Fleischeslust (c) 2025 Martin Oesch, Edition Moderne(6)

Fleischeslust

Martin Oesch hat mit Fleischeslust eine kurzweilige Graphic Novel erschaffen, über einen Metzger, der spät in seiner Karriere mit seinem Schicksal zu hadern hat. Die starke Aufmachung übertrifft bisweilen die eher banale Geschichte.

Schlachtplatte

Erwin Merz führt, zusammen mit seiner Frau Margrit, lebenslang eine Metzgerei in einem kleinen Schweizer Ort. Beide befinden sich bereits im pensionsantrittsreifen Alter. Margrit wartet auch schon sehnsüchtig darauf. Aber Erwin kann noch nicht so ganz abschließen, mit seiner Lebensberufung. Dabei quälen den Metzger seit einiger Zeit schreckliche Albträume, von Naturkatastrophen und Tieren, die ihn um Gnade anwinseln.

Erwins ehemaliger Kollege Joni hat inzwischen auf Bio- und Freilandhaltung umgestellt. Das befremdet Erwin grundsätzlich zutiefst. Und doch zieht es ihn immer wieder zu Joni, um nach Rat anzufragen. Erwins Frau Margrit indes, sucht nach Abwechslung und Abenteuer, um dem drögen Alltag zu entkommen. Die Reise führt sie in die BDSM-Szene.

Erklärbär – Der Comic

Fleischeslust ist ein Comic, der über die Ambivalenzen unseres Konsums berichtet. Die Geschichte nimmt die Protagonisten und ihre Ängste wahr und ernst. Man kann sagen, bemüht sich, nicht mit dem Finger zu zeigen, und darum, uns echte Menschen innerhalb der Fleischindustrie zu zeigen.

Doch kommt die Message recht aufs Auge gedrückt. Die Träume von Erwin brauchen wahrlich keinen Freud, um sie zu entschlüsseln. Und der Bio-Bauer Joni macht so sehr alles richtig, dass man nicht verstehen kann, warum Erwin so lange mit sich hadert. So ist Fleischeslust mit seiner Aussauge ein ziemlicher Erklärbär in Comic-Form.

Dabei kommt die Message gar nicht mit dem Holzhammer. Naiv, wäre wohl eher die richtige Zuschreibung. Nicht in der gewünschten Weltansicht, denn die ist klarerweise nachvollziehbar und richtig. Aber die Holzschnittartigen Figuren handeln stets, als wäre man in einer Grundschul-Vorstellung zum Thema gelandet. Die Erwachsenen-Eheprobleme passen da dann wiederum nicht wirklich dazu, und stehen wie ein Fremdkörper außen vor.

Schade, weil graphisch ist Fleischeslust von Martin Oesch toll umgesetzt, auch wenn man hie und da einen starken Magen für das eine oder andere Bild mitbringen sollte. Aber das ist bei dem Thema ja auch wirklich angebracht. Vielleicht hätte Oesch das Manuskript outsourcen müssen, oder noch ein wenig Beratung beim Text gebraucht. Weniger wäre mehr gewesen. Auch wenn das Herz am rechten Fleck sitzt.

Fleischeslust von Martin Oesch, 200 Seiten, erschienen bei Edition Moderne.

Fleischeslust

Fleischeslust (c) 2025 Martin Oesch, Edition Moderne




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