Straight White Male (c) 2015 John Niven, Heyne Hardcore, Heyne Verlag(2)

Straight White Male

Straight White Male ist ein komplett zügelloser Roman von John Niven in absoluter Höchstform. Bissig und herrlich komisch.

Kennedy Marr hat es als Schriftsteller geschafft. Zumindest in finanzieller Hinsicht. Seine Bücher verkaufen sich, er lebt längst in Hollywood und schreibt nur noch Drehbücher. Aber er ist auch ein Macho, ein brutaler Zyniker, süchtig nach Sex und Affären und säuft bis zum umfallen. Er flucht und vögelt sich durch Kalifornien. Er genießt sein exzessives Leben in vollen Zügen. Doch dann bringt ihn dieser Lebensstil an den Rand des Bankrotts. Da wird ihm plötzlich ein hoch dotierter Literaturpreis in England angeboten. Um an das Geld zu kommen, muss er mehrere Auflagen erfüllen. Auflagen, die ihm gehörig gegen den Strich gehen. Doch diese Erfahrung wird ihn nicht nur näher an seine entfremdete Tochter bringen, sondern sein Leben grundlegend ändern.

Denn – wie konnte es anders sein – es mangelte nicht an Gästen und Angestellten, die bezeugen konnten, was der eigentliche Auslöser der Schlägerei gewesen war. Dass Kennedy nämlich ein halbes Dutzend Cocktails getrunken, seine Zunge bis tief in die Lunge der Frau geschoben und ihrem Freund beinahe den Zinken abgebissen hätte.

John Niven entwickelt sich wirklich zum Meister der Satire, des schwarzen Humors und spannenden Erzählens. Wie auch in Old School gelingt es ihm mit Straight White Male eine eigentlich abgedroschen wirkende Geschichte und Hauptfiguren zu nehmen und daraus etwas absolut originelles und unterhaltsames zu machen. Er schreibt witzig und spannend und sein Stil ist immer auf den Punkt gebracht. Es gibt keine langweiligen, langatmigen Momente. Bei ihm geht es Schlag auf Schlag. Straight White Male wirkt zwar auf den ersten Blick wie ein chauvinistisches Manifest, ist es aber bei weitem nicht. Im Gegenteil er entwickelt daraus auf eine überaus intelligente, aber auch provozierende Art eine bitterböse Satire.

Straight White Male wirkt da auch ein wenig wie die weitaus überdrehtere, zügellosere Variante von Californication. Natürlich wird es auch Leute geben, die sich von Straight White Male angegriffen fühlen, man muss schon sagen, Niven nimmt sich kein Blatt vor den Mund. Aber genau das macht ihn auch zu einem so starken, gegenwärtigen Autor. Er passt sich nicht an, er ist nicht darauf aus, allen zu gefallen. Er möchte durchaus vor den Kopf stoßen und seine Leser zu einer Reaktion provozieren. Doch er macht das auf eine derart amüsante, humorvolle und spannende Weise, dass es einfach Spaß macht. Straight White Male ist ein ganz großer, gelungener Wurf von John Niven, vielleicht sogar einer seiner besten Romane bisher.

Straight White Male von John Niven, 384 Seiten, erschienen im Heyne Verlag.

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