Fatality
In Marco Rauchs Debütroman Hard Boiled hat der Protagonist, ein namensloser Auftragskiller ein Massaker in einem dunklen dystopischen Wien veranstaltet. 10 Jahre später kehrt er in Fatality zurück um noch eine letzte offene Rechnung zu begleichen. Denn die Kinder seines Ex-Partners Mike, beide inzwischen erwachsen, wollen Rache an den Killern ihres Vaters vollziehen. Unser Anti-Held soll ihnen dabei behilflich sein.
Ich spüre eine alte verborgene Wut in mir aufsteigen. Eine Wut, die ich längst für ausgestorben hielt. Sie ist doch noch da. Ist das gut oder schlecht?
Fatality ist die späte Fortsetzung zu Hard Boiled, das letztes Jahr ebenfalls bei Blitz neu aufgelegt wurde. Wie in der Geschichte selbst sind auch in Wirklichkeit bei uns 10 Jahre ins Land gezogen. Das kann man an vielen Stellen und Motiven des Romans gut erkennen. Der Autor ist gewachsen und legt sein Hauptaugenmerk nun spürbar auf andere Sachen, als derbe Gewalt- und Sex-Eskapaden.
Fatality ist deutlich reduzierterer und weit weniger ein Hau-drauf-Roman, als sein Vorgänger. Vor allem die vollkommene Abwesenheit, der in Hard Boiled doch recht prominent eingesetzten Sexszenen, fällt deutlich auf. Die Pornografie ist einer leisen knisternden Erotik zwischen den beiden Protagonisten gewichen. Gleich bleibt, dass sie wieder zwischen einem älteren Mann und einer für ihn viel zu jungen Frau stattfindet.
„Naja, er wird sich nicht freuen mich zu sehen.“
Sie zuckt die Schultern. „Wer tut das schon?“
Sie zuckt die Schultern. „Wer tut das schon?“
Fatality widmet sich nach einem furiosen Auftakt einer recht straighten Rache-Story, die dann gegen Schluss doch nochmal eine überraschende Wendung nimmt. Die Gewalt findet immer noch sattsam statt, doch wird sie diesmal deutlich stärker reflektiert. Viele Briefe werden im Laufe der Handlung einander zugesteckt und jahrelanger, unterdrückter Schmerz kommt an die Oberfläche. Dadurch hat Fatality manchmal eine etwas sentimentale Note. Die steht der Sache aber gar nicht schlecht. Dass uns am Ende aber ein sehnlich erwartetes Wiedersehen verwehrt wird, schmerzt dann doch ein wenig. Vielleicht wird hier gar noch ein dritter Teil angeteasert? Man wird es sehen.
Insgesamt betrachtet kann man sagen, dass Marco Rauch mit Fatality ein deutlich reiferer, erwachsenerer Roman gelungen ist, im direkten Vergleich zum spaßigen aber deftigen Vorgänger. Dennoch haben wir es immer noch mit einer beinharten Geschichte zu tun. Die Dialoge sind weiterhin schön ätzend und die Weltsicht schwärzer als ein schwarzes Loch. Dieser düstere Zukunfts-Noir-Thriller ist schlammig, dreckig und hat verdammt schlechte Laune. Sehr zur Freude der Leserschaft. Wir hoffen jedenfalls auf einen Trilogie-Abschluss. Hoffentlich dauert das dann nicht nochmal 10 Jahre.
Fatality von Marco Rauch, 200 Seiten, erschienen im Blitz-Verlag.