Goblin
Der Autor und Herausgeber Richard Chizmer veröffentlicht seit drei Jahrzehnten in den USA unter dem Label Cemetery Dance bibliophile Sammlerausgaben, von Autoren aus dem Bereich des literarischen Horrors. Die Ausgaben sind hochwertig verarbeitet, signiert, illustriert und limitiert. Der Verleger Olaf Buchheim hat das deutsche Pendant dazu in seinem Programm: Das Label Cemetery Dance Germany bringt ungefähr sechs dieser schicken Titel jährlich auf den Markt. Diese Ausgaben gelangen nicht in den regulären Buchhandel, sondern sind direkt beim Buchheim Verlag zu bestellen. Wir haben gerade eine der neuen Veröffentlichungen lesen dürfen: Goblin von Josh Malerman.
Er spürte, wie in seinen Augen Tränen aufstiegen. Glaubte, er würde sich in die Hose pissen. Sehnlichst wünschte er sich zu Hause auf der Couch zu sein, Pizza zu essen und Bier zu trinken. Er wünschte sich Hilfe. Er wünschte sich jemanden, der ihn aus dieser Situation herausholte.
Goblin erzählt einen Roman in 6 Novellen (plus der rahmenbildenden Vor- und Nachgeschichte). Zusammen ergeben die Stories das Panoptikum eines Ortes mit dem unheilvollen Namen Goblin, an dem der Regen niemals Pause macht. Eine mysteriöse Kiste soll hier um Mitternacht abgeliefert werden. Zwei alte Jugendfreunde treffen ein letztes tödliches Mal aufeinander. Ein sturer Jäger will zu seinem 60. Geburtstag eine verbotene Eule schießen. Ein Bühnenmagier hat ein dunkles Geheimnis. Und im stadtbekannten Heckenlabyrinth wartet eine besondere Überraschung. Diese und noch mehr Geschichten spielen sich in einer finsteren Nacht in Goblin ab. Leichte Verwebungen zwischen den Geschichten deuten sich an, Zeichen und Motive tauchen immer wieder auf und bilden ein Kaleidoskop des Unheils.
Das Mädchen klopfte mit der Spitze eines schwarzen Turnschuhs auf den Boden. Die Hände immer noch in den Hüften. Ihre Haltung deutete in der Tat darauf hin, dass Wayne etwas sehr Schlimmes angestellt hatte.
„Ich zeige Sie an“, sagte sie.
Diese Worte, Wayne hatte es gewusst, waren genau das, was jemand sagen würde, falls er The Hedges löste.
Scheiße.
„Ich zeige Sie an“, sagte sie.
Diese Worte, Wayne hatte es gewusst, waren genau das, was jemand sagen würde, falls er The Hedges löste.
Scheiße.
Josh Malerman ist ein bei uns noch weitgehend unentdeckter Autor. Am bekanntesten ist wohl sein Roman Bird Box – das aber vor allem durch die Netflix-Verfilmung mit Sandra Bullock. In den USA hat Malerman schon jede Menge Romane und Short Stories veröffentlicht. Außerdem ist er ein Dauerbrenner beim Bram Stoker Award, und auch andere Literaturpreise konnte er bereits einheimsen. Malerman versteht sich perfekt im Spannungsaufbau. Recht langsam, behutsam baut sich die Bedrohung auf, bis es abrupt zum Ausbruch kommt.
Goblin hat eine ganz eigene Aura und der Roman zieht die Leser gekonnt in seine beklemmende Atmosphäre mit hinein. Malermans Geschichten sind stets subtil und offenbaren bei weitem nicht alle Geheimnisse. So bleiben die Geschichten und Charaktere den Lesern noch lange in Erinnerung. Goblin ist Horror in seiner literarischsten Form. Kein Snack für Zwischendurch, sondern echte Substanz. Eben wie die ganze Reihe Cemetery Dance Germany.
Goblin von Josh Malerman, 432 Seiten, erschienen im Buchheim Verlag.