Starman – David Bowie‘s Ziggy Stardust Years
1947 kommt David Jones zur Welt. Seine Kindheit im spießigen London der 50er ist geprägt von Langeweile und Einsamkeit. Sein Halbbruder Terry nimmt den jungen David Anfang der 60er Jahre mit auf seine ersten Rockkonzerte – und ein Feuer wird in David entfacht. Er will die Welt verändern, den Rock’n’Roll revolutionieren. Er verwandelt sich von David Jones in David Bowie. Von David Bowie in Ziggy Stardust. Und von Ziggy Stardust in Alladin Sane („A Lad insane“). Das Tauschen der Rollen und Persönlichkeiten geht nicht spurlos an David vorbei und er verliert immer mehr die Bodenhaftung.
Starman – David Bowie‘s Ziggy Stardust Years ist eine Comic-Biografie von Reinhard Kleist. Es ist bereits die zweite Graphic Novel innerhalb kürzerer Zeit, die von David Bowies schillernde Karriere Anfang der 70er Jahre erzählt. Erst letztes Jahr erschien im Cross Cult Verlag Bowie von Mike Allred, die ebenfalls äußerst gelungen ist. Für Reinhard Kleist wiederum ist es bereits die dritte Musiker-Biografie im Comic-Format, die er veröffentlicht. Nach Cash – I See a Darkness und Nick Cave – Mercy on me hat er sich nun eben David Bowie vorgenommen. Und das geplanter Weise gleich in mehreren Teilen. Denn auf Starman – David Bowie‘s Ziggy Stardust Years soll Low – David Bowie‘s Berlin Years folgen. Der Auftakt dieses ambitionierten Projekts ist jedenfalls mehr als gelungen. Starman ist atemberaubend gut.
Reinhard Kleist zeigt uns den Werdegang vom schüchternen Jungen zum Bühnenmonster, warum David Bowie eine Ausnahmeerscheinung war und wie er es schaffte nicht nur die Musik sondern auch die gesamte Popkultur nachhaltig zu verändern. Im Gegensatz zu Mike Allreds Bowie, ist Kleists Variante weniger heroisch, weniger larger-than-life. Auch Kleists kantiger Strich steht im Kontrast zu Allreds bunter Pop-Art-Welt. Hier wird uns ein Bowie gezeigt, der zerrissen, narzisstisch und destruktiv ist. Der völlig abgehoben und zugleich tief menschlich agiert, wenn er von seinen Selbstzweifeln droht aufgefressen zu werden. Reinhard Kleist hat Bowie von den Sternen zur Erde zurückgeholt. Und das ist gut so.
Mal sehen, wen sich Reinhard Kleist nach David Bowie noch so vorknöpfen wird. Von Morrissey bis Kurt Cobain gäbe es jedenfalls noch eine Menge Material an illustren Gestalten. Robert Smith wäre der Hammer. Man darf ja wohl träumen. Starman – David Bowie‘s Ziggy Stardust Years lädt einen jedenfalls zum Träumen ein und macht Lust auf mehr. Hoffentlich dauert es nicht allzu lange, bis die Fortsetzung erscheint.
Starman – David Bowie‘s Ziggy Stardust Years von Reinhard Kleist, 176 Seiten, erschienen im Carlsen Verlag.