Burma
Nestor Burma ist ein Privatdetektiv aus der französischen Hauptstadt. 1940 gerät er in deutsche Kriegsgefangenschaft. Im Lager hält sich auch ein, unter einer starken Amnesie leidender, Mann auf. Kurz bevor jener im Lager stirbt, sagt er verzweifelt zu Nestor Burma: 120, Rue de la Gare. Das sagt Nestor erst mal nichts. Doch kaum ist er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, wird er Zeuge eines kaltblütigen Mordes an einem Kollegen. Und auch jener sprach als letzte Worte die merkwürdige Adresse. Nestor nimmt den Fall auf.
Nestor Burma ist eine Figur des französischen Kriminalschriftstellers Leo Malet. Es existieren über 20 Romane mit dem sympathischen Raubein, der hoffnungslos in seine Sekretärin Hélène verliebt ist. Die Figur ist stark angelehnt an die amerikanischen Hard-Boiled-Detektive Sam Spade (von Dashiell Hammett) und Philipp Marlowe (von Raymond Chandler).
Jaques Tardi ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten französischen Comic-Autoren und Zeichner, der auf ein umfangreiches Schaffen zurückblicken kann (z.B. Adeles ungewöhnliche Abenteuer). Ab 1982 nahm er sich auch Comic-Adaptionen nach Leo Malet an. Von seinem Nestor Burma-Zyklus sind bisher 4 Alben erschienen. Plus einem weiteren, der in der gleichen Welt spielt und sich der Figuren bedient, aber nach einem Original-Szenario von Tardi entstanden ist (Blei in den Knochen). Der Verlag Edition Moderne legt die 4 originalen Burma-Bände 120, Rue de la Gare, Wie steht mir Tod?, Die Brücke im Nebel und Kein Ticket für den Tod neu in einer Gesamtausgabe auf.
Burma heißt das schicke Teil und ist mit gewohnt hoher Qualität verarbeitet. Einziges Manko: Es gibt keinerlei Einleitung, Vor- oder Nachwort, dass uns ein bisschen reinholt in die Welt von Malet und Tardi, historische Kontexte und Bedeutungen erklärt. Das ist schade, denn es hätte sicher viele interessante Infos gegeben. Seis drum. Die zeitlosen Krimi-Geschichten können auch heute noch bestens für sich selbst sprechen. In jede gut sortierte Comic-Sammlung gehört das Buch sowieso. Burma ist übrigens vor allem ein Comic für Leser. Der Anteil der Sprechblasen und Texttafeln ist enorm. Unendlicher Lesegenuss garantiert.
Burma (Gesamtausgabe) von Jaques Tardi nach Léo Malet, 408 Seiten, erschienen bei Edition Moderne.