Sie wird dich finden
Die Amerikanerin Freida McFadden schreibt seit 12 Jahren Romane, die sie vor allem über den e-Book-Markt im Selfpublishing vertreibt. 2022 gelang ihr mit dem ersten Housemaid-Roman (Dt. Titel: Wenn sie wüsste) ein unerwarteter Überraschungserfolg gigantischen Ausmaßes – Hollywood-Verfilmung mit Sydney Sweeney in der Hauptrolle bereits im Anmarsch.
Die großen Verlage drucken nun ihre Werke weltweit nach, und McFadden schob schnell zwei weitere Housemaid-Romane hinterher. Nach Sie kann dich hören liegt nun mit Sie wird dich finden auch der dritte Teil der Reihe in deutscher Übersetzung beim Heyne Verlag vor.
Fans müssen stark sein
Der folgende Überblick über die Handlung ist nicht ganz spoilerfrei: Fans der ersten beiden Romane müssen eventuell ein wenig schlucken zu Beginn der Geschichte. Denn während zwischen den Geschehnissen des ersten und zweiten Teils nur wenig Zeit vergangen ist, macht der dritte Teil einen Sprung von beinahe 15 Jahren nach vorne.
Millie und Enzo sind nun bereits einige Jahre verheiratet und haben zwei Kinder. Sie ziehen aus ihrer Stadtwohnung in ein kleines Haus auf Long Island. Es könnte die perfekte Vorgarten-Harmonie sein, doch wir sind in einem Housemaid-Roman. Die Nachbarinnen verhalten sich äußerst seltsam. Vor allem Suzette von nebenan, lässt keine Gelegenheit aus, auf Millie rumzuhacken und macht sich zu allem Überdruss auch noch schamlos an Enzo ran. Aber Millie weiß, sie kann Enzo vollkommen vertrauen. Oder etwa nicht?
Ich muss hier weg. Keine Zeit, mir die Hände zu waschen. Keine Zeit, mir Sorgen über blutige Fußspuren zu machen, die ich vielleicht hinterlasse. Ich muss hier raus. Ich hoffe nur, dass niemand herausfindet, was ich getan habe.
Überraschend heißt nicht automatisch Gut
Man kann die Prosa von Freida McFadden schnell und leicht als primitives Frauenthriller-Gewäsch abtun. Damit täte man ihr aber unrecht. Die Autorin verfügt über ein wirklich einzigartiges Gespür für Timing und Spannungsaufbau. Obendrein ist sie auch eine genaue Beobachterin von Frauenfeindschaften und deren Mechanismen – und sie zelebriert diese genüsslich. Dieser Spaß an der bösen Freude hat sich bisher noch in jedem ihrer Romane beim Lesen übertragen und so gelingt ihr das auch im dritten Teil. Die Probleme bleiben jedoch nach wie vor die gleichen – und sie werden sogar noch ein wenig schlimmer.
Man weiß ja nun mal von vornherein, dass die Geschichte schlussendlich ganz anders sein wird, als sie sich zunächst präsentiert. Die Autorin geizt dann – wie gewohnt – im letzten Drittel auch nicht mit Überraschungen. Bloß sind diese Überraschungen keine besonders guten (mehr). Sie sind haarsträubend, überkonstruiert, völlig an den Haaren herbeigezogen. Zudem ist Sie wird dich finden inhaltlich mehr als Drama denn als Thriller konzipiert. Das wäre an sich noch nichts Schlimmes, aber sagen wir es mal so – das Thriller-Genre kann Freida McFadden nun mal einfach besser.
Vermutlich wäre es eine gute Idee gewesen, ein paar Dinge zu ändern und die Geschichte als Standalone-Roman zu veröffentlichen. So richtig gut will Sie wird dich finden nämlich nicht zu den ersten beiden Romanen der Housemaid-Reihe passen. Als Pageturner und No-Brainer taugt die Geschichte jedoch nach wie vor hervorragend.
Sie wird dich finden von Freida McFadden, 432 Seiten, erschienen im Heyne Verlag.