Fifa Street
Seit Jahren schickt EA Sports immer und immer wieder das gleiche Spiel – inklusive ein paar weniger Verbesserungen – auf den Markt: Die FIFA-Reihe ist und bleibt jedoch bisher unerreicht (nicht zuletzt aufgrund der schwierigen Lizenz-Situation) das erfolgreichste Fußballspiel-Franchise Europas. Während wir uns also schon mental auf das diesjährige EM-Addon vorbereiten dürfen, überrascht das kanadische EA-Entwicklerteam mit der Veröffentlichung des innovativsten FIFA-Titels seit Langem: „FIFA Street“
Jetzt ist die „Street“-Reihe an und für sich nichts Neues, wurde die erste Auskopplung doch bereits 2005 unter dem EA-Big-Label vermarktet – für den mittlerweile vierten Teil hat man sich jedoch zu einem Neustart des Franchise entschlossen. Neben der Comic-artigen Grafik und dem vereinfachten Gameplay hat man damit auch die mittelmäßigen Reviews unter den Tisch gekehrt. Der neue Titel setzt auf die vertraute FIFA-Engine, die damit erstmals seit „FIFA 98“ wieder Hallenfußball auf die Bildschirme zaubert. Neben der Halle stehen Plätze in verschiedensten Größen und Locations zur Wahl, die es im Karriere-Modus freizuschalten gilt.
Bis man also in Amsterdam vor großer Kulisse spielen kann, muss erst einmal ein eigenes Team zusammengestellt und gegen Lokalrivalen angetreten werden. Dazu gibt es neben dem klassischen 5v5 (auch in Varianten von 3 bis zu 6 Spielern pro Mannschaft) auch eine Fülle anderer Spielmodi. Bei „Panna“ gilt es die gegnerischen Spieler möglichst kunstvoll zu umspielen und so Punkte zu ergattern, während ein anderer Modus nur durch das Aneinanderreihen von Tricks für sich zu entscheiden ist. Obwohl man also die gewöhnliche FIFA-Engine zur Verfügung hat und in den Standard-Bewerben durchaus mit bewährter Taktik zu hohen Siegen gelangen kann, kommt man früher oder später nicht mehr an den Special Moves vorbei. Im Gegensatz zum „großen Bruder“ bringen diese auch jede Menge Vorteile mit sich, sogar im Multiplayer-Modus – abgesehen davon wird dadurch jedes Spiel natürlich um einiges attraktiver.
Neben den fußballerischen Akrobatik-Einlagen sorgt auch die Tatsache, dass einfach viel mehr Tore fallen, für insgesamt mehr Spaß. In „FIFA Street“ entfallen die peniblen Abseits-Entscheidungen des Linienrichters, auch Fouls werden nur in den großen Hallen gepfiffen – im Gegenzug wurde allerdings auf den allseits beliebten und vielgescholtenen Blutgrätsche-Button verzichtet, der auf Beton seinem Namen wohl tatsächlich gerecht geworden wäre. Das sind zwar kleine Details, diese lassen das Spiel jedoch angenehm flüssig laufen und die Spieler damit aufs Tore-Schießen konzentrieren.
Als Belohnung für das Weiterkommen im Karriere-Modus gibt es verschiedenste Ausrüstungs-Gegenstände für Team und Spieler – von generischen Sonnenbrillen bis hin zur Markenkleidung (und zwar sowohl Trikots als auch Casual-Wear für den Trainingsplatz) ist alles vertreten und lässt so manches „Sims“-Inventar im Schatten stehen. Zusätzlich zu den selbst erstellten Teams stehen einige Street Soccer-Mannschaften, die komplette englische Premier League, die deutsche Bundesliga, sowie die italienische, spanische und französische Liga und die MLS zur Auswahl – und wem das noch nicht reicht, hat auch noch Nationalmannschaften zur Verfügung, darunter (natürlich) auch die österreichische, die überraschenderweise eine durchwegs passable Leistung in der Halle zeigt.
Natürlich gibt es auch Kritikpunkte, der größte steht zweifelsohne im direkten Zusammenhang mit dem größten Pluspunkt: die FIFA-Engine. Ja, das Spiel wirkt dadurch realistischer, aber man hätte besser auf die vorhandenen Möglichkeiten eingehen können. Vom „Bandenzauber“ bleibt wenig übrig, wenn es keine wirkliche Möglichkeit gibt, einmal nicht direkt zu einem Mitspieler zu passen. Das ist schade, aber hätte das Spiel womöglich auch unnötig komplex gemacht. Weit weniger zu vernachlässigen ist die künstliche Intelligenz der Mitspieler – allen voran die des Torwarts, der regelmäßig (zum Glück nicht geahndetes) Handspiel begeht und sich auch sonst für einige Gegentreffer verantwortlich zeichnet.
Das alles sind allerdings relativ kleine Makel, die man (hoffentlich?) in den kommenden Teilen ausbessern kann. „FIFA Street“ ist endlich ein frisches Konzept aus dem Hause EA Sports und rechtfertigt den Vollpreis viel eher als beinahe jeder der vergangenen FIFA-Teile. Es macht auch alleine viel Spaß (natürlich ist unbestritten, dass man es am besten zu zweit oder gar online in größerer Runde spielt) und bietet auch jede Menge Optionen abseits des Spielfelds, um Langeweile erst gar keine Chance zu geben. „FIFA Street“ zählt defintiv zu den erfreulicheren Überraschungen aus dem Hause EA.
Plattform: Xbox 360 (Version getestet), PS3, Altersfreigabe (PEGI): 3, Spieler: 1-4 (lokal), Erscheinungsdatum: 13.03.2012