Galapagos (c) 2024 Kurt Vonnegut, Heyne Verlag(2)

Galapagos

Galapagos zählt vermutlich nicht zu den bekanntesten Werken von Kurt Vonnegut, ist aber eine seiner stärksten, witzigsten und bissigsten Satiren überhaupt.

Eine kleine Gruppe Schiffbrüchiger des Kreuzfahrtschiffes Bahia de Darwin überlebt auf den Galapagos Inseln den Weltuntergang. Den Zusammenbruch der Finanzmärkte, globale Seuchen und die Unfruchtbarkeit der Frauen. Von all dem bleiben sie auf den Galapagos Inseln verschont. Eine Millionen Jahre später haben sie sich zu einer pelzigen Robbenart entwickelt, deren Gehirne auf das Notwendigste reduziert sind. Denn damit die Menschheit überleben konnte, musste die Evolution sie von dem trennen, was all ihre Probleme verursacht hatte: ihren viel zu großen Gehirnen.

Heutzutage erscheint es natürlich ziemlich unglaublich, dass es einmal Menschen von so brillanter Doppelzüngigkeit gegeben hat. Auch ich muss mir in Erinnerung rufen, dass damals im Grunde jeder erwachsene Mensch ein Gehirn hatte, das ungefähr drei Kilogramm wog! Die Zahl der Teufeleien, die eine solche überdimensionierte Denkmaschine planen und ausführen konnte, war praktisch unendlich.

Kurt Vonnegut (Schlachthof 5) war ein unglaublich brillanter und bissiger Satiriker. Mit nahezu kindlichem Charme und Naivität nimmt er in Galapagos die Dummheit der Menschen auseinander. Er zerpflückt unser derzeitiges Verhalten und es wäre wirklich zum brüllen komisch, wenn es nicht gleichzeitig so erschütternd traurig wäre. Traurig, weil einfach viel zu glaubwürdig und real. Galapagos nimmt, wie auch viele andere seiner Werke, eine überaus eigenwillige und amüsante Erzählperspektive ein. Was in einem Stil mündet, der sich nicht an literarische Konventionen und Genrevorgaben hält. Vonnegut schreibt schlichtweg, wie er will. Das macht seine Bücher zu solch unverwechselbaren Unikaten. Deshalb entzieht er sich jeder Kategorisierung.

Vonnegut im Allgemeinen und Galapagos im Speziellen lassen sich nicht in Schubladen stecken. Wer bisher noch nie etwas von ihm gelesen hat, findet mit Galapagos nicht nur den perfekten Einstieg in sein Schaffen, sondern gleichzeitig auch einen seiner besten Romane. Es beinhaltet alles, was ihn zu einem derart großen und wichtigen Schriftsteller gemacht hat. Der Roman sprüht vor Originalität, Humor und einer großen Portion Gesellschaftskritik. Eigentlich nicht nur Gesellschaftskritik, sondern schlichtweg Kritik an uns Menschen und unseren Umgang mit diesen Planeten. Galapagos ist ein ungemein prägnantes, wichtiges und ungebrochen relevantes Werk. Und noch dazu ist es verdammt lustig.

Galapagos von Kurt Vonnegut, 336 Seiten, erschienen im Heyne Verlag.

Galapagos




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