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Wonne aus der Tonne – Die Kolumne für den guten schlechten Geschmack

It’s Gurkentime! Als Fan abseitiger Filmkunst hat man es nicht leicht. Selbst in meinem cineastisch durchaus aufgeschlossenen Bekannten- und Freundeskreis komme ich manchmal in Bedrängnis. Oder man erntet erhobene Augenbrauen und strafende Blicke. „Was schaust du da? Mädchen in den Krallen teuflischer Bestien?! Und dafür gibst du Geld aus? Was?! 30 Euro kostet der Scheiß?“ Nun ja… Ja! Jemandem, der nicht durch frühkindliche Prägung oder eben einen über die Jahre hinweg kultivierten Geschmack abseits ausgetretener Film-Pfade mit diesen Streifen in Berührung gekommen ist, ist das aber auch schwer zu erklären. Da haben es die Fans von den üblen Chuck Norris und Steven Seagal-Gurken deutlich einfacher. Das ist Kult. Bubenkram. Zwar Scheiße, ja, aber haben wir doch alle mal gemacht, oder?

Aber wir wachsen ja an unseren Herausforderungen. Daher will ich mit dieser Kolumne zwar vor allem jene unter euch ansprechen, die ihre Filme gerne mal roh und dreckig mögen; die Ecken und Kanten, ein unsauberer Schnitt, eine haarsträubende Dramaturgie, fragwürdige Regieentscheidungen, nackte Haut und rohe Gewalt nicht nur nicht stört, sondern im Gegenteil sogar anspricht! Gleichzeitig versuche ich aber auch damit meiner Mutter, meiner Frau und meinen besten Freunden diese Filme näherzubringen. Hauptaugenmerk werden wir hier auf die Filmgenres Western, Sci-Fi, Fantasy, Horror, Giallo, Poliziotti und Gangsterstreifen, vor allem (aber nicht nur) von den 60er bis 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts legen. Einzelne Ausreißer nach unten oder oben dürfen dabei schon vorkommen, sowie kleine Exkursionen in angrenzende Grauzonen der Filmgenre-Vermischung.

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Wir werden viel von europäischen, insbesondere natürlich den italienischen Perlen der jeweiligen Genres erzählen, aber auch über den Atlantik wird von Zeit zu Zeit geblickt werden. Beginnen werde ich mit persönlichen Top 10s der verschiedenen Genres, wobei wir uns vor allem auf die weniger bekannten Streifen stürzen wollen. Eine Italo-Western Top 10 voller Leones, Corbuccis und Sollimas wäre zwar zum einen sehr einleuchtend, zum anderen aber total langweilig und dafür bräuchte es dieses Forum nicht. Sind diese Streifen doch unantastbare und anerkannte Kultfilme und dienen nicht den niederen Zuseher-Instinkten, die wir mit dieser Kolumne vorrangig ansprechen möchten. Beginnen wir also mit etwas Leichtem, aber nicht zu leichtem, wie eben dem Euro-Western (der kommt aber auch noch – versprochen!): dem von mir besonders verehrten Giallo!

Giallo-Wer, Giallo-Wie, diesen Namen hört ich nie? Der Giallo ist eine besondere Form des italienischen Thrillers. Giallo, also italienisch für gelb, leitet sich von den Umschlägen italienischer Groschenromane ab, die eben einen leuchtend gelben Einband als Markenzeichen tragen. Die ersten Vertreter dieser Gattung werden Anfang der 60er Jahre verortet. Meistens wird Mario Bavas La Ragazza che sapeva troppo (Internationaler Titel: The Girl, who knew too much) als erster seiner Gattung genannt. Seine Hochphase erlebt der Giallo Anfang bis Mitte der 70er Jahre, während in den 80ern der langsame Abschwung geschieht. Bis heute erscheinen immer wieder sogenannte Neo-Gialli und gerade in den letzten Jahren scheint das Genre eine kleine Renaissance zu erleben.

Aber worum geht es dabei eigentlich? Die Gialli sind vor allem von Hitchcocks Psycho und den Filmen der deutschen Edgar-Wallace-Reihe beeinflusst. Im Mittelpunkt stehen meist ein mysteriöser Mörder (schwarze Handschuhe, hochgeschlagener Mantelkragen, schwarze Handschuhe, Messer in phallischer Haltung) und ein Unschuldiger, der zufällig Zeuge eines Verbrechens wurde und auf eigene Faust zu ermitteln beginnt. Vor allem in der späteren Phase der Gialli werden Logik, Dramaturgie und Spannung einer Aneinanderreihung expliziter (manchmal minutenlanger) Mordszenen geopfert, die das Genre oft in den Verruf der Gewaltverherrlichung und Misogynie gebracht haben. Dabei wirken manche von den Streifen (aber bestimmt nicht Alle) gerade heute als Prototypen emanzipierter bis feministischer Filmkunst. (Beweise für diese nicht ungewagte Behauptung werde ich nach und nach liefern).

Besonders hervorzuheben beim Giallo sind neben der oft genialen, wunderbaren Filmmusik die äußerst kunstvollen Bilder und Kamerafahrten, die das Genre international  bekannt und relevant gemacht haben. Namhaft hierfür sind vor allem die „großen“ Regisseure des Genres: Mario Bava, Dario Argento und Sergio Martino. Viele verorten auch bei diesen Regisseuren die besten Vertreter ihrer Gattung. Eine These, die ich hier weder abstreiten noch bekräftigen will. Zweifelsohne haben diese Regisseure meisterhafte Filme geschaffen, die sich kein Genre-Fan entgehen lassen sollte. Und ziemlich sicher werden wir an dieser Stelle früher oder später auch über die „großen“ Gialli sprechen. Aber für den Anfang, wie gesagt, wollen wir es uns nicht so leicht machen. Und daher starten wir mit der TOP 10 der Gialli aus der zweiten Reihe. Wir eröffnen von hinten nach vorne, also mit der Nummer 10:




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