Monster Hunter Rise: Sunbreak
In keiner Branche trifft das Chaos der Pandemie auf mehr Unverständnis als in der Spiele-Entwicklung. Unzählige Delays, inhaltsarme Events und gähnende Leere auf den Release-Listen kennzeichnen den Alltag. Und das in einem Umfeld, das digitaler gar nicht sein könnte.Auch Capcoms größter Erfolg der letzten Jahre bleibt von den Folgen nicht verschont: Bei Release war die Basisversion von Monster Hunter Rise noch unvollständig und das letzte Drittel wurde erste Wochen später per DLC nachgereicht. Darüber hinaus sucht man Highlights unter den DLC-Inhalten seit damals vergebens. Klar ist, dass Capcom jeden Aufwand auf die bevorstehende Bezahl-Erweiterung Sunbreak fokussierte. Insofern macht es wenig Sinn die Qualität von Sunbreak an den Inhalten des Vorgängers Monster Hunter World zu messen: Zu unterschiedlich sind die Bedingungen unter denen das DLC-Paket auf den Markt kommt.
Auf der Switch erhält Monster Hunter Rise nun jedenfalls wie gewohnt eine große Erweiterung, die im Grunde auch bitter notwendig ist. Das liegt nicht nur daran, dass der Release ein wenig unfertig wirkte, viele der Mechaniken und kleineren Details des Spiels offenbarten nach ein paar Stunden, dass sie nicht ganz ausgewogen waren. „Zu einfach“ ist das Urteil der Monster Hunter–Community, was im Detail bedeutet, dass dem Spieler dermaßen viel Bewegungsfreiraum zur Verfügung steht, dass die zu besiegenden Monster nicht mehr mithalten können. Was früher langwierige Gefechte waren, die Spieler und Monster an den Rand des Überlebens drängten, wurde mehr wie ein gemütlicher Spaziergang mit dem Hündchen im Park.
Insofern ist Sunbreak nun der Versuch der Entwickler, nochmal ordentlich Hand an die Spielmechaniken zu legen und die richtige Balance zu finden, um die weiten offenen Areale, die fulminanten Spider-Man-Manöver und die völlig hirnlosen Monsterkämpfe nochmal irgendwie zu einem funktionierenden Ganzen zusammenzufügen.
Und in der Tat gelingt das eigentlich ganz gut. Der höhere Schwierigkeitsgrad verlangt vom Spieler sehr viel mehr Disziplin. Korrekterweise haben die Entwickler erkannt, dass der völlig konfuse Rampage-Modus nicht zu retten ist und ihn damit in der Erweiterung ausgelassen. Stattdessen darf man nun in Single-Player-Jagd mit computergesteuerten Party-Mitgliedern machen. Gerade wenn man praktisch auf sich allein gestellt ist, wird die Bewegungsfreiheit von Rise zu einem lebensnotwendigen Werkzeug. Multiplayer-Ausflüge bleiben großteils weiter ein hirnloses Effektfeuerwerk mit wenig Tiefgang, aber man darf die Anzahl der Effekte in den Settings reduzieren und einige der schwierigeren neuen Monster können auch mal eine Vier-Mann-starke Party an den Rand des Ruins bringen.
Hat man mit den bereits bekannten Manövern schon viel zu tun, ist es vor allem das neue Feature, das es dem Spieler erlaubt mitten im Kampf zwischen zwei Skill-Konfigurationen zu wechseln, das nochmal richtig viel Komplexität in den Charakter-Aufbau bringt. Wer das Feature gekonnt mit neuen Skills und neuen Kampfmanövern kombiniert, der kann so stundenlang an hoch komplexen Variationen Freude finden.
Wer Monster Hunter Rise Sunbreak an der Zahl der Monster und Karten misst, der wird nicht viel Freude haben. Die Erweiterung ist im Grunde so zu verstehen: Monster Hunter Rise ist als Spiel unvollständig und wird eigentlich erst durch Sunbreak wirklich komplettiert. Für sich alleine bietet die Erweiterung aber eben trotz neuer Monster und neuer Umgebung nicht genug Abwechslung um sich mit der Vergangenheit messen zu können. Vor allem die derzeit bekannte Timeline für Updates sieht da wirklich bitter aus. Jede Menge Spielspaß ist dem Monster Hunter-Fan aber gewiss und als Endresultat macht Monster Hunter Rise zusammen mit seiner Erweiterung eine beachtliche Figur.
Plattform: Switch (Version getestet), PC, Spieler: 1-4 (online), Altersfreigabe (PEGI): 12, Release: 30.06.2022, Link zur Homepage