Horak am Ende der Welt
Horak am Ende der Welt von Jan Kossdorff ist eine intime und humorvolle Geschichte über die Wirren des Menschseins im allgemeinen und des Schriftstellerdaseins im besonderen.
Jakob Horak ist im Sommer 2018 mit seiner Freundin Maja und seinem aktuellen Roman auf Lesetour. Der letzte Stopp bringt ihn nach Heidenholz, ins Waldviertel. Hier hat er die Sommer seiner Jugend bei den Großeltern verbracht und seine erste Liebe (und den ersten Sex) gehabt. Jetzt, mit Mitte vierzig, wird sich sein Leben erneut ändern. Denn Horak kämpft mit sich selbst. Seine Bücher sind nicht mehr so erfolgreich, seine Ex-Frau heiratet wieder und der gemeinsame Sohn findet den neuen Stiefvater toll. Mit Maja kommt es zum Streit und sein Agent findet keinen Abnehmer für Horaks neuen Roman. Er tut das, was vielleicht jeder (un)vernünftige Autor in so einer Situation tut, er flüchtet. Auf sein Fahrrad, in die Landschaft, in seine Vergangenheit.
Ich erwachte im Bett mit Maja. Ihre Füße lagen neben meinem Kopf, sie hatte sich also in der Nacht umgedreht, was vermutlich bedeutete, ich hatte geschnarcht.
Jemand klopfte an die Tür. Ich band mir meine Bettdecke um die Mitte, wankte durch das verdunkelte Zimmer und öffnete.
Karin stand draußen und fragte, ob sie mich auch nicht geweckt hätte. Ich sagte, ich sei schon munter gewesen, aber meiner Hose noch nicht begegnet.
Jemand klopfte an die Tür. Ich band mir meine Bettdecke um die Mitte, wankte durch das verdunkelte Zimmer und öffnete.
Karin stand draußen und fragte, ob sie mich auch nicht geweckt hätte. Ich sagte, ich sei schon munter gewesen, aber meiner Hose noch nicht begegnet.
Liest man den Inhalt von Horak am Ende der Welt, wird man schnell der Versuchung erliegen, die Geschichte als Autobiographie zu verstehen. Wie weit das alles echte Biographie ist, weiß nur der Autor selbst. Aber es ist auch vollkommen unerheblich. Jan Kossdorff gelingt es hervorragend seinen Roman gleichermaßen fiktiv und real zu lesen. Das kann alles Autobiographisch sein, aber es ist mit genug Fiktion durchzogen, dass man es nie genau wissen kann. Spielt auch keine Rolle, denn Horak am Ende der Welt ist einfach dermaßen unterhaltsam und sympathisch, man vergisst alles um sich herum. Man ist in dieser Geschichte von Anfang bis Ende drinnen und lebt, liebt und leidet mit dem Protagonisten.
Überhaupt sind die Figuren allesamt herrliche Unikate. Manche kommen einem aus dem eigenen Leben irgendwie bekannt vor, bei anderen glaubt man gerne, dass es solche Menschen wirklich gibt. Was besonders gut gelingt, der Protagonist wächst einem richtig ans Herz und man hätte nichts dagegen, noch mehr aus Horaks Leben zu lesen. Die Dialoge sind geschliffen und pointiert, oft überaus witzig und schlagfertig. Die ländliche, sommerliche Atmosphäre ist gekonnt eingefangen und man fühlt sich in die Gegend und Temperatur versetzt. Kossdorff gelingt mit Horak am Ende der Welt ein ganz großer Wurf. Eine absolute Empfehlung, unterhaltsam, humorvoll und vielschichtig.
Horak am Ende der Welt von Jan Kossdorff, 242 Seiten, erschienen im Milena Verlag.