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Kino der Orte

Kino einmal anders erleben. Im Rahmen der neuen Programmschiene „Kino der Orte“ lässt das Filmarchiv Austria von Februar bis Juni das vertraute Terrain des Kinosaales hinter sich zurück und geht auf Wanderschaft…

Ziel der Reise sind fünf außergewöhnliche Schauplätze Wiens: die Katakomben am Laurenzerberg, das Bestattungsmuseum, die Kuffner Sternwarte, die Pratersauna und der Narrenturm. Ganz entgegengesetzt zur Idee des Unsichtbaren Kinos, in dem sich die Architektur des Kinosaales in der Wahrnehmung der Zuschauer vollständig zurückzunehmen hat, um dem Leinwandgeschehen die größtmögliche Aufmerksamkeit einzuräumen, dürfen nun an diesen temporären Projektionsorten die Umgebung und deren Atmosphäre wirkungsvoll in den Vordergrund treten und uns zu einem Kinoerlebnis der besonderen Art einladen.

Natürlich kreisen auch die beiden vorgeführten Programmreihen Filmdok.WIEN und CinemaSessions ganz konkret um die ungewöhnlichen zeitweiligen Kino-Orte, reagieren auf deren Charakteristika und Stimmungen und eröffnen somit alternative Wahrnehmungsräume. Während Filmdok.WIEN Aspekte der Wiener Stadtgeschichte in kurzen dokumentarischen Filmchen, Wochenschauen, Privat- und Amateurfilmmaterial vermittelt, kombinieren die wärmstens zu empfehlenden CinemaSessions wahre Herzstücke der frühen Filmgeschichte mit Live-Experimentalmusik (mit dabei broken.heart.collector, Angélica Castelló, dd Kern & Philipp Quehenberger, dieb13, Franz Hautzinger, Kollektiv/Rauschen und Burkhard Stangl).

Ein Programm-Highlight bildet die am 27.04. in der Sternwarte vorgeführte neu restaurierte und vom Elektropop-Duo Air grandios neu vertonte Farbfassung des wunderbaren Klassikers – und allerersten Science-Fiction-Streifens der Filmgeschichte – „Le Voyage dans la Lune“ von Georges Méliès aus dem Jahr 1902, dessen außergewöhnliche Magie auch im aktuellen Scorsese Film „Hugo Cabret“ nachempfunden werden darf.

Zunächst jedoch führt uns das „Kino der Orte“ am 15. & 16.02. tief hinab in die geheimnisvollen Katakomben unterhalb des historischen Herzens von Wien – in den Laurenzerberg Keller. Ursprünglich erbaut als mittelalterliches Beguinenkloster, diente das Gebäude im Laufe der Jahrhunderte als Mädchenschule, Farbenfabrik, kaiserliches Rohrpostamt, wurde während des Zweiten Weltkrieges schwer beschädigt und wieder saniert. Heute haust in den unterirdischen Gewölben ein edler Weindepot-Club, in dem sich die „Europäische Bruderschaft der Weinritter“ an langen Tischen bei Kerzenlicht zusammenfindet – wie einst König Artus‘ Tafelrunde.

Im Zentrum des Keller-Filmprogramms stehen die vielen Gesichter der städtischen Unterwelt, die mit zahlreichen Assoziationen wie Subkultur, Verbrechen, Horror, Tod, aber auch Armut und Ausgrenzung behaftet sind. Spätestens Carol Reeds „The Third Man“ erklärte Wien regelrecht zu einer Welthauptstadt des Untergrunds. Erst mit der Errichtung unterirdischer Infrastrukturen, wie dem Kanal- oder U-bahn-Netz begann sich das Image der städtischen Tiefenräume zu wandeln – nicht jedoch ohne weiterhin einen assoziativen Spielraum für das Unheimliche beizubehalten, das in den Unorten und Schattenwelten unterhalb der Stadtoberfläche zu lauern vermag. Ein Programm über die Wiener Kriminalbeamten im Kampf gegen böse Schurken, über die Helden des Wiener Kanalsystems, die allererste Wiener U-Bahnfahrt, ein farbenprächtiges Stummfilm-Attentat und einen Vampir, der aus der U-Bahn kam.

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Kino der Orte

Teil 1: 15. & 16. Februar 2012, 20 Uhr

Laurenzerberg Keller, Laurenzerberg 2, 1010 Wien

Nähere Infos auf http://filmarchiv.at/

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