Clementine 1
Wir befinden uns in der Welt von The Walking Dead: Die Erde ist seit Jahrzehnten quasi entvölkert. Einzelne Gruppierungen gibt es noch, die um den Wiederaufbau bemüht sind. Clementine, vermutlich 17 Jahre alt, durchstreift die USA. Sie hat ein Bein verloren. Zu Beginn trifft sie auf Siedler. Ein Arzt macht ihr eine neue Prothese. Dann zieht sie auch schon weiter. Sie will nach Norden. Möglichst dahin, wo es gar kein Leben mehr gibt.
Clementine ist der Auftakt einer Graphic-Novel-Trilogie und gleichzeitig eine Rückkehr in Robert Kirkmans Walking Dead-Welt. Während es zur Fernsehserie bereits etliche Ableger gibt (weitere sind in Planung) ist Clementine das erste Comic-Spin-Off zur Mutterserie. Und es fühlt sich von Anfang an angenehm vertraut an.
Dass sich ausgerechnet Tillie Walden an die Fortführung der Welt und Motive von TWD gemacht hat, ist gleichzeitig überraschend wie sinnstiftend. Tillie Waldens bisherige Arbeiten sind sensible Charakterstudien junger (meist homosexueller) Frauen. Nachzulesen etwa in Pirouetten, West West Texas oder Auf einem Sonnenstrahl. Mit Clementine macht Tillie Walden erstmals einen Abstecher in Richtung Horror. Doch natürlich stehen auch hier die Figuren, ihre Sehnsüchte und Ängste im Mittelpunkt.
Cliff Rathburn, der auch schon bei TWD für die Grautöne zuständig war, sorgt dafür, dass Clementine auch optisch wie ein Walking Dead-Comic wirkt. Insgesamt besehen, ist Clementine ein guter Auftakt, der einen sofort in die Geschichte mit hineinzieht. Erzählerisch bleibt noch ein wenig Luft nach oben, aber dass ist ja auch gut so – immerhin sollen ja noch zwei Bände folgen. Clementine macht auf jeden Fall vom ersten Seitenaufschlag klar, wie sehr man diese Serie inzwischen vermisst hat. Ohne es zu wissen. Also immer nur her mit Buch Zwei!
Clementine 1 von Tillie Walden, 256 Seiten, erschienen bei Cross Cult.