White Knight Chronicles II
Nachdem der erste Teil der Weißrittersaga im Jahr 2010 vor allem durch seine veraltete Grafik für Aufsehens gesorgt hat, will man mit White Knight Chronicles II nun alles besser machen: verbesserte Optik, dynamischeres Kampfsystem, erweiterter Online-Multiplayermodus und sogar eine überarbeitete Version des ersten Teils ist mit dabei. Die Story von White Knight Chronicles II macht in etwa dort weiter, wo der erste Teil die Spieler mit einem bösen Cliffhanger zurückgelassen hat. Hier zeigt sich auch gleich, dass das Spiel überwiegend Fans der Saga anspricht, denn wer den ersten Teil nicht gespielt hat, hat trotz einführendem Prolog absolut keine Ahnung, was im Vorgänger genau ablief. Das ist aber für den Einstieg ohnehin nicht so wichtig, da sich auch Teil zwei als eine schier unerschöpfliche Ansammlung von japano-typischen Klischees aller Arten entpuppt. So hat der Bösewicht Grazel erneut einen Krieg angezettelt und der gerade mal 17 Jahre alte Ritter in strahlender Rüstung aka Leonard und seine Truppe müssen mal wieder die Welt retten.
Dass sich das Spiel sichtlich an Spieler des Vorgängers wendet, wird auch beim „Tutorial“ ganz schnell offensichtlich. Hier muss die Prinzessin Miu mit der Hilfe eines in Silber und Dunkelblau gerüsteten Kriegers aus dem Elfenreich Faria entkommen, während der Spieler die Rolle des Beschützers übernimmt. Ohne jegliche Anleitung oder Hilfestellung wird man mit dem hoch komplexen Kampfsystem konfrontiert, Neueinsteiger werden hier komplett überfahren!
Danach darf man sich in einem extrem umfangreichen Figureneditor austoben und sich einen persönlichen Avatar zurechtbasteln – nur um kurze Zeit später festzustellen, dass dieser das gesamte Spiel als stumme Nebenrolle sein Dasein fristet, da die ganze handlungstragende Action nur über Leonard abläuft. Wozu also mühevoll ein Alter Ego erschaffen? Bereits bestehende, selbst erstellte Charaktere aus dem ersten Teil dürfen importiert werden, starten jedoch auf Level 35. Einige sehnlichst erwarteten und dringendst benötigten Anleitungen finden sich dann in Form von endlosen Textzeilen im Hilfe-Abschnitt des Menüs, bringen allerdings nur bedingt Klarheit in die Verwirrung des Kampfsystems, der Kombo-Erstellung und in den Ausbau von Fähigkeiten.
So passiert es recht schnell, dass man zu Beginn viele Punkte durch den Erwerb von vergleichsweise nutzlosen Fähigkeiten verschwendet. Während die Handlung genauso klischeehaft und wirr wie eh und je ist, die Grafik zwar farbenfroh und lebendig, allerdings immer noch angestaubt wirkt und teilweise sogar auf PS2-Niveau zurückfällt, kann White Knight Chronicles II insbesondere mit dem umfangreichen Questangebot, den eindrucksvollen Verwandlungssequenzen, der starken Motivation des Sammeltriebs und der ebenfalls auf der Disc enthaltenen, überarbeiteten Version des ersten Teils punkten.
Im erweiterten Onlinemodus kann man sich sein eigenes Dorf erschaffen und mit bis zu fünf weiteren Spielern kooperativ auf die Jagd nach Erfahrungspunkten und Items gehen. Wer es gern idyllisch mag, ist hier sicher gut aufgehoben – alle anderen sind mit ernsthafteren Städtebausimulatoren wohl besser beraten. Die automatische Suche nach gleichstufigen Spielercharakteren ist ungefähr genauso sinnvoll wie die Verkleinerung der Online-Lobbys bei gestiegener Gruppengröße und Spieleranzahl.
Für White Knight Chronicles II gilt dasselbe wie für den PSP Ableger White Knight Chronicles Origins: Anhänger der Saga finden sich hier gewiss heimisch, Neueinsteiger werden – Überraschung – gnadenlos überfahren. Aufgrund des massiven Content-Recyclings und der Tatsache, dass das Spiel an denselben Macken krankt wie der Vorgänger, wirkt White Knight Chronicles II eher wie ein Add-On als eine vollwertige Weiterführung der Serie.
Plattform: PS3 (Version getestet), Altersfreigabe (PEGI): 12, Spieler: 1, 2-6 online, Erscheinungsdatum: 10.06.2011