High-Life-(c)-2018-Viennale-(1)

High Life

7
Drama

Claire Denis schickt in ihrem ersten englischsprachigen Film High Life Robert Pattinson und Juliette Binoche ins All, mit der Mission, ein schwarzes Loch zu erforschen. 

In einer undefinierten Zukunft werden Straftäter zu „Forschungszwecken“ genutzt und kurzerhand ins Weltall befördert. In einem kastenförmigen Raumschiff geht es für Monte (Pattinson), Boyse (Mia Goth), Dr. Dibs (Binoche) und eine weitere handvoll potenter Crew-Mitglieder in Richtung Schwarzes Loch. Mittlerweile sind sie so weit von der Erde entfernt, dass der Kontakt dorthin bereits abgebrochen ist. Dass sie den Weg jemals zurück finden, scheint mehr als unwahrscheinlich. Schritt für Schritt offenbart der Film, warum Monte und ein mysteriöses, kerngesundes Baby namens Willow (Scarlett Lindsey  bzw. Jessie Ross) die einzigen Überlebenden der Expedition sind, welches düsteres Schicksal den Häftlingen widerfahren ist und welche Rolle die ominöse Ärztin auf dem Himmelfahrtskommando selbst dabei gespielt hat.

In High Life stellt Claire Denis die Zuseher vor eine Herausforderung und nimmt dabei selbst eine solche an, denn mit über 70 Jahren wagt die Regisseurin ihren ersten englischsprachigen Film, der zudem auch noch im Sci-Fi-Genre verankert ist. Wobei: Dialogpassagen sind eher reduziert gehalten, die visuelle Bildsprache zeigt sich sehr ausgeprägt.

Erzählerisch springt High Life durch Zeit (und Raum), verlangt damit dem Publikum auch einiges an Aufmerksamkeit ab. Dabei bleibt die Stimmung stets schwerfällig. Düster und trostlos geht es durch die gesamte Erzählung, was sich auch in der Farb-, Licht- und Tongestaltung der Ausstattung widerspiegelt. So ist unter anderem die Kleidung der Schauspieler ausgewaschen, mehrfach geflickt und deren Erscheinungsbild bleich und erschöpft.

Die dunklen Weiten des Weltalls hat die gesamte Crew auch innerhalb ihres Schiffes völlig eingenommen. Denis unterstreicht somit einmal mehr die völlige Hoffnungslosigkeit, in der sie gefangen sind. Ein weiterer Fokus wurde auf die physische Präsenz der Darsteller gelegt, vor allem auf deren Narben, Körperflüssigkeiten und die Triebe. Emotionalen Ankerpunkten an den Charakteren lässt Denis nur wenig Raum und wenn, dann findet man diese nur in den erzählerischen Versatzstücken rund um das Baby.

Die Kamera kommt den Schauspielern im Gegenteil zur unendlichen Weite des Alls extrem nahe, fokussiert sich zunehmend auf einzelne Körperstellen. Als Resultat entsteht eine groteske und unangenehme Nähe, der man als Zuseher nicht entkommen kann. Dabei ist Robert Pattinson (Good Time) omnipräsent. Mit nur wenigen Dialogen gelingt es ihm, ein Bild eines verstörten Mannes zu erschaffen, der versucht, in einer klaustrophobischen und aussichtslosen Situation die Nerven zu bewahren.

Seine Darbietung von Monte ist gleichermaßen zurückhaltend wie geheimnisvoll. Während er im Umgang mit Frauen naiv wie ein Kind wirkt, ist er gegenüber Willow fürsorglich und aufgeklärt. Mit ihm zusammen trägt Juliette Binoche (endlich wieder in einer gewichtigeren Rolle zu sehen, man denke etwa an Godzilla) den Film. Als langzottelige Dr. Dibs schwankt sie gekonnt zwischen Professionalität, (sexuellem) Wahnsinn und zumindest teilweise auch der Liebe einer Mutter.

High Life erzählt die Geschichte von Versuchskaninchen, die versuchen, einer aus dem Ruder gelaufenen Situation Herr zu werden und dabei von ihren eigenen Trieben übermannt werden. Claire Denis wirft einen pessimistisch-lüsternen Blick auf die Abgründe der Menschheit mit zahlreichen, wohl der künstlerischen Freiheit geschuldeten Leerstellen, die dem Publikum bei Verständnis ihrer Vision aber wenig weiterhelfen.

Regie: Claire Denis, Drehbuch: Claire Denis, Jean-Pol Fargeau, Geoff Cox, Musik: Stuart Staples, Tindersticks; Darsteller: Robert Pattinson, Juliette Binoche, Mia Goth, André Benjamin, Filmlänge: 110 Minuten, gezeigt im Rahmen der Viennale V‘18




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