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Wonne aus der Tonne – Die Kolumne für den guten schlechten Geschmack

Giallo a Venezia

Italien 1979, Regie: Mario Landi, Buch: Aldo Serio, Mit: Leonora Fani, Jeff Blinn, Gianni Dei u.a.

Die ersten Einstellungen dieses Streifens machen klar: Hier werden keine Gefangenen gemacht. In einer abenteuerlichen Schnittmontage sehen wir, wie einem Mann drei Mal in den Genitalbereich gestochen wird. Zack! Erst danach dürfen wir ein paar schöne Landschaftsaufnahmen Venedigs genießen und die Credits laufen.

Der berühmt-berüchtigte Streifen Giallo a Venezia, bezieht sein Legendentum vor allem daraus, dass ihm der gewisse Ruf voraus eilt, einer der brutalsten Genre-Filme jener Zeit zu sein. Das und seine bis vor kurzem weltweit nicht vorhandene Verfügbarkeit, haben ihm unter Genre-Fans zu einem der meistgesuchtesten Gialli überhaupt gemacht. Die Suche hat nun (zumindest im deutschsprachigen Raum) vorläufig ein Ende, haben sich doch die Spezialisten des deutschen Filmlabels X-Rated seiner angenommen. Nicht nur, dass sie den Streifen aufwändig restauriert und in HD, wie gewohnt in einem schönen Mediabook inklusive DVD und vielen schönen Extras, rausgebracht haben; nein – obendrein haben sie auch eine liebevolle deutsche Synchronisation angefertigt, die viel vom Charme der originalen Synchronisationen von vergangenen Bahnhofskinotagen versprüht.

Der Film selbst entpuppt sich in der Tat als übelster Zeitgenosse jener Zeit. Mit einem Haufen Sex und detaillierter Gewaltszenen, die dem unbedarftem Publikum tatsächlich an der einen oder anderen Stelle Hebelwirkung in der Magengegend verursachen könnte. Logik – absolute Fehlanzeige. Auf der Haben-Seite kann Giallo a Venezia aber allen voran seine Hauptdarstellerin Leonora Fani verbuchen. Sie spielt diesen Schmafu so glaubhaft, dass man gar nicht weiß, ob man sie dafür bedauern soll, was sie als Charakter in diesem Schmuddelfilm alles durchmachen muss oder, dass sie ihr Talent als Darstellerin für so eine B-Produktion unterster Schublade hergeben musste.

Des Weiteren hat der Film einen Kommissar (und diese Analogie ist unvermeidbar) mit hartgekochten Eiern anzubieten – und zwar wörtlich. Comissario Angelo de Paul hat nämlich statt der handelsüblichen Zigarette, ständig ein hartgekochtes Ei bei sich, das er sich pellt und isst. Immer und immer wieder. Die Gewaltszenen sind dann schlussendlich gar nicht so häufig, haben es aber wenn, dann selbst für heutige Verhältnisse, noch durchaus in sich. Endlos sind dafür die ewigen Sexszenen, die einen schon mal auf die Vorlauftaste drücken lassen, bieten sie in ihrer endlosen Dauerhaftigkeit schließlich doch nur das Gleiche.

Ach so, ja – Handlung! Gibt es auch. Ansatzweise. Darum geht’s: In Venedig werden die Leichen des Pärchens Flavia und Fabio angespült. Unser Harte-Eier-Kommissar (inklusive Locken-Vokuhila und Schnurrbart) macht sich an die Klärung. In Verhören und geschickt montierten Rückblenden (hüstel) erfahren wir, was für ein Schweinehund der Sadist Fabio gewesen ist und zu welchen perversen, sexuell geprägten Handlungen er seine arme Flavia gezwungen hat. Gleichzeitig wütet ein perverser Mörder in Venedig, der gerne sein Ding, Verzeihung, Messer in Genitalien und Brüste steckt.

Wer einen Inbegriff des sleazigen Giallo sehen will, der muss ein Auge auf Giallo a Venezia werfen. Für Freunde des schlechten guten schlechten Geschmacks auf jeden Fall eine echte Entdeckung, und daher ein verdienter Platz 10 auf unserer TOP 10 der Gialli aus der zweiten Reihe!

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Begleitet mich weiter auf eine Reise durch den Abstellraum für grenzwertige Filmkunst, durch die Katakomben katastrophaler Kinematografie, durch die verstörende Schmuddelecke im Herzen der filmischen Finsternis. Seid auch übernächste Woche wieder dabei und klickt hierher, wenn ich meinen Platz neun an dieser Stelle präsentiere.

Zum Start dieser wundervollen Rubrik haben wir uns nicht lumpen lassen und freuen uns sehr ein Gewinnspiel ankündigen zu können: Wir verlosen ein Exemplar des gerade neu aufgelegten Giallos Rausch der Sinne, der im Rahmen der Euro Cult Collection von X-Rated erschienen ist. Verlost wird ein Exemplar des Mediabook Cover A, streng limitiert auf 444 Stück! Vielen Dank an dieser Stelle an X-Rated die uns dafür ein Nigel nagelneues Exemplar zur Verfügung gestellt haben!

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