I See You
Werte Gemeinschaft des absonderlichen Films, herzlich willkommen zurück bei eurer Lieblingsfilmkolumne Wonne aus der Tonne! Nachdem wir gerade erst zuletzt über einen eher neuen Film sprachen, präsentiere ich euch diesmal sogar einen brandaktuellen Film. Doch da bisher herzlich wenige von euch dieses filmische Kleinod wahrgenommen haben, darf man zu Recht bereits jetzt von einem kleinen unterschätzten Meisterwerk sprechen. Lehnt euch zurück. Wir wünschen angenehmen Schauer mit I See You …
In einem idyllischen Vorort in den USA verschwindet ein 12-jähriger Junge spurlos. Leider kein Einzelfall. Der mit dem Fall beauftragte Detective Greg Harper (Jon Tenney) steht unter enormen Druck, der Öffentlichkeit einen Täter zu präsentieren. Doch auch privat läuft es bei Greg derzeit nicht rund. Seine Frau Jackie (Helen Hunt) gestand ihm soeben einen Seitensprung. Zu Hause herrscht also dicke Luft, unter der vor allem auch Sohnemann Connor (Judah Lewis) leidet. Zu allem Überfluss hat sich auch noch irgendetwas Mysteriöses im Hause Harper eingeschlichen. Gegenstände verschwinden, gehen plötzlich kaputt oder tauchen an einem anderen Ort auf. Treibt hier ein Geist sein Unwesen? Oder geht’s hier gar um etwas ganz anderes?
I See You ist ein raffinierter Psychothriller aus dem Jahr 2019, inszeniert von Adam Randall und geschrieben von Devon Graye. Es handelt sich dabei um das Drehbuchdebüt des mittelmäßig bekannten Schauspielers und stand einige Jahre auf der Black List. Also jener Liste beliebter Drehbücher, die bis dato unverfilmt blieben. Es ist ein wirklich aufregendes und mehrere Haken-schlagendes Drehbuch, das es schafft einen bis zur letzten Minute zu überraschen. Und nach Ansicht möchte man sofort den Film neu starten um zu überprüfen, ob sich das wirklich alles so ausgeht. Von dieser Art Film reden wir also. Regisseur Adam Randall inszeniert diese Geschichte mit ruhiger Hand und dennoch hochspannend.
Allzu viel verraten darf man hier leider nicht, da dieser Film wirklich vor allem von seinen Überraschungsmomenten lebt. Die Geschichte ist clever ausgedacht und konzipiert, die Darsteller allesamt gut, mit einem vor allen herausragenden Jon Tenney. Eine hervorragende Kameraarbeit und effektive Soundkulisse runden diesen Streifen auch formal wunderbar ab. Ein wenig weckt die ganze Geschichte Erinnerung an The Tall Man (USA, 2012) von Pascal Laugier oder Wahnsinnig verliebt (À la folie… pas du tout, Frankreich, 2002) von Laetitia Colombani. Hier wurde sich eventuell der eine oder andere Kniff abgeschaut. Aber im Großen und Ganzen muss man I See You letztlich zugestehen, doch sein höchst eigener Film zu sein. Originell auf allen Ebenen und wahrlich verblüffend wie ein Zaubertrick. Mehr darf man leider nicht dazu sagen. Aber empfehlen kann man ihn. Und zwar kräftig.
In diesem Sinne: Lasst euch nicht auf die falsche Fährte führen und bleibt seltsam!
I See You
OT: I See You, USA, 2019, Regie: Adam Randall, Drehbuch: Devon Graye, Mit: John Tenney, Helen Hunt, Judah Lewis, u.a.
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