The Nazi Island Mystery
Das Buch mit dem auffälligen Titel – The Nazi Island Mystery – ist wieder da. Dieser unglaubliche Klassiker des Wiener Trash-Romans, der schon in allerlei Formen verfügbar war (dazu später mehr), ist erneut in Buchform zu haben. Neuaufgelegt und herausgebracht in der formidablen Edition Super Pulp. Und darum geht’s:
In naher Zukunft. Das vierte Reich regiert weite Teile der Welt mit stählerner Faust. Kay Blanchard ist eine super sexy MI6 Agentin, die beauftragt wird, dem Tod eines Agentenkollegen nachzuforschen. Die Spur führt über Wien auf die Insel Cres, die von Nazis besetzt ist. Sado-Maso-Obfrau Inge Stein führt hier ein Regiment von wahnsinnigen Wissenschaftlern an, die obskure Forschungen betreiben. Wie etwa das Klonen von Nazi-Größen von Hitler bis Eichmann. Kay Blanchard zeigt vollen Körpereinsatz um den Nazi-Schergen ihre Lack-High-Heels in die Weichteile zu treten.
The Nazi Island Mystery hält was der Titel verspricht. Eine derbe und trashige Hau-drauf-Tour de Force, gefüttert mir surrealen Sex-Szenarien, Außerirdischen und einer Menge Drogenkonsum. Dieser Nazi Spy-Fy-Thriller ist höherer Unfug, den man am besten selbst gelesen hat, um ihn zu glauben. r.evolvers Roman ist dabei nur der Auftakt einer inzwischen zur Trilogie angewachsenen Reihe um das Agenten-Luder Kay Blanchard. Weitere Teile nicht ausgeschlossen. Erstveröffentlicht wurde The Nazi Island Mystery 1999 im Online-Portal Evolver – als allererster österreichischer Online-Fortsetzungsroman. Im Jahr 2010 folgte dann die erste Printausgabe, in einer generalüberholten Version, im damals neugegründeten Verlag Evolver Books – und brachte es dort auf drei sehr stattliche Auflagen. Im Jahr 2013 erschien dann eben dort auch die lang erwartete Fortsetzung Pol Pot Polka. Und 2019, nun in der Edition Super Pulp, der dritte und vorerst letzte Teil Surfin‘ Saigon. Die ganze Trilogie ist nun wieder komplett erschienen und zu erwerben.
„Nehmen Sie das, schnell!“ „Zyankali?“ „Seien Sie ganz beruhigt mein Führer, nur ein Mittel gegen dieses grüne Zeug!“ Der Himmel allein wusste, warum ich ausgerechnet dem das Leben rettete, wenn es denn noch zu retten war. Der Schleimpegel stieg nämlich schneller als der Blutdruck bei einer Crack-Party.
Hinter dem Pseudonym r.evolver steckt übrigens der Wiener Autor, Lektor und Herausgeber Robert Draxler, der auch der treibende Motor hinter der Edition Super Pulp ist. Mit The Nazi Island Mystery gelang ihm ein äußerst potentes Debüt, mit mehr Ecken und Kanten denn Rundungen. Außerdem ist das ganze Unternehmen mit einer beachtlichen Ernsthaftigkeit umgesetzt worden – gerade auch in den humorvollen Teilen der Geschichte. Hier wurde nicht einfach Trash um Trashs Willen produziert, sondern eine Huldigung der amerikanischen Taschenbuch-Pulp-Ära erschaffen. Manchmal ist die Balance zwischen Erzählung und Quatsch in diesem Erstling noch nicht ganz ausgegoren, aber die atemlose Geschichte schafft es dennoch den Leser durchgehend bei (oder an) der Stange zu halten. Echter literarischer Underground aus Wien, der in seiner direkten Rohheit auch heute noch für viel Begeisterung bei Liebhabern des gepflegten literarischen Trashs sorgen dürfte.
The Nazi Island Msytery von r.evolver, 168 Seiten, erschienen bei Edition Super Pulp.