Dragon Quest VII: Fragments of the Forgotten Past
Das Jahr ist 2000. In Japan gibt es zwei Rollenspiel-Serien, die als Kulturphänomen in die Geschichte eingegangen sind: Final Fantasy der Entwickler von Squaresoft und Dragon Quest von Enix. Beides Serien die von großen Talenten aus er Manga- und Kunst Szene genährt werden. Während Final Fantasy aber über das Playstation-Zeitalter mit modernen Computeranimationen und einem weiterentwickelten Erzählstil die Videospiellandschaft entscheidend prägt, ist Dragon Quest seit vielen Jahren vom Erdboden verschwunden.
Umso verblüffender ist also der Release von Dragon Quest VII: Fragments of the Forgotten Past (aka Dragon Quest VII: Fragmente der Vergangenheit), der auf den ersten Blick nur eines vermittelt: Es hat sich nicht viel geändert. Für ein westliches Publikum war das damals kaum nachvollziehbar: Schlichtweg hässliche Grafik, verstaubte Menüführung, träger Spielablauf. Das die traditionsreiche Dragon Quest-Optik in Japan Kultstatus besitzt und Millionen treue Fans an vergangene Zeiten erinnert, in denen Dragon Quest-Releases auf Sonntage verlegt werden mussten damit nicht das ganze Land still steht, zählt im Westen wenig und so ist Dragon Quest VII ein Titel der hierzulande ins Vergessen geriet.
Deutlich schlecht standen also die Karten, das liebevolle 3DS-Remake in die Finger zu bekommen. Während der Nintendo DS noch mit praktisch allen Teilen der Seite versorgt war, ist es auf dem Nintendo 3DS im Westen um den Dragon Quest-Namen sehr still geworden. Umso unwahrscheinlicher also, dass es ein Außenseiter der Reihe, der auch noch so viel Dialog besitzt wie kaum eine andere Ausgabe, nicht durch die Lokalisierungsmaschinerie schafft. Dank der besonders lauten Fans ist es nun aber doch noch so weit und das Spiel erscheint mit ein paar Jahren Verspätung auch bei uns. Dragon Quest VII ist ein Titel, der seine Qualitäten erst unter enormer Zeit-Investition offenbart, denn die Designer des Spiels verstanden es hervorragend, den minimalen Stil des Spiels als Stärke auszuspielen. Als Resultat ist Dragon Quest VII eines der umfangreichsten JRPGs, das jemals erschienen ist.
Den Spieler erwartet eine leere Weltkarte, die es Landstrich für Landstrich in mühevoller Kleinarbeit zu füllen gilt. Jede Insel wird zunächst in der Vergangenheit wiederbelebt und dann noch in der Gegenwart besucht. Jede Episode ist dabei relativ isoliert, wobei die Geschichten abwechslungsreich und mit zunehmendem Spielverlauf deutlich komplexer werden. Es handelt sich um ein Spiel, das es sich leisten kann, den Spieler nach 20 Stunden gerade mal in ein Klassensystem einzuführen.
Für Perfektionisten wird die Zeitangabe sicherlich in den dreistelligen Stunden-Bereich wandern, denn neben dem ohnehin schon gewaltigen Hauptspiel warten noch sammelbare Neben-Dungeons, zahlreiche Charakter- und auch Monster-Klassen. Grafisch wurde das Spiel von Grund auf neu aufpoliert und wirkt dadurch auf dem System völlig zeitgerecht. Nur der Midi-Soundtrack, der den orchestralen Soundtrack aus dem japanischen Original ersetzt, bleibt als einziger Wermutstropfen zurück.
Dragon Quest VII: Fragments of the Forgotten Past ist ein Titel der auf dem Handheld erst wirklich auflebt. Er eignet sich hervorragend als monatelanger Wegbegleiter. Zwar bietet das Spiel keine nennenswerten Höhepunkte, der massive Umfang erzeugt jedoch ein einzigartiges Gefühl des Abenteuers, welches die Dragon Quest-Reihe definiert. Der Titel ist in einem Jahr, das sich vor JRPGs kaum noch retten kann, ein klares Highlight und sollte Genrefans durchaus zufrieden stellen.
Plattform: 3DS (Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 12, Release: 16.09.2016, Link zur Homepage