenprobleme eine Pause einlegen. Bemerkenswert ist nicht nur, dass er sich eigenständig aus seinem Tief herausgekämpft hat, sondern, dass seine 2012 erschienenen Songs viele Kritikerstimmen beeindruckt haben. Seine Texte sind persönlich, seine Beats, aufgrund der engen Zusammenarbeit mit Produzent Ryan Lewis, kreativ und modern.
Auch Esben Andersen von der Band Rangleklods sollte in diesem Jahr nicht unerwähnt bleiben. Ihm gleich tuen es Dave Longstreth von den Dirty Projectors und Casper Clausen von Efterklang. Allesamt Männer, die mit ihrer Musik für schöne, mitreißende und besondere Moment gesorgt und somit das musikalische Jahr 2012 besonders gemacht haben.
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Frauen des Jahres
Norah Jones
Die Musikerin Norah Jones hat 2012 das Album Broken Hearts auf den Markt geworfen und bewiesen, dass sie Keck, frech, sexy und irgendwie anders, vor allem aber ein sehr vielseitig sein kann. Genau das macht sie für uns zu eine der Musikerin des Jahres für uns.
Fiona Apple
Fiona Apples viertes Album, dass sie 2012 veröffentlicht hat, klingt so mühelos, als wären ihr die zehn Songs Federn-gleich zugeflogen. Die drei Jahre konzentrierten Schreibens und Komponierens waren mehr als nur gut investiert. Ihre von Klaviermelodien getragenen Lieder erzählen von den Schmerzen der Liebe, die so roh und gleichzeitig so zart sind. Apple bringt diese hoffnungsvolle Melancholie so präzise auf den Punkt, dass man nur dahinschmelzen kann vor Anerkennung.
Thomas James Gabel / Laura Jane Grace
Thomas James Gabel, Sänger und Gründer der Punk-Folk Band Against Me geht 2012 im Rolling Stones Magazin an die Öffentlichkeit und entscheidet sich für eine Geschlechtsumwandlung, sowie eine Umänderung seines Namens in Laura Jane Grace. Ein weiteres Zeichen wird gesetzt und geistert durch die Musikwelt, während Against Me anstatt eines starken Front-Man’s von nun an eine starke Front-Woman bekommt.
Holly Martin
Holly Martin steht mit ihren 22 Jahren gerade erst am Anfang ihrer Karriere – und diese hat sie nicht irgendwo begonnen, sondern bei der seit 1994 bestehenden Band Archive. Seit 2012 ist sie (neben Maria Q) die neue weibliche Stimme an der Seite von Dave Penn, Pollard Berrier und Co. Und was für eine Stimme! Live reisst sie ihr Publikum scheinbar mühelos mit und erntet tosenden Beifall. Ein sympathisches, auf der Bühne fast schüchtern wirkendes Mädchen und eine wunderschöner Power-Stimme, bei der man kaum glauben mag, dass die beiden zusammen gehören.Wir freuen uns auf mehr Liveauftritte von Holly, hoffentlich eine bestehende Zusammenarbeit mit Archive und eine gewiss stimmgewaltige Solokarriere.
Björk
Islands musikalisches Aushängeschild Björk ist bekanntlich nicht gerade eine Künstlerin, auf die die Begriffe “dezent” oder “fantasielos” zutreffen würden. In einem Jahresrückblick darf die Künstlerin schlicht weg nicht fehlen.
Angel Haze
Die junge Rapperin aus New York ist ein aufgehender Stern der Blogosphäre. Ihr Stil bewegt sich zwischen Azealia Banks und Missy Elliott. Ihre Texte sind ihre Stärke. Haze rappt nicht nur offen über ihre Libido, sondern rechnet auch mit ihrer schwierigen Jugend in einer Sekte ab. Auf Bitch Bad zeigt sie, dass reimen nicht gleich reimen ist, wenn sie erzählt wie der Sexismus von gewalttätigen Vätern an ihre Söhne weitergegeben wird. Schön, dass Frauen im Hip Hop mehr wollen und können als den Nicki-Minaj-Style.[/alert]
Video des Jahres
Bat For Lashes – All Your Gold
Bat For Lashes ist zurück. Mit neuem Album und auch neuem, weniger poppigen Stil stellt Natasha Khan erneut ihr musikalisches Talent unter Beweis. Besonders sticht das Video zur zweiten Singleauskopplung aus The Haunted Man hervor. Ein schwarz-weißes Kontrast-Kunstwerk in dem die britische Sängerin sich durch eine zwischen Tag und Nacht wechselnde Strandlandschaft tanzt. CGI-freies, ästhetisches Video, einfach gehalten und doch mehr als einmal sehenswert.
Antony And The Johnsons – Cut The World
Antony And The Johnsons spendieren mit Cut The World nicht nur ein neues Album, sondern zugleich auch ein recht dramatisches, gleich benanntes Musikvideo. Hochkarätig besetzt und produziert – Uns gefällt es, auch wenn der eingesprochene Part vielleicht doch recht unnötig war. FYI: Die anfangs noch nette Sekretärin ist aus der zweiten Staffel von “Game of Thrones” bekannt!
Flying Lotus – Putty Boy Strut
Die detailverliebten Animationen werden von einer einfachen, aber genauso detailverliebten Melodie begleitet und erzählen in knapp drei Minuten eine gesellschaftskritische Geschichte von Konsum und Macht, in der die Natur trotzdem das letzte Wort hat.
Sigur Rós – Varúð
Das Video zum Song Varúð ist der sechste Teil des ”Sigur Rós Mystery Film Experiment”. Zwar gibt es dieses Mal keinen nackten Hollywood-Schauspieler zu sehen, dafür rückt eine pulsierende Metropole ins Zentrum. New York bzw. Manhattan wird in dem neuen Clip von Sigur Rós teilweise sogar zum Stillstand gebracht. Kreativ, interessant und sehenswert!
Get Well Soon – Roland I Feel You
Sobald Musikvideos zu kleinen Kinofilmen werden, ist spürbar, dass es den Musikern die hinter den Videos stehen an filmischem Kunstverständnis nicht mangelt. Auch hier punktet Konstantin Gropper mit seiner Single Roland I Feel You, die ein Sammelsurium aus diversen Filmzitaten des Surrealismus bereit hält. Da ist es auch nicht gerade verwunderlich, wenn die Single dem Regisseur Roland Emmerich gewidmet und die Kernaussage von Regisseur Philipp Käßbohrer gekonnt auf die Leinwand transferiert wird.
Mark Lanegan Band – The Gravedigger’s Song
Nach acht Jahren in denen von Mark Lanegan zwar häufig in Booklets jedoch nie auf CD – Covern zu lesen war, meldete sich der schaurige Bariton 2012 offiziell zurück. Mit seinem siebten Album als Solokünstler Blues Funeral räumte Lanegan jegliche Zweifel ob seinem Koriphäenstatus aus dem Weg. Rythmisch und wegweisend für das Album präsentiert sich Vorabsingle und Opener des Albums The Gravedigger’s Song schnell, basslastig und mit verzerrten Synthieklängen unterlegt. Auch das Video ist sehenswert.
Das war der erste Teil der musikalischen Jahrescharts. Im zweiten Teil erfahrt ihr demnächst, was unsere Konzert– und Festival Highlights waren, welche Newcomer uns faszinierten, welche Musiker wir 2012 etwas verstörend fanden und welche besonderen Awards wir an welche Musiker verteilen.