Like A Complete Unknown
Falls etwas an Faszination in James Mangolds zweitem Musiker-Biopic Like A Complete Unknown zwanzig Jahre nach seinem Award-gekrönten Erfolg Walk the Line liegt, hängt die kaum an den darin abgehandelten Ereignissen aus Elijah Walds Biografie Dylan Goes Electric. Deren vergleichsweise obskure Episode ist paradoxerweise gerade durch ihre Reduktion an Dramatik und Handlung die ideale Basis für eine ikonographische Inszenierung, fokussiert auf die doppelte Deifizierung einer von einer Ikone verkörperten Ikone.
Akzeptiert man, dass die Absicht des sich mit dem Retorten-Retro-Look eines Macho-Modemagazins maximal mainstreamig gebenden Singer-Songwriter-Porträts nicht das charakterliche Ergründen Bob Dylans ist, sondern Timothée Chalamet in der Hauptrolle gut aussehen zu lassen, funktioniert sie.
Jede Suche nach mehr, etwa eine Untersuchung des politischen Zeitklimas oder gar Antwort auf die Frage, wie viel von Dylans lyrischer Sozialkritik nur kommerzielles Kalkül war, offenbart die psychologische und soziologische Leere hinter der aalglatten Fassade. Jene passt ironischerweise perfekt zur an ein Fashion Shooting erinnernden Ablichtung Chalamets als mit Sonnenbrille und Gitarre auf einem Vintage-Motorrad von Affäre zu Affäre brausende Folk Hero.
Mit einer Spur Selbstironie oder Skepsis hätte das flache Helden-Poem eine faszinierende Dekonstruktion musikalischer Mythen sein können. Doch der Regisseur und Co-Drehbuchautor Jay Cocks sind mindestens so opportunistisch wie der zwischen Größenwahn und Genialität changierende Posterboy-Protagonist ihrer Hochganz-Hagiographie.
Regie: James Mangold, Drehbuch: James Mangold, Jay Cocks, basierend auf dem Buch von Elijah Wald, Darsteller: Timothée Chalamet, Joe Tippett, Edward Norton, Eriko Hatsune, Peter Gray Lewis, Scoot McNairy, Filmlänge: 141 Minuten, Kinostart: 27.02.2025
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