Lyneham (c) 2025 Nils Westerboer, Hobbit Presse, Klett-Cotta(2)

Lyneham

In Lyneham erzählt Nils Westerboer von der Besiedelung eines urzeitlichen Mondes aus zwei verschiedenen Zeitebenen und gleichzeitig über die Trennung einer Familie.

Schöne raue Welt

Die Erde ist ein toter Planet. Die Überlebenden sind nach Perm geflüchtet. Ein harscher Mond mit zwei Arten von Nächten, einer unsichtbaren Tierwelt und Berge, deren Gipfel bis in den Weltraum ragen. Henry ist zwölf, als er mit Vater und Geschwister landet und ein neues Leben beginnt. Doch der Planet ist noch nicht bereit für menschliche Siedler, denn etwas hat das Terraforming verhindert. Seine Mutter Mildred ist mit einem neuartigen Antrieb ebenfalls auf Perm gelandet. Jahrtausende vor ihrer Familie, um den Planeten für sie sicher zu machen. Dabei legt sie sich mit dem alles dominierenden Konzern an. Henry findet unterdessen heraus, dass seine Mutter bereits vor langer Zeit auf Perm war. Und dass sie ihm eine Warnung hinterlassen hat.

Lyneham überzeugt vor allem durch einen unglaublich interessanten und dichten Weltenbau. Die Flora und Fauna dieses fremdartigen Mondes, die sich Nils Westerboer ausgedacht hat, ist wahrlich beeindruckend. Glaubhaft schildert er eine vollkommen andere Welt, die aber doch durchgehend real erscheint. Angereichert mit Details und Informationen wirkt es fast so, als wäre Westerboer wirklich auf Perm gewesen. Lyneham lebt in erster Linie von diesem Weltenbau. Von der Schilderung der Tierwelt und Landschaft und wie der Mensch damit umgeht. Selten hat man eine derart authentische und atmosphärische Darstellung eines fremden Planeten gelesen, wie in Lyneham.

Von irgendwoher war ein leises Rauschen zu hören. Ein umgekehrter Wasserfall aus Nebel, ein Nebelfall, dachte ich und freute mich über das Wort. Der Nebelfall von Suttaterra. Es half mir, diesem Anblick einen Namen gegeben zu haben, so wie zu Hause alles einen Namen gehabt hatte, bis der Weltraum gekommen war.

Gleichzeitig stellt sich auch immer wieder die Frage, ob der Mensch überhaupt die Befugnis und die Fähigkeiten hat, in das Ökosystem des Mondes einzugreifen. Oder ist der Mensch dazu verdammt, die gleichen Fehler zu wiederholen, die letztlich zum Untergang der Erde geführt haben? Kann er es diesmal richtig, besser machen? Darf er es überhaupt? Lyneham bezieht vor allem aus dieser Fragestellung und dem Weltenbau seine Faszination. Die eigentliche Handlung ist dabei eher zweitrangig. Dafür sind die Figuren umso authentischer. Wer Sci-Fi mag, die so glaubhaft und real erscheint, wie ein Tatsachenbericht, der wird von Lyneham vollauf begeistert sein.

Lyneham von Nils Westerboer, 496 Seiten, erschienen bei Hobbit Presse, Klett-Cotta.

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Lyneham (c) 2025 Nils Westerboer, Hobbit Presse, Klett-Cotta




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