Der dünne Mann

Der Kampa Verlag führt seine Reihe mit Neuübersetzungen des Werks von Dashiell Hammett fort. Nach dem wohl berühmtesten Roman Der Malteser Falke und dem komplexen literarischen Einstand Rote Ernte folgt nun mit Der dünne Mann der letzte Roman, den Hammett verfasst hat. Die Übersetzung fertigte diesmal Nikolaus Stingl an, der wie seine Vorgänger einen ausgezeichneten Job macht.

Die Plots von Dashiell Hammett nachzuerzählen, ist gar nicht so einfach. In aller Kürze: In den letzten Tagen der Prohibition befindet sich der ehemalige Privatdetektiv Nick Charles mit seiner Frau Nora auf Besuch in New York. Sowohl die Tochter, als auch der Anwalt eines ehemaligen Klienten suchen Kontakt zu Nick. Der Erfinder Clyde Wynant ist verschwunden und seine Sekretärin wurde ermordet. Nick und Nora beginnen gemeinsam eher widerwillig zu ermitteln. Lieber entleeren sie Whisky-Vorräte sämtlicher befragter Leute und hängen in Flüsterkneipen ab.

„Ich möchte bitte einen Drink.“
„Warum frühstückst du nicht zuerst?“
„Zum Frühstücken ist es noch zu früh.“

Der dünne Mann ist ein eleganter Noir-Krimi, bei dem – stärker als in anderen Werken Hammetts – auch dessen humoristische Ader zum Tragen kommt. Wobei der propagierte Alkoholismus einen durchaus bitteren Beigeschmack hat, wenn man um Dashiell Hammetts eigene Biografie Bescheid weiß. Der Romancier war selbst starker Alkoholiker und derart von seiner Sucht im Würgegriff, dass er die drei Jahre bevor er Der dünne Mann schrieb, kein Wort zu Papier bringen konnte. Nach der Vollendung dieses Romans widmete er sich der Politik, wurde Kommunist, geriet später ins Visier von Senator McCarthy und starb schließlich 1961 völlig verarmt.

Doch zurück zum Dünnen Mann. Dieser Roman ist faszinierend geschrieben, wie alles vom Begründer des Hardboiled-Genres. Weniger verworren als Rote Ernte und eben ein ganzes Stück humorvoller, begeistert der Roman mit seinen spritzigen Dialogen und skurrilen Figuren. Ebenso ist Der dünne Mann ein tolles Zeitdokument, das uns diese vergangene Ära schillernd widerspiegelt. Natürlich da und dort in die Jahre gekommen, aber das ist ja Teil des Charmes. Abgesehen davon sind die Bücher von Kampa auch optisch ein Schmuckstück und dürften jede Heimbibliothek aufwerten. Wir freuen uns auf weitere Neuübersetzungen.

Der dünne Mann von Dashiell Hammett, 286 Seiten, erschienen im Kampa Verlag.