Free Men
In der Dokumentation Free Men berichtet ein zum Tode verurteilter Mann aus dem Gefängnis – eindringlich und tragisch, wenngleich filmisch nicht ganz rund.
Kenneth Reams sitzt seit über zwanzig Jahren in der Todeszelle, ohne selbst jemanden getötet zu haben. Mangelhafte Verteidigung, Verfahrensfehler und ein hoffnungslos überlastetes (teils wohl auch mehr als fragwürdiges) Rechtssystem sind daran Schuld, dass ein Mensch seit über zwei Jahrzehnten um sein Leben fürchtet und in Einzelhaft sitzt. Währenddessen kämpfen außerhalb der Gefängniszellen seine Verlobte, die für Reams Kunstausstellungen organisiert, und sein Anwalt für eine Neuaufnahme des Verfahrens.
Regisseurin Anne-Frédérique Widmann zeigt mit Free Men eine eindringliche Thematik auf, die man eigentlich nicht oft genug behandeln kann. Natürlich sei es jedem selbst überlassen, wie man zur Todesstrafe in einem demokratischen Staat steht, dennoch eröffnet sich jedes Mal die Frage, ob eine Regierung wirklich das Recht hat ein Menschenleben zu nehmen. Vor allem, wenn es sich dabei um Fälle wie den von Kenneth Reams handelt, der selbst niemals einen Menschen getötet hat. Er gibt selbst zu, dass es ein Fehler war, bei dem Überfall damals mitgewirkt zu haben, unbestreitbare Tatsache bleibt jedoch, dass es sein Komplize war, der als einziger eine Waffe hatte und den tödlichen Schuss abgefeuert hat. In dieser konkreten Situation wird die Todesstrafe erst recht absurd und fragwürdig, denn wieso sollte Reams für seine Tat mit dem Tode bestraft werden?
Da der Regisseurin der direkte Zugang zu Reams verweigert wurde und er nur über das Telefon berichten kann, rückt die Dokumentation im Verlauf die Lebensgefährtin von Reams immer mehr in den Fokus seiner Handlung. Leider ein deutlicher Schwachpunkt des Films. Weder die Angehörigen, noch sein Anwalt bekommen derart viel Spielraum wie seine Verlobte. Von daher wirkt Free Men irgendwann viel mehr wie eine Dokumentation über sie und verliert damit den eigentlichen Fokus der Geschichte aus den Augen. Leider nimmt dies dem Film einiges an emotionaler Wucht weg. Macht es die Thematik dadurch weniger bedeutend? Auf keinen Fall.
Regie: Anne-Frédérique Widmann, Filmlänge: 90 Minuten, läuft am 30.11.2018, 20:30 Uhr im Schikaneder im Rahmen des This Human World