Die letzte Geschichte der Welt

In Die letzte Geschichte der Welt entwirft Robin Sloan eine weit entfernte Zukunft, mit sprechenden Tieren, Zauberern und Drachen, wo man anfangs nicht weiß, was KI ist und was nicht.

Die Macht der Geschichte

In ferner Zukunft hat sich das Leben auf unserem Planeten dramatisch verändert. Der junge Ariel lebt in einem kleinen Dorf, das von einem Zauberer beherrscht wird. Ariel streift am liebsten durch die Wälder und erkundet seine Heimat. Eines Tages findet er einen Metallsarg und öffnet ihn. Dabei befreit er eine Jahrtausende alte KI, die sich mit ihm verbindet und fortan sein ständiger Begleiter ist. In der Dorfmitte steckt ein Schwert in einem Stein und als Ariel sich weigert, dieses Schwert zu ziehen, seine Bestimmung zu erfüllen, setzt er eine Kettenreaktion in Gang, die ihn auf das Abenteuer seines Lebens schickt. Ein Abenteuer, welches das Schicksal der Menschheit verändern wird.

Die letzte Geschichte der Welt ist eine wunderbare Mischung aus Sci-Fi, Mythen und Fantasy. Wobei bei allen Fantasy-Elementen der Ursprung in futuristischer Technik zu finden ist. Robin Sloan kreiert eine unglaublich dichte, in sich logische und absolut originelle Welt mit ihren ganz eigenen Regeln. Gleichzeitig geht es in dem Roman aber vorwiegend um die Macht von Geschichten selbst, um die Kraft des Erzählens. Hier zeigt sich Sloan selbst auch als begnadeter Erzähler, der sowohl für Spannung, als auch Humor und herzerwärmende Momente sorgen kann.

Als Erstes öffnete sich mir sein Geruchssinn. Dichte Duftschwaden von immergrünen Pflanzen und von Regen auf trockener Erde. Der Geruchssinn ist der älteste der Sinne; er kommt als Erster und geht als Letzter. Angst ist der Schwindel der Freiheit, sagte ein Anth-Philosoph des Mittleren Zeitalters. Gerüche sind der Beleg für die Wirklichkeit, sage ich. Wenn man seine Umwelt riechen kann, weiß man, dass man wieder mitmischt.

Gegen Ende hin wird die Geschichte leider ein wenig langatmig, wenngleich nicht weniger originell. Der Schluss an sich geht dafür wieder etwas zu schnell und wird fast zu rasch abgehandelt. Abseits davon ist Die letzte Geschichte der Welt dennoch ein herrlicher Roman, der so voller Ideen und Details steckt, die einen staunen lassen. Sloan hat sich wirklich viel einfallen lassen, um eine derart weit entfernte Zukunft zu kreieren. Alleine das macht Die letzte Geschichte der Welt zu einem absolut lesenswerten Erlebnis.

Die letzte Geschichte der Welt von Robin Sloan, 464 Seiten, erschienen im Heyne Verlag.

Die letzte Geschichte der Welt (c) 2025 Robin Sloan, Heyne Verlag