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Lass uns töten

Jeff Strand ist ein hierzulande noch recht unbekannter Name. Dabei hat der fleißige Autor schon jede Menge Romane in den USA veröffentlicht – und das mit durchaus beachtlichem Erfolg. Mit seiner eigenen Form der Horror-Comedy und des Makaberen war er schon vier Mal für den Bram Stoker Award nominiert. Sowohl das lesende Publikum, als auch die Kritiker feiern seine Geschichten seit zwei Jahrzehnten. In Deutschland gab es ein paar Versuche seine Werke auch an die deutschsprachige Leserschaft zu bringen. Doch bis auf einen kleinen Kreis, wurde hier noch recht wenig Notiz von Jeff Strand genommen. Doch nun hat der Festa Verlag sich des Autoren angenommen. Und wir wollen mal hoffen, dass dies den Bekanntheitsgrad ein Wenig steigern wird. Die Geschichten haben jedenfalls das Potenzial dazu. Die neueste Festa-Veröffentlichung trägt den Namen Lass uns töten. Und darum geht’s:

Der zwölfjährige Alex Fletcher hat es nicht leicht. Nach einem Umzug versucht er sich mit der lokalen Jugend anzufreunden. Sein „Aufnahmeritual“ besteht darin, dass er Kondome aus einem Drugstore-Laden klauen soll. Das geht allerdings schief und Alex fliegt auf. Seine intoleranten, humorlosen Eltern stecken den Jungen daraufhin sofort in ein strenges Internat. Dort wohnt er mit drei anderen Jungs in einem Zimmer. Neben den neuen Freunden Peter und Jeremy, wohnt hier auch der Soziopath Darren. Dieser hegt eine ungesunde Faszination für den Tod. Als die anderen Jungs finden, es wäre an der Zeit Darren mal eine kleine Abreibung zu verpassen, ahnen sie noch nicht, dass sie sich damit einen Todfeind zuziehen – für den Rest ihres Lebens …

Das Säckchen mit den Patronen trug mich durch die nächsten 114 Tage. Eine Kugel pro Tag. Ein Datum, eingeritzt in die Hülse. Ein weiterer Tag, an dem ich mich nicht umgebracht hatte.

Lass uns töten ist ein sauspannender und gut ausgedachter Psychothriller von Jeff Strand. Nicht wenige betrachten dieses Buch als sein Bestes. Die Geschichte ist vor allem in der ersten Hälfte tatsächlich hervorragend komponiert und erzählt. Der lockere Ton der Jugendgeschichte wandelt sich jedoch ab der Hälfte in einen erbarmungslosen Albtraum. Jeff Strand lässt seinen Helden Alex wahrlich durch die Hölle gehen und an einigen Stellen braucht es durchaus starke Nerven, um das Gelesene zu ertragen. Auch wenn Jeff Strand – zum Glück – nie allzu explizit wird mit den grausigen Szenarien, hat der Roman doch eine ziemliche Härte. Vor allem im letzten Drittel. Aber bis dahin hat die Story einen bereits dermaßen gepackt, dass an ein Abbrechen nicht mehr zu denken ist. Bis zum Finale sitzt man atemlos, Seite um Seite, und kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Der Strand-typische Humor geht Lass uns töten zwar ein wenig ab, das ist in diesem Fall aber nicht unbedingt etwas Schlechtes.

Langsam öffnete ich den Mund. Er schob den Lauf meiner eigenen Waffe zwischen meine Lippen. „Und jetzt steck meine Waffe in meinen Mund. Bei drei drücken wir ab. Wir sterben gemeinsam, wie Seelenverwandte.“

Lass uns töten ist übrigens ein etwas seltsam gewählter deutscher Titel, der sich nicht wirklich in der Story einlöst. Jedoch tut dies auch der Originaltitel Pressure nicht unbedingt. Jeff Strand wurde von einigen Autorenkollegen mit Richard Laymon verglichen. Was die makaberen Ideen betrifft, mag das teilweise stimmen. Doch Jeff Strand ist ein ungleich menschlicherer, intelligenterer und subtilerer Autor. Wir hoffen, dass auch das deutschsprachige Publikum bald davon Notiz nimmt. Lass uns töten ist jedenfalls eine geeignete Möglichkeit, diesen hervorragenden Schriftsteller kennen zu lernen.

Lass uns töten von Jeff Strand, 350 Seiten, erschienen im Festa Verlag.




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