Sizarr-©-Eric-Weiss

Sizarr – Psycho Boy Happy

Man könnte versuchen Sizarr an ihrer deutschen Kleinstadtherkunft aufzuhängen. Man könnte die Elaboriertheit ihres Debutalbums im Kontrast zum jungen Alter der drei Landauer diskutieren. Man könnte den Synthesizer als Universalinstrument der neuen Generation von Populärmusik an „Psycho Boy Happy“ stigmatisieren. Doch das alles wäre ein wenig einfach…

Mit Schubladen und Kisten kann man Sizarr nicht kommen, denn die zwölf Stücke stellen ein buntes Kuriositätenkabinett gemixt aus verschiedensten Richtungen und Tendenzen dar. Da bleibt den verzweifelt Stereotypisierenden nur ein Schluss: Pop, und zwar elektronisch also Synthiepop. Damit wären wir allerdings wieder bei obiger Einfachheit angekommen. Denn ohne direkt greifbares Merkmal erheben sich Sizarr aus dem Dunst des Lokalitäts- und Genrefeudalismus und dies auf keinen Fall leise.

[alert type=“blue“] Herbsttourtermine Österreich:
18.10. Wien – Fluc
19.10. Graz – PPC
20.10. Lustenau – Carini Saal
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Irgendwo zwischen Caribou, Dubstep-Allüren und Gitarren wird man von einer Woge der Intensität mitgerissen bevor man realisiert was eigentlich geschieht. Rhythmus und Leere sind dabei die dramaturgischen Regisseure. Psycho Boy Happy bietet bei all seiner Vielfalt kaum Platz für entspanntes easy listening. Deaf Sty, $P-Money$ und Gora Sou (bürgerlich Fabian, Philipp und Marc) versuchen gar nicht erst sanft zu verführen, sondern bieten und fordern völliges Commitment.

Deaf Sty’s teils getragene, teils peitschende Stimme und rhythmische Trommelklänge bilden das Fundament hinter dem Konzept Sizarr, drängen sich jedoch ab und an recht schmucklos in den Vordergrund. Denn gerade die filigranen Arrangements der leisen Momente des Albums,  seien dies die fallen gelassene Münze in „Icy Martini“ oder die sublimen Streichersamples in der Singleauskopplung Boarding Time, liefern den erhofften Tiefgang der bei all der Opulenz unterzugehen droht. Als Kontrast zur Totalbeschallung werden angestrengte Ohren zwischenzeitlich zwar mit ruhigeren Klängen verwöhnt, jedoch verhindert Fabians allzu präsente Stimme auch hier eine wirkliche Auflockerung.

Psycho Boy Happy wird seines Hypes gerecht und hat das Potenzial den deutschsprachigen Horizont weit hinter sich zu lassen. Die drei Jungs haben viel geleistet und viel gewollt. Zu viel vielleicht, denn es bleibt im Gesamten ein Gefühl der Unbestimmtheit und Ziellosigkeit, welches weder der mitreißendste Rhythmus noch die markerschütterndsten Vocals zu übertünchen mögen.

Sizarr – Psycho Boy Happy, FourMusic/Sony Music




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