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Google Stadia

Mit der ersten Ankündigung, man wolle im Bereich Gaming Fuß fassen, schlug Google im Oktober 2018 große Wellen. Ein Technologieunternehmen dieser Größenordnung würde die komplette Branche aufrütteln und dem Mitbewerb zumindest Kopfzerbrechen bereiten.

Knapp ein Jahr später, im November 2019, erschien dann schließlich Google Stadia mit zahlreichen Prophezeiungen seitens der Gaming-Presse, dass es sich hierbei um einen Gamechanger handeln könnte. Die Frage nach dem “Warum?” scheint schnell geklärt, handelt sich sich bei Stadia doch um ein Cloud-Gaming-Service, dessen technologische Infrastruktur über Rechenzentren von Google abgewickelt wird. Dies kann zweifellos als wohl wichtigstes Element eines Cloud-Anbieters genannt werden, denn ohne ausreichend Ressourcen kein zufriedenstellendes Gaming-Erlebnis. Bei Cloud-Gaming werden keinerlei lokalen Installationen benötigt, Kommunikation erfolgt über Server und Internetverbindung.

Google Stadia im Test

Wenn also niemand geringerer als Google selbst ein Gaming-Service offeriert, dann kann man davon ausgehen, das Technik und Infrastruktur auf einem hohen Level angesiedelt sind. 4K-Auflösung, HDR-Bilder und 60 FPS als Grundvoraussetzung sollte machbar sein und auch anspruchsvolle Gamer von Stadia überzeugen können. Ein weiteres Jahr sollte jedoch vergehen, bis nun endlich auch heimische Gaming-Enthusiasten Stadia in Händen halten dürfen. Anfang Dezember 2020 schickt Google die Cloud-Plattform auch in Österreich an den Start, womit insgesamt nun 22 Länder weltweit abgedeckt werden.

 

Eine neue Art des Spielens wird versprochen und angesichts einer neuen Konsolengeneration kann Stadia zumindest in Sachen Verfügbarkeit (sowohl Microsofts Xbox Series X als auch Sonys Playstation 5 sind zum Zeitpunkt dieses Reviews ausverkauft) die Konkurrenz in Österreich schon mal leicht ausstechen.

Für die Grundbedürfnisse eines Stadia-Spielgenusses benötigt es nämlich gerade mal ein Gmail-Konto, der Rest kann theoretisch mit vorhandenen Mitteln kompensiert werden. Als Screen kann vom Smartphone über Tablet bis hin zum altersschwachen Laptop alles genutzt werden, denn via Stadia-App bzw. Chrome-Browser lässt sich der Spiele-Stream leicht herstellen. Tastatur und Maus bzw. zahlreiche Controller sind Stadia-kompatibel, eine Auflistung ist hier zu finden. Am TV kommt der Chromecast Ultra-Dongle, der auch eine Netzwerk-Buchse für Kabelanbindung bietet, ins Spiel. Ein Stadia-Controller wird hierbei aber natürlich benötigt.

In Sachen Haptik ist bei dem Eingabegerät kein Manko erkennbar. Sowohl Gewicht, Tasten und Sticks wie auch die subtilen Vibrationsmotoren wurden ausgezeichnet abgestimmt. Per Knopfdruck können Screenshots gemacht oder der Google-Assistent gestartet werden (Mikro integriert), Aufladung erfolgt via USB-C und auch simples Ein- und Ausschalten wird direkt am Gamepad ermöglicht. Erwähnenswert: Ein 3,5 mm-Kopfhöreranschluss ist ebenfalls an Bord. Auch wenn Konkurrent Sony derzeit mit dem PS5-Dualsense-Controller in Sachen Eingabegeräte weit vorgelegt hat, so vermag der Stadia-Controller dank einer guten Mischung aus Funktionalität und Reduktion aufs Wesentliche zu überzeugen.

Ein Premiere-Bundle für die TV-Nutzung vereint Controller und Chromecast Ultra, die Herstellung der Verbindung aller notwendigen Elemente erfolgt auch für technische Laien überraschend simpel und schnell. Keine langwierigen Downloads und Installationen, keine (nennenswert langen) Updates und kaum Einstiegshürden macht Stadia für ungeduldige Gaming-Neulingen interessant.

Ein Blick auf die Spieleauswahl

 

Wie jeder Gamer mit ein paar Jahren Erfahrung auf dem Buckel aber gleich mal anmerken dürften, hier nun die wohl entscheidende Frage: Wie sieht es mit den Spielen aus? Ohne gut Spieleauswahl keine Gaming-Plattform, soviel steht fest. Hier wird der vielversprechende Blick erstmals getrübt, die Auswahl im Stadia-Store ist angesichts von etwa mehr als 120 Spielen vergleichsweise gering.

Immerhin finden sich aber zahlreiche Indie-Perlen (Celeste, Spiritfarer, Into The Breach) neben den vereinzelten großen AAA-Blockbustern (Cyberpunk 2077, Assassin’s Creed Valhalla, Immortals Fenyx Rising, aber auch Doom Eternal, Red Dead Redemption 2), was wohl Gelegenheitsspieler wie auch Enthusiasten zufriedenstellen dürfte. Mit einem kostenpflichtigen Stadia Pro-Abonnement kommen monatlich neue Titel für die User dauerhaft dazu, die Qualität schwankt dabei aber ebenso wie bei der direkten Konkurrenz.

Preislich bewegt man sich mit 9,99 pro Monat auf vergleichbarem Niveau wie Microsoft und Sony, ein Monat kann gratis getestet werden. Anmerkung: Die Cloud-Gaming-Angebote der genannten Mitbewerber offerieren jedoch eine größere Spieleauswahl und zahlreiche Exklusivtitel.

Dringend zu bedenken ist die Datenrate beim Spiele-Stream, welche binnen kurzer Zeit und mit entsprechend hoher Auflösung in Gigabyte-Dimensionen abdriften kann – bei Mobil-Verträgen mit begrenzten Downloadvolumen ein nicht unwesentlicher Reminder. Auch die Tatsache, dass eine ausreichend schnelle Internet-Übertragungsrate für entsprechende Bildschirmauflösung benötigt wird (Google gibt für 720p-Auflösung eine schnellere Verbindung als 10 Mbit/s an, hier kann, noch unter altem Namen, getestet werden), vermag das Spielvergnügen gewaltig einzubremsen.

Google hat mit Stadia viel richtig gemacht: Ein fescher, nützlicher Controller; eine denkbar einfache Plug-and-Play-Herstellung und ein ausgewogenes Preis-Leistungsverhältnis macht sicherlich neugierig auf die Cloud-Gaming-Plattform. Zahlreiche Variablen sind aber zu berücksichtigen, die so individuell wie die Spieler-Vorlieben selbst sind: Wie gut ist die Netzverbindung im eigenen Haushalt, mit welchem alternativen Controller will man auf welchem Screen spielen (Stichwort: Verfügbarkeit und Kompatibilität) und wie zufriedenstellend ist die Spielauswahl für den Abo-Preis im Vergleich zur Konkurrenz? Fragen, die man sich im Vorfeld stellen sollte. Stadia macht unter idealen Bedingungen aber erstaunlich viel Spaß und liefert einen Ausblick auf eine wohl nicht mehr allzu ferne Gaming-Zukunft.