Frequency Festival 2012: Deutsche Acts erobern die Bühnen
Der heutige Festivaltag beginnt mit den fangfrischen Schotten, die auf den Namen „We were promised jetpacks“ hören. Komplett unscheinbar servieren sie neben ihrem Hit „Quiet little voices“ einen Gitarrenteppich, der nur durch die laute aber dennoch klare Gesangslinie des verhaltenen Sängers übertönt wird…
Auch wenn man ihnen die fehlende Bühnenshow-Routine ansieht, stört es das Publikum kaum und verhilft so der jungen Indie Band zu einem gelungene Frequency-Debüt.
Anschließend folgt für den jungen Senkrechtstarter Casper ein Konzert unter Freunden. Denn nachdem Kraftklub dem Festivalpublikum bereits am gestrigen Tag Lust auf ihren Kollegen und Freund gemacht haben, fühlt er sich von der Menge gut aufgenommen und wie zuhause. Die Menge sammelt sich um die Bühne und die Stimmung wirkt bereits so ausgelassen, dass es die nachkommenden Bands nicht allzu leicht haben werden diese zu halten oder zu toppen.
[show_hide title=“Programm für Samstag, 18. August 2012″]
Space Stage: 13:05 Cloud Nothings, 13:55 The Jezabels, 14:40 Blood Red Shoes, 15:45 Brendan Benson, 16:45 Glasvegas, 18:05 Hot Chip, 19:35 Bloc Party, 21:05 Sportfreunde Stiller, 22:45 The Cure Green Stage: 13:40 Opener Plingg, 14:25 Elektro Guzzi, 15:25 Wallis Bird, 16:25 Katzenjammer, 17:35 Milow, 18:55 The Dandy Warhols, 20:15 Parov Stelar, 22:00 The XX, 23:30 Maximo Park Weekender Stage: 14:30 Voting, 15:35 Voting, 16:45 TBA, 18:15 Kill It Kid, 19:45 Zulu Winter, 21:15 Oberhofer, 22:45 Bilderbuch Red Bull Stage: 22:00 Body & Soul, 00:00 Kill The Noize, 01:30 Breakage, 03:00 Atomique, 04:30 Love & Hate UAF Stage: 22:00 Gudrun von Laxenburg, 23:00 Moguai, 00:30 Modeselektor, 02:00 Camo & Krooked, 04:00 Flux Pavillon[/show_hide]
Neben den diversen Bands und einem gesunden Bad in der Traisen, die durchs Festivalgelände führt, gibt es dieses Jahr auch erstmals den Art Park. Hier können Künstler aus der aktuellen Szene bis hin zur Street- und Performance-Art ihre Arbeiten ausstellen. Art-Lables wie „Inoperable“ oder das ökonomische Wastediving-Projekt „Wastecooking“ zeigen die Vielseitigkeit einer jungen Generation von Künstlern. Andererseits bietet es doch ein seltsames Bild, wenn auf der Bühne mit wohlgemerkt frischen Lebensmittelresten aus dem Müll gesunde Mahlzeiten gekocht werden, während das Publikum davor sitzt, um das weniger gesunde Fastfood-Essen zu verspeisen, das sie bei einem der unzähligen Stände am Festivalgelände nicht unbedingt preiswert erworben haben.
Bevor man sich zu lange im Art Park aufhält oder auch nur einen Hauch davon verspührt, dass das Frequency vielleicht doch kein Musikfestival ist, wird man mit den ersten Gitarrenakkorden der Subways wieder zurück nach draußen geholt. Einerseits überzeugen Sänger Billy Lunn und Bassistin Charlotte Cooper mit einer extremen Sympathie und Energie gegenüber ihrer Performance und ihrem Publikum, andererseits liefert die britische Indie-Band alles was dazugehört. Angefangen vom Circle-Pit bis hin zum immer mehr in Mode kommenden Crowd-Sitting ist alles dabei.
Das Publikum ist nun endgültig in passender Festivalstimmung, die von den nachfolgenden Hives auch gleich aufgenommen und nach dem Bühnenumbau neu aufgekocht wird. In burleskem Frack-Dresscode und mit einem expressionistischem Banner, das direkt aus einem Murnau-Film herausgeschnitten worden sein könnte, liefert der Frontsänger Howlin‘ Pelle mit gewohnt gespielter Arroganz, die durch Aussagen wie „I want some applause“ oder „This is a new song from MY new album“ deutlich wird, eine gute Show. Bei den Nummern „Main Offender“, „Walk Idiot Walk“, „Go Right Ahead“ und „Tick Tick Boom“ geht so manchem Fan im Publikum das Herz auf.
Man muss, was das Genre betrifft dann schon zu einem größeren Sprung ansetzen, wenn man sich anschließend folgende Performance auf der Green-Stage zu Gemüte führen möchte. Die Stimmung vor Ort ist um keinen Deut schlechter als auf der Space Stage, wenn die Beats und Ryhmes von Frittenbude über das tanzende Publikum hinwegziehen. Sie knüpfen dabei fast direkt an die Kultur der Deichkinder an, wenn tanzende Pandabären und Haifische zusammen mit Frontrapper Johannes Rögner zeigen, was nach ihrer und der Meinung des Publikums mindestens seit 1000 Jahren Kunst ist. Da stört es auch kaum, dass der Grundteppich ihres Hits stark an die Bloc Party Nummer „Flux“ erinnert.
Gavin Rossdale gibt nicht auf: Nach Solo-Projekten und einem Abstecher nach Hollywood versucht er es erneut mit einer neuen Formation seiner Band Bush. In den 90ger war die Band zwar noch recht erfolgreich, jetzt jedoch ist man peinlich berührt, wenn man Rossdale auf der Bühne zu sieht. Der Funke vor der Space Stage springt dann auch erst bei den alten Hits „Glycerine“ oder „The Chemicals Between Us“ über. Warum diese Band einen späteren Slot als The Hives bekommen haben, verstehen wohl nur die Veranstalter.
Es scheint als würden die Beatsteaks in den letzten 17 Jahren Bandgeschichte einiges richtig gemacht haben. Denn wo Noel Gallagher gestern eher ein verhaltenes Publikum vorfand, sind heute an der selben Stelle weitaus motiviertere Festivalbesucher zu finden, die den gesamten Bühnenbereich der Space Stage bis weit nach hinten besetzen. Denn hier findet sich scheinbar eine Schnittstelle der Generationen, in die die Beatsteaks gekonnt mit ihrer Mischung aus Punkrock und Ska mit einem Hauch von Swing hineinstechen. Da wundert es einen auch nicht unbedingt wenn auf der Bühne gleich 2 Schlagzeug-Sets benötigt werden, die natürlich auch gleich parallel bespielt werden.
Im Indoor Bereich wird kurz danach auf der Weekender Stage junger österreichischer Indie unter das Publikum gebracht. Beth Edges, die mit ihrem aktuellen Album „Blank Coins, Round Dice“ zur Zeit einige Bühnen bespielen, lassen das Frequency nicht außen vor und spielen ihren britischen Indie, der auch wenn man es nicht so ganz glauben will made in Austria ist.
Die Green Stage wird heute von einem weiteren deutschen Act als Headliner bespielt. Mieze Katz sorgt mit ihrer Band Mia. für positive Stimmung in der Menge. Obwohl Korn auf der Space Stage ebenfalls vor einer großen Publikumsmenge auftritt und die Jahre, die diese Band mit Jonathan Davis an der Front verbracht hat für eine gute Bühnenshow sorgen, bleibt der wahre Headliner des Tages eindeutig die Band aus Berlin, die sich seit 1995 Beatsteaks nennen.
Wo: Greenpark St. Pölten Wann: Do. 16. August – Sa. 18. August 2012