Helldivers 2
Während Suicide Squad: Kill The Justice League erschien und unter Gelächter zum Millionen-Flop mutierte – Genre-Fatigue, unnötiges Life-Service-Korsett, etc. – wurde nebenbei ein weiterer Shooter-Titel mit all denselben Eigenschaften veröffentlicht. Und wer hätte das gedacht, der Titel wurde zum ersten großen Überraschungshit des Jahres: Helldivers 2. Dem geneigten Fan kommt der Spielablauf sehr bekannt vor. Es empfiehlt sich die Lektüre unserer Review zum ersten Helldivers, in dem beinahe jedes Wort den Spielablauf von Helldivers 2 beschreibt. An der Substanz hat sich nämlich in dreistem Ausmaß wenig geändert. Einzig und allein die neue Third-Person-Kamera-Perspektive öffnet die Türe für ein breiteres (Dudebro-)Publikum. Das lustige Tutorial? Bis in den Wortlaut praktisch ident. Die Kommandos zum Bestellen von Unterstützung? Same as ever. Gegner-Arten? Business as usual. Friendly Fire? Unverändert.
Das Spiel als ein Sequel zu bezeichnen, das aus den Fehlern und Problemen des Originals lernt und etwas eigenes an den Tisch zu bringen hat, ist schon fast Themenverfehlung, denn die Ähnlichkeiten im Spielablauf sind so offensichtlich, dass es sich eigentlich vielmehr um ein Remake handelt. Nicht, dass man den Entwicklern ihr Talent absprechen kann: Die kurzen Feldzüge auf ein chaotisches Schlachtfeld gestalten sich visuell bombastisch. Die Anarchie des Gefechts breitet sich wie schon beim Original vergnüglich aus und lässt wahres Starship Troopers-Feeling aufkommen.
Und doch sind es eben die Live-Service-Aspekte, die das Ganze trüben. Das Blättern im Battle-Pass nach Belohnungen entfaltet die gesamte Imposanz, die beim Wühlen durch die Abverkaufsware bei einer Fast-Fashion-Kette entsteht. Man wählt aus unnötigem Ramsch halt irgendwas, damit die Spielwährung wegkommt, auf der vergeblichen Suche nach irgendeiner menschlichen Emotion.
Genauso übel stößt auf, dass beim Release des Spiels der meiste Content nicht einmal dabei ist, ist es doch offensichtlich, dass weitere Gegnerarten die Live-Service-Timeline erst viel später aufleben lassen sollen. Doch zu einem Zeitpunkt, wo wir doch alle längst mit dem Suicide Squad-Sequel beschäftigt sind, wen interessiert das dann noch? In den 20 Stunden, die das Erlebnis heute hergibt, ist das Erlebte geprägt durch ein Loch. In der Praxis sind auch die einzelnen Spiel-Sessions durch unzählige kleine Details getrübt. Es liegt in der Natur von Online-Spielen, dass es ein paar Trolle gibt, aber das Friendly Fire von Helldivers bringt in fast jeder Session den inneren Affen aus den Mitspielern hervor. Ohne eine Truppe von drei Besties erwartet den Spieler schon eine besonders bittere Zeit.
Unterm Strich ist Helldivers 2 ein „ja, eh“. Es ist wirklich schwierig zu unterscheiden, was Helldivers 2 zum Superhit reifen lässt, ganz besonders wenn man es mit Suicide Squad: Kill The Justice League vergleicht, das immerhin mit einer – wenn auch mageren – Kampagne daherkommt. Jedenfalls hat das breite Gamer-Kollektiv gesprochen und Helldivers 2 ist ein noch nie dagewesenes Meisterwerk. Ja eh.
Plattform: PC (Version getestet), PS5, Spieler: 1-4 (Koop), Altersfreigabe (PEGI): 18, Release: 08.02.2024, Link zur offiziellen Website