Ich bleibe

Fabienne und Roland machen Sommerurlaub in Montpellier. Sie flanieren gerade die Strandpromenade entlang, als ein Sturm aufkommt. Es kommt zum Unglück – ein abgestürztes Wellblechdach köpft Roland. Eine unfassbare Tragödie. Doch Fabienne reagiert paradox: Scheinbar völlig emotionsbefreit beschließt sie den Urlaub wie geplant fortzusetzen. Und Planung war Rolands Passion. In seinem Kalender hat er minutiös den kompletten Aufenthalt getaktet. Fabienne beschließt jeden Programmpunkt genauso durchzuführen. Dabei begegnet sie dem Ladenbesitzer Paco. Eine eigenartige Freundschaft beginnt.

Ich bleibe ist das neueste Werk des äußerst fleißigen Comic-Schaffenden Lewis Trondheim. Hier liefert er jedoch „nur“ den Text ab. Die schönen Bilder kommen von Hubert Chevillard, die ganz in der Tradition des franko-belgischen Comicstils einzureihen sind – mit einem etwas ausgeprägterem Sinn für Realismus. Die skurrile Geschichte wird zu keiner Sekunde rührselig oder auch nur gar dramatisch. Der Unfall passiert so nebenbei und Fabiennes Reaktion darauf ist derart schräg, dass man eher erstaunt, denn bewegt durch die Seiten weiterblättert.

Ich bleibe ist eine spannende und unterhaltsame Lektüre. Sehr französisch einerseits, erinnert die Geschichte aber auch ein wenig an amerikanische Indie-Filme, etwa in Jim-Jarmusch-Tonart. Etwas mehr Tiefe in der Story wäre vielleicht nicht schlecht gewesen. So ist Ich bleibe eine leichtfüßige Auseinandersetzung mit einem schwierigen Thema. Grandios bebildert und subtil im Humor jedoch stets eine sehr feine Angelegenheit.

Ich bleibe von Lewis Trondheim und Hubert Chevillard, 128 Seiten, erschienen im Avant Verlag.