Mario-Luigi-Brothership-(c)-2024-Nintendo (2)

Mario & Luigi: Brothership

7
RPG

Mit Rollenspiel-Titeln meint es das Mario-Franchise in letzter Zeit ziemlich gut. Remakes und neue Releases geben sich mit für Nintendo einzigartiger Regelmäßigkeit aktuell die Tür in die Hand. Man mag dem überversorgten Fan also verzeihen, wenn er sich seit dem Konkurs des ehemaligen Mario & Luigi-Entwicklers AlphaDream von eben dieser Reihe bereits für immer verabschiedet hat. Wirklich überraschend war es also, dass Nintendo nun mit Mario & Luigi: Brothership diese ehemals Handheld-gebundene Reihe wieder neu aus der Taufe hebt. Kein geringeres Studio als Acquire, welches sich für die Entwicklung der großartigen Octopath Traveler-Reihe verantwortlich zeigt, legt nun Hand an der Mario & Luigi-Reihe an – und das erstmals in vollem HD.

Mario & Luigi: Brothership hat ein schweres Erbe, denn die Reihe war zuletzt nach fünf Ausgaben auf ihrem kreativen Tiefpunkt angelangt. Von der ersten Sekunde merkt man aber die erneute Energie, mit der sich der Entwickler anschickt frischen Wind in die Reihe zu bringen. Alles ist kunterbunt mit ausdrucksvollen Animationen inszeniert, die den witzigen Figuren echtes Cartoon-Leben verleihen. Erkundet wird Concordia, eine Meeres-Welt, deren verstreute Inseln vom Spieler wieder miteinander verbunden werden müssen.

Mario und Luigi durchforsten abwechslungsreiche Umgebungen, die auch mit zunehmendem Spielverlauf immer wieder mit neuen Ideen und Designs bei Laune halten. Auf dem Programm stehen wie eh und je Platforming-light, Rätsel-Einlagen und natürlich rundenbasierte RPG-Gefechte, in denen mit exakt getimeten Button-Kommandos irrwitzige Kombos ausgeführt werden.

Das alles hört sich gut an, aber leider hat das neue RPG nicht nur die Stärken der Reihe im Gepäck: Auch die alten Makel haben es ins neue Boot geschafft. Der Plot des Spiels ist völlig irrelevant, was angesichts der langatmigen redundanten Text-Ergüsse besonders sauer aufstößt. Die recht lieblosen Text-Passagen stechen besonders hervor, da sowohl Super Mario RPG und Paper Mario: Die Legende vom Äonentor erst in jüngster Vergangenheit in Sachen Witz und Charme die Messlatte äußerst hoch gesetzt haben. Die Tutorial-Flut, die selbst die besten Ausgaben der Reihe immer zurückgehalten hat, prägt auch das Erlebnis hier.

Überhaupt hat man großteils den Eindruck, dass der Titel in vielerlei Hinsicht nur für jüngere Spieler konzipiert worden ist. Mario & Luigi: Brothership büßt so durch die Simplifikation diverser Aspekte so einiges an Charme ein: Das Trademark der Reihe war es immer, dass man die zwei Charaktere – Mario und Luigi, A-Button und B-Button – gleichzeitig steuert. In dieser Ausgabe läuft Luigi aber hinter Mario eher automatisch hinterher. Springt von selbst wenn notwendig, selektiert seine Kommandos mit dem A-Button statt dem reservierten Luigi-Button und beraubt damit den Spieler ein wenig der Besonderheit, welche die Reihe immer definiert hat.

Vergleichsweise unterhaltsamer ist dafür das neue Plug-System: Plugs, das sind diverse Modifizierer die jederzeit, auch während dem Kampf, ausgerüstet werden und sich nach gewisser Zeit entladen. Dadurch ergibt sich ein unterhaltsamer Schichtbetrieb, in der der Spieler pausenlos über das Konfigurieren seiner Spielfiguren nachdenkt. Bis zum Ende erwarten den Spieler immer wieder interessante Effekte, die zum Ausprobieren motivieren.

Mario & Luigi: Brothership ist ein weiterer Versuch Nintendos, einer altgedienten Reihe auf der Switch ein neues Zuhause zu verpassen. Die fantastische Präsentation ist dabei alles, was sich ein Fan wünschen kann, der Rest bleibt jedoch hinter anderen Mario-RPGs, von denen es derzeit wirklich eine große Auswahl gibt, weit zurück. Für Fans, die von Remakes und Re-Releases die Nase voll haben, ist der Titel gerade gut genug, alle anderen sollten sich die Alternativen zuerst gut ansehen.

Plattform: Switch (Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 7, Release: 07.11.2024, Link zur offiziellen Website




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