Nameless – Total Terminator
Herzlich Willkommen liebe Filmfreunde bei einer neuen Runde Wonne aus der Tonne, wie immer auf der Suche nach den Highlights des filmgeschichtlichen Ramschs. „Er war seiner Zeit voraus.“, diese Phrase wird recht häufig bemüht. Und manchmal trifft sie eben auch den Nagel auf den Kopf. Wie bei dem heute vorgestellten Film Nameless – Total Terminator. Werfen wir einen kurzen Blick auf die Handlung.
Der Uhrmacher Eddy Kay (Michael Biehn) rettet eine Frau und ihr Kind aus einem brennenden Haus. Als ihn darauf die Medien als Helden feiern, wird eine undurchsichtige Geheimorganisation auf Kay aufmerksam. Anscheinend kennt man sich von früher und kurzerhand werden ein paar Killer losgeschickt um Kay zu beseitigen. Jener weiß gar nicht wie ihm geschieht – schließlich ist er doch nur ein einfacher Uhrmacher, oder? Eddy erweist sich jedenfalls als um einiges taffer als erwartet. Als plötzlich auch noch Erinnerungsfetzen an ein fremdes Leben auftauchen, sucht Eddy Hilfe bei der jungen Psychiaterin Anna Nolmar (Petsy Kensit). Gemeinsam versucht man das Geheimnis um Eddys vergessene Vergangenheit zu lösen.
Nameless – Total Terminator aus dem Jahre 1991 ist ein Action-Thriller mit leichten Sci-Fi-Anleihen des israelischen Regisseurs Avi Nesher. Jener schrieb auch das Drehbuch und verarbeitete hier zum Teil seine eigene Vergangenheit in der israelischen Armee. Produziert wurde der Streifen von Dinos Tochter Raffaella De Laurentiis. Der Film ging unter dem Arbeitstitel Nameless in Produktion, wurde aber kurz vor Veröffentlichung im Original nochmal auf Timebomb umgetauft. Da zu diesem Zeitpunkt die Auswertungsrechte in viele Länder aber bereits unter seinem Ursprungstitel verkauft wurden, kam der Film vielerorts als Nameless in die Kinos und Videotheken. So auch in Deutschland, wo er um den Anhang Total Terminator ergänzt wurde. Dies natürlich durch die Besetzung des Hauptdarsteller Michael Biehn, der eben im originalen Terminator von 1984 gegen Arnold Schwarzenegger antrat – und um damit eine falsche Nähe der beiden Streifen zu suggerieren.
Man kann den Film mit Fug und Recht als den Prototypen des Amnesie-Actionstreifens bezeichnen. Also jenes Handlungsgerüsts, in dem ein vermeintlicher harmloser Bürger in einem Verschwörungsszenario entdeckt, dass er in Wahrheit eine ausgebildete Killermaschine ist, der das Gehirn gewaschen wurde. Siehe z.B. die Jason Bourne-Filme. Biehn war Regisseur Neshers absolut erste Wahl. Er setzte sich damit sogar gegen den Wunsch seiner Produzentin durch, die einen „angesagten“ Actionstar der damaligen Zeit, wie Jean-Claude Van Damme bevorzugt hätte. Doch Nesher wollte einen realistischeren, verletzlicheren Protagonisten haben, wurde mit Michael Biehn fündig. Dies war es ihm sogar wert, durch diese Entscheidung nur das halbe Budget von Raffaela bereit gestellt zu bekommen. Die Actionszenen sind fein choreografiert, meistens handgemacht und äußerst ruppig. Und damit (siehe oben) seiner Zeit weit voraus, da zum derzeitigen Zeitpunkt eben vor allem Übermenschen wie Stallone, Schwarzenegger und Co. in komplett unrealistischen Szenarios den Ton angaben. Darüber hinaus zeigt Nesher auch viel nackte Haut, weit mehr als wir das von den prüden amerikanischen Actionfilmen jener (und eigentlich auch der heutigen) Zeit her kennen. Diese Verbindung aus Sex und roher Gewalt, gepaart mit einem verletzlichen Helden, war wohl auch (Mit-)Grund warum der Film vom Publikum damals gemieden wurde, da dies einfach zu weit weg vom vorherrschenden Mainstream lag.
Heute stellt man überrascht fest, was für ein handwerklich gut gemachter Actionfilm Nameless auch nach heutigen Maßstäben noch ist. Flott, unterhaltsam, mit der Logik zwar manchmal auf Kriegsfuß stehend, aber was soll’s? Da wollen wir mal nicht kleinlich sein. Der geneigte Zuseher kriegt hier jedenfalls ordentlich was geboten. Nameless – Total Terminator ist gleichermaßen Vorreiter, wie Retro-Kino und macht verdammt viel Spaß.
In diesem Sinne: Haltet eure Erinnerungen beisammen und bleibt seltsam!
Nameless – Total Terminator
OT: Timebomb, USA, 1991, Regie und Drehbuch: Avi Nesher, Mit: Michael Bien, Patsy Kensit, Richard Jordan, u.a.
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