Jakob Neyder
Jakob Neyder, die neue Graphic Novel von Franz Suess, zeigt uns den österreichischen Comic-Maestro erneut auf hohem Niveau. Eine unaufdringliche aber intensive Erzählung, die lange nachhallt.
Ein schwieriger Charakter
Jakob ist 19. Am Anfang sehen wir ihn auf der Flucht. Irgendetwas ist passiert, aber wir wissen noch nicht was. Jakob kommt zu Hause an. Seine Mutter wird in den bevorstehenden Sommerferien ohne ihn nach Griechenland fliegen. Jakob soll sich um seinen kranken Hund kümmern und Urlaub im Ferienhaus am Land machen. Er überredet seinen Schulfreund Tim mitzukommen. Doch egal wo Jakob hingeht, egal mit wem er sich umgibt – er eckt an. Er ist ein Getriebener, darüber hinaus entwickelt er immer paranoidere Züge. Die Katastrophe schein unaufhaltsam.
Jugend in Aufruhr
Der österreichische Comic-Auteur Franz Suess ist der beste Geschichten-Erzähler des Landes in seinem Medium. Punkt. Seine verschachtelten Episodendramen Diebe und Laien, sowie Drei oder Vier Bagatellen begeisterten uns bereits in den letzten Jahren. Bei Jakob Neyder schaltet Suess einen Gang zurück. Die Erzählung ist fokussierter, das Drama genauer, die Beobachtungen messerscharf wie immer.
Franz Suess empfiehlt sich mit Jakob Neyder als grafisches Pendant zu Ulrich Seidls Filmen. Man könnte also meinen, eine trostlose Angelegenheit. Aber in ihrem Kern sind Suess‘ Geschichten zutiefst tröstlich, weil sie so menschlich sind, und nicht so kaltherzig wie z.B. ein Michael Haneke vorgehen würde. An den fühlt man sich zwischenzeitlich nämlich durchaus auch mal erinnert.
Franz Suess versteht es auch in seinem neuesten Werk hervorragend, das ganze Dilemma unserer Gesellschaft in einer kühnen Charakterstudie zu verdichten. Okay, das war vielleicht etwas hochtrabend formuliert. Sagen wir nicht das ganze Dilemma, aber einen guten Aspekt, der hier hervorragend beobachtet wird. Das Ganze leise und subtil, ohne leichte Antworten, und mit ganz viel Raum versehen, der mit uns resoniert. Feine Sache.
Ach ja, zum Schluss sei noch erwähnt, dass Suess Zeichnungen nicht zu den lieblichsten, einfachsten, freundlichsten fürs Auge zählen, die man so finden kann. Der eigene Strich des Künstlers ist eine Hürde, die man vielleicht anfangs einfach mal nehmen muss. Es zahlt sich aus. Versprochen.
Jakob Neyder von Franz Suess, 184 Seiten, erschienen im Avant Verlag.
