Die phantastische Reise ins Jenseits
Liebe Filmfreunde des jenseitigen Filmgeschmacks, willkommen zurück bei Wonne aus der Tonne. Diese Woche wird es märchenhaft. Und ich verspreche jetzt schon allen, die dieses Werk noch nicht kennen – der hier ist ein echter Pflichtfilm. Legt all euren Zynismus ab und begleitet mich auf Die phantastische Reise ins Jenseits …
Der junge Frankie (Lukas Haas) wächst in den 60ern im beschaulichen Küstenort Willowpoint Falls auf. Er lebt mit seinem Vater, seinem älteren Bruder und seinen Großeltern etwas außerhalb im Ort. Die Mutter ist kürzlich verstorben. In Willowpoint Falls geht auch ein Kindermörder um. Und die Legende um die weiße Lady – ein Gespenst, das schon mehrere Küstenbewohner gesichtet haben wollen. Frankie wird im Laufe der Geschichte mit beiden Bekanntschaft machen.
Die phantastische Reise ins Jenseits entstand 1988 unter der Regie von Frank LaLogigia, der auch das Drehbuch schrieb. Der deutsche Titel ist mal wieder ein besonderes Kuriosum, denn wir werden hier keine Zeugen einer phantastischen Reise, und erst Recht nicht einer solchen ins Jenseits. Lady in White, so der weitaus sinnigere Originaltitel, ist die zweite von nur insgesamt drei Filmregiearbeiten von Frank LaLoggia. Und es ist mit Sicherheit und Abstand seine Beste. Die Story ist ein Mix aus Gespenstergeschichte, Kinder- und Abenteuerfilm, sowie mit Spuren von politischem Kommentar über die Rassismus-Probleme der USA, besonders (aber nicht nur) jener Zeit versehen. Außerdem verarbeitet Frank LaLoggia hier Teile seiner eigenen Biografie. Das klingt nach ein bisschen viel, funktioniert aber überraschend gut. Der Film verfügt über ein sehr harmonisches Storytelling und jeder Teil fügt sich perfekt in den anderen ein.
Besonders beachtlich ist, wie uns der Film ganz ohne Gewalt und vordergründige Effekte in seinen Bann zieht und eine wirklich gruselige Atmosphäre schafft. Der Film trägt zwar von der FSK das „Ab 16“-Siegel, aber bis auf einen klitzekleinen Moment (der dramaturgisch obendrein verzichtbar gewesen wäre), spräche überhaupt nichts dagegen, dass wir es hier tatsächlich mit einem astreinen Kinderfilm zu tun haben. Einem astreinen und äußerst mitreißenden Kinderfilm. Denn die Lady in White verbreitet eine wirklich ganz eigene Stimmung und Erzählkraft, über die wirklich nur ganz wenige Filme verfügen, die den Zuseher einlullt und mit sich trägt. Die über 30 Jahre, die inzwischen vergingen, konnten dem Film nichts anhaben. Gut, ein paar Effekte dürften schon damals nicht zu den Besten gezählt haben, doch in diesem Fall überwiegen die Inszenierung und die Geschichte diese kleinen Makel allemal. Und auch Kinderdarsteller Lukas Haas, der auch heute noch gut im Geschäft ist, kann darstellerisch voll überzeugen.
Obwohl die Kritiker den Film damals sehr wohlwollend aufnahmen, geriet er zum absoluten Kassengift. Von seinen 5 Millionen Dollar Budget, konnte er nur 1,7 in den USA wieder einspielen. Dank geschickter Vorabdeals zur späteren Weiterverwertung auf Videokassette wurde der Streifen dennoch zum Gewinn für die Produzenten. Und auf VHS wurden dann tatsächlich auch mehr Leute auf ihn aufmerksam und so wurde später doch noch ein kleiner Kultfilm daraus. Trotzdem: Bis heute kennen viel zu wenige Menschen den Zauber dieses wahrlich phantastischen Films, der besonders zur kalten Jahreszeit, eingekuschelt vor dem Fernseher mit einer heißen Tasse Kakao und Keksen zu genießen ist!
In diesem Sinne: Lasst das Kind in euch endlich mal wieder aufleben und bleibt seltsam!
Die phantastische Reise ins Jenseits
OT: Lady in White, USA, 1988, Regie und Drehbuch: Frank LaLoggia, Mit: Lukas Haas, Len Cariou, Alex Rocco, Katherine Helmond u.a.
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