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Saw

Liebe Filmfreunde der derberen Gangart – willkommen zurück bei Wonne aus der Tonne. Diesmal haben wir einen richtigen modernen Klassiker ausgepackt. Ein Meilenstein des Horror- und Thriller Genres, der nicht zuletzt aufgrund seiner unzähligen Sequels in Verruf geriet. Doch dazu später mehr. Die Rede ist natürlich von keinem geringeren, als dem unsagbar bösen Saw!

Zwei Männer erwachen angekettet in einem abgefuckten Waschkeller. Auf der einen Seite der junge Fotograf Adam (Drehbuchautor Leigh Whannell), auf der anderen der Chirurg Dr. Lawrence Gordon (Cary Elwes). In der Mitte des Raumes liegt die Leiche eines Mannes, der sich mit einer Waffe offenbar das Hirn raus geblasen hat. In der einen Hand hält der Tote einen Revolver, in der anderen ein Diktafon. Beides ist praktisch, denn die beiden Männer finden in ihren Hosentaschen jeweils eine Kassette zum Abspielen. Dr. Gordon darüber hinaus eine Patrone. Als sie ihre Kassetten abspielen, erklärt ihnen eine finstere Stimme, dass sie ausgewählt wurden an einem fiesen Spiel zu partizipieren. An dessen Ende soll Dr. Gordon Adam töten, falls er Wert darauf legen sollte seine gekidnappte Familie jemals wieder zu sehen. Im parallel erzählten Handlungsstrang erfahren wir mehr über den sogenannten Jigsaw-Killer, der seine Opfer entführt und sie in tödliche Spiele verwickelt ohne je selbst Hand anzulegen. Der ehemalige Cop Tapp (Danny Glover) ist schon länger auf dessen Spur. Vor allem seitdem sein Partner dem Irren zum Opfer fiel, nimmt er die Sache sehr persönlich …

 

Saw ist das Langspielfilm-Debüt von Regisseur James Wan aus dem Jahr 2004. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Kurzfilm den Wan zusammen mit Drehbuchautor Leigh Whannell ein Jahr zuvor schrieb und den jungen Filmmachern viel positive Aufmerksamkeit zu Teil kommen ließ. Saw bedient sich zwar einerseits einiger bekannter Schemata aus dem Serienkiller- und Horrorfilm, schafft es jedoch sogleich von Anfang an, eine höchst eigene Atmosphäre und Erzählweise auf den Zuschauer loszulassen. So ist hier zwar einiges von der dreckigen und bedrückenden (und zeitgleich wahnsinnig ästhetisierten) Optik von einem Film namens Sieben auszumachen – gleichzeitig ebnete Saw mit seiner nicht analogen Erzählweise, seinem hektischen Schnitt, und dem sukzessive Auflösen von Rätseln (mit unerwarteten Twists) den Weg für vieles danach. Von dem TV-Mystery-Phänomen Lost, über den derzeit grassierenden Escape Room-Hype, bis hin natürlich zu der gesamten (durchaus zwiespältig zu betrachtenden) Folter-Porno-Welle von Hostel bis abwärts. Von diesem Trend sollte sich die (Horror-)Filmwelt 10 Jahre lang nicht erholen. Bis James Wan mit seinem Gruselfilm The Conjuring dem Geisterhorror neue Impulse setzte (von dem sich die Horrorfilmwelt bis heute nicht erholt …).

Bis zum heutigen Tag sind acht Fortsetzungen zu Saw erschienen – mit einer neunten in Planung für 2020. Während der zweite und auch ein wenig der dritte Teil die Geschichte noch durchaus um ein paar Nuancen anzureichern wussten, reagierte spätestens ab dann nur noch brutale Gewalt inklusive immer absurderer Todesfallen. Kämpfe mit der Zensur und eine immer größer werdende Ablehnung der Fangemeinde waren die logische Konsequenz. Was nichts daran ändert, dass der erste Teil einen auch heute noch ungemein zu packen weiß. Weil er scheiße gut gemacht ist. Ernsthaft. Was die Herren Wan und Whannell hier geschafft haben ist ein Lehrstück an Suspense. Der Plot wird meisterhaft aufgelöst, mitsamt seinen irren Wendungen. Mag sein dass da die eine oder andere schauspielerische Leistung etwas hinterher hinkt. Aber Erzähltechnisch ist das hier ganz großes Kino.

Darüber hinaus ist der erste Teil weit weniger drastisch, als alles was darauf folgte – legte dieser Film eben doch wesentlich mehr Wert auf Story und Suspense. Und wenn dann am Schluss etwas am Fuß gesägt wird, ist das zwar vor allem aufgrund der Soundkulisse entsetzlich, doch gezeigt wird hier herzlich wenig. Was durchaus gut so ist und die „Wiederanschau-Qualität“ dieses Werks immens steigert.

In diesem Sinne: Lasst euch nie auf tödliche Spiele ein. Ihr könnt da nur verlieren. Viel Glück und bleibt seltsam.

Saw

OT: Saw, Regie: James Wan, Drehbuch: Leigh Whannell, Mit: Cary Elwes, Danny Glover, Leigh Whannell, Tobin Bell, u.a.

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