Hund 51 (c) 2023 Laurent Gaudé, dtv(2)

Hund 51

In Hund 51 erzählt Laurent Gaudé von einer zusammengebrochenen Gesellschaft und verpackt das in eine spannende Kriminalgeschichte.

Ein Konzern hat Griechenland aufgekauft. Danach ist ein Großteil der Bevölkerung geflüchtet. So auch Zem Sparak, der jetzt als Hilfspolizist in Zone 3 arbeitet. Zone 3 ist ein Slum voller Armut, Gewalt und saurem Regen. Da er in der Hierarchie weit unten steht, werden er und seine Kollegen in Zone 3 als “Hunde” bezeichnet, sie dienen vorwiegend als Wegweiser für die Kollegen aus Zone 2. Als eine Leiche ihn aus seiner Gleichgültigkeit reißt, ermittelt er zusammen mit Salia Malberg, einer Kommissarin aus Zone 2. Gemeinsam suchen sie den Täter, aber auch nach einer Wahrheit in dieser zerbrochenen Welt.

Unter der Hochstraße erstreckt sich eine große Brachfläche, von den Einheimischen »Steppe« genannt, eine vom Wind gepeitschte Ebene, wo merkwürdigerweise seit Jahren nichts gebaut wird. Doch nicht deswegen flucht er gerade. Er flucht, weil er den gelben, fast orangefarbenen Regen bemerkt, und weiß, dass sein Einsatz außerhalb der überdachten Zone liegt.

Mit Hund 51 gelingt es Laurent Gaudé sowohl eine eindringliche Dystopie als auch einen spannenden Kriminalroman vorzulegen. Die geschilderte Welt fühlt sich glaubhaft und authentisch an. Außerdem wirft er eine beklemmende Frage auf, nämlich ob es in so einer Gesellschaft Sinn macht, einen Mordfall überhaupt zu untersuchen. Wo Gewalt an der Tagesordnung ist, was bringt es denn da, einen einzelnen Fall zu untersuchen? Was ändert sich schon, wenn sie den Mörder fassen? Die beiden Protagonisten lassen aber dennoch nicht locker. Für die Welt ändert sich vielleicht nichts, aber ihnen bedeutet es etwas.

Beide haben unterschiedliche Motivationen und Vorgehensweisen, aber gerade deshalb funktionieren sie so gut miteinander. Es ist vor allem ihre Vergangenheit, die ihre Gegenwart bestimmt und sie zu denen macht, die sie sind. Hund 51 behandelt zusätzlich auch das Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich. Dabei wird Gaudé nie kitschig oder verfällt in Klischees. Er schwenkt auch nicht mit dem erhobenen Zeigefinger. Sein oftmals nüchterner, direkter Stil lässt das gar nicht zu. Zieht den Leser aber gleichzeitig ungemein in seinen Bann. Hund 51 ist eine ganz große Empfehlung, sowohl für Sci-Fi- als auch Krimi-Leser, die neben Unterhaltung auch ordentlich Tiefgang mögen.

Hund 51 von Laurent Gaudé, 336 Seiten, erschienen bei dtv Verlag.

Hund 51




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