Major-Dundee-Sierra-Charriba-(c)-1965,-2019-Koch-Films(7)

Major Dundee – Sierra Charriba

9
Western

Major Dundee – Sierra Charriba war Sam Peckinpahs erster Western mit größerem Budget und deutet inhaltlich und stilistisch auf sein paar Jahre später entstandenes Meisterwerk The Wild Bunch hin.

Major Dundee (Charlton Heston), ein Offizier der Union, der in ein Kriegsgefangenenlager nahe New Mexico strafversetzt wird, stellt eine bunt gemischte Truppe Soldaten zusammen um den Apachen-Häuptling Sierra Charriba (Michael Pate) zu fangen, nachdem der mit seinen Leuten eine Armeeeinheit und eine Familie getötet hat. Dundees ehemaliger Freund und Kollege Captain Tyreen (Richard Harris) befindet sich, gemeinsam mit einigen anderen Südstaaten-Soldaten zu denen er übergelaufen ist, ebenfalls in seinem Trupp und es kommt auch immer wieder zu Konflikten zwischen Nord- und Südstaaten. Je weiter Dundee und Tyreen in das feindliche Territorium vordringen, desto auswegloser scheint die Situation. Unerwartete Unterstützung bekommen sie von der aus Wien stammenden Witwe Teresa Santiago (Senta Berger), die aber auch zusätzlich zu Spannungen zwischen den beiden Soldaten führt.

 

Sam Peckinpah war ungestümes Rauhbein, vulgärer Trunkenbold, kompromissloser Provokateur und ein gnadenloser Filmemacher, er war wie ein Cowboy, der statt einem Revolver eine Kamera zückt. Wie viele andere seiner Filme hat auch Major Dundee – Sierra Charriba schwere Produktionsbedingungen aufzuweisen, die nicht zuletzt von Peckinpahs Alkoholsucht beeinflusst wurden. Das Studio war mit dem Ergebnis unzufrieden und hat den Film entgegen den Intentionen des Regisseurs ändern lassen. Peckinpah versuchte sich zwar dagegen zu wehren, kam zum Dank aber nur auf eine interne “schwarze Liste”. Manches davon merkt man dem Film leider an. Vor allem die Handlung wird zusehends verworrener und verläuft sich in unnötig viele Verstrickungen und Wendungen, was dazu führt, dass das Ganze zu überladen wirkt. Abseits davon überzeugt der Western jedoch von ungemein facettenreichen Charakteren, die eigentlich für das Genre ungewöhnliche Verlierertypen sind, einer großteils überraschend starken Frauenfigur und einer temporeichen Inszenierung.

Peckinpah unterläuft die gängige Heldenglorifizierung des Western und stellt den Gewaltfetisch brutal und ungeschönt dar. Man spürt das Talent des Regisseurs, der in seiner filmischen Vision sattelfest ist und der nicht bereit ist für sein Werk Kompromisse einzugehen. Aber man merkt auch, dass er hier noch nicht sein volles Potenzial ausschöpft. Der Film hat zwar, wie viele von Peckinpahs Filmen, einen eher pessimistischen Grundton, aber er geht milder mit der Menschheit ins Gericht, als er das in späteren Werken noch tun wird. Major Dundee – Sierra Charriba erscheint wie ein gezähmter, gezügelter Western, der zwar spannend und rasant ist und von tollen schauspielerischen Leistungen getragen wird, aber sich gleichzeitig auch ein wenig zurückhält und an seiner überbordenden Handlung kränkelt. Doch es brodelt bereits unter der Oberfläche, der Regisseur hinter der Kamera steht kurz vor dem Ausbruch und wird mit seinem nächsten Spielfilm vier Jahre später sein erstes großes Meisterwerk abliefern.

Regie: Sam Peckinpah, Drehbuch: Harry Julian Fink, Oscar Saul, Sam Peckinpah, Darsteller: Charlton Heston, Richard Harris, James Coburn, Senta Berger, Mario Adorf, Warren Oates, L.Q. Jones, Slim Pickens, Filmlänge: 136 Minuten, DVD/Blu-Ray Release (Mediabook): 12.12.2019




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