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World of Warcraft: Legion

7
MMO

Eines der wenigen MMOs, das dieser Bezeichnung auch tatsächlich gerecht wird, geht in die siebte Runde: Legion heißt die soeben erschienene Erweiterung des Rollenspiel-Opas World of Warcraft und bringt neue Klassen, neue Quests, neue Zonen – und viel Altbewährtes.Im Frühsommer feierte Warcraft sein Leinwanddebüt – für Hardcore-Fans des populären Fantasy-Franchise ein Highlight, für die meisten anderen eine herbe Enttäuschung. Ein Plot voller Auslassungszeichen, schwacher Charaktere und der dauernde Hinweis: „Das hier ist nicht World of Warcraft, das ist Warcraft – da gibt es einen Unterschied“ waren für die mediale Berichterstattung wenig dienlich und schlugen sich in teils vernichtenden Kritiken nieder.

Die wichtigste Frage für Entwicklerstudio Blizzard: Wie lässt sich aus dem Debakel trotzdem Kapital schlagen? Magier Khadgar, dem im Film eine zentrale Position zukommt, spielt auch in Legion eine wichtige Rolle. Wer sich vom Charme des jungen Magiers auf der Leinwand bezirzen ließ, hat mit dem neuesten WoW-Addon die Möglichkeit, mit ihm gegen die dunkle Bedrohung durch die „Burning Legion“ zu kämpfen. Allerdings erst ab Stufe 100.

Praktisch: Der Aktivierungs-Code für die Erweiterung beinhaltet einen Charakter, der bereits Stufe 100 erreicht hat. Die (unendliche) Vorgeschichte von World of Warcraft lässt sich damit also einfach überspringen – stattdessen gibt es eine kurze Einführung, wie die jeweils gewählte Klasse gespielt wird. Es ist sowieso viel lustiger, Gegner in Schafe zu verwandeln, als in jeder einzelnen Zone dauernd zwischen der Rolle als Dienstbote und Auftragsmörder zu wechseln. Bringe 10 dies, töte 10 das: Das Konzept von World of Warcraft, einst als revolutionär bezeichnet, wirkt im Kontext moderner Computerspiele ordentlich angestaubt.

Leider ändert sich das auch bei den Inhalten von Legion nicht. Der Spieler wird auf die „Broken Isles“ (deutsch: „Die verheerten Inseln“) geschickt, die vorher noch nicht auf der Karte der Warcraft-Welt Azeroth waren, jetzt aber plötzlich aufgetaucht sind. Kartograph ist vermutlich einer der lukrativsten Berufe im Fantasy-Reich. Fabenfroh, beeindruckend groß, stimmig – dem Spiel ist sein Alter optisch kaum anzumerken. Doch die Aufgaben bleiben gleich: Oft verstecken sich die berüchtigten „Töte und Sammle“-Quests jetzt nur hinter einer Prozentanzeige, für die es – immerhin – zusätzliche Belohnungen in Form von Geld und Erfahrung gibt.

Der Dämonenjäger, eine neue Klasse, ist das Gameplay-Highlight der Erweiterung und ändert, wenn schon nicht die Aufgaben, dann immerhin die Dynamik des Spiels, grundlegend. Irgendwo zwischen den Klassen Schurke und Krieger eingeordnet, kann der Dämonenjäger sowohl für Schaden, als auch als Tank eingesetzt werden. Der Neuankömmling setzt in erster Linie auf viel Bewegung und bringt damit neues Leben in sonst eher starre Bosskämpfe. Unterstützt wird er, wie alle Klassen, auf dem Weg zu Level 110, von einer kräftigen Waffe, die mit dem Spieler mitwächst und individuell verändert werden kann.

Sonst fühlt sich World of Warcraft auch 12 Jahre nach der Veröffentlichung noch immer so an wie World of Warcraft. Ja, manche Mechaniken wurden über die Jahre ersatzlos gestrichen – diesmal mussten Buffs daran glauben – doch im Kern ist die Online-Welt vor allem ein schönes Interface, um soziale Kontakte zu pflegen. Im Zentrum steht virtuelle Kameradschaft mit realen Personen – das Spiel rundherum dient hauptsächlich dazu, Spieler – eigentlich: Kunden – dauerhaft an die Plattform zu binden. Dazu braucht es laufend neue Inhalte zum Zeitvertreib, und Legion erfüllt diese Anforderung genauso gut wie die Erweiterungen davor.

Richtig belohnt wird letztlich nur, wer auch wirklich jeden Text der einzelnen Aufgaben liest und der Geschichte aktiv folgt: Legion steht nicht mehr so sehr unter dem Einfluss des kürzlich in den Ruhestand gewechselten Chris Metzen – und das ist, so sehr Metzen auch eine der schillernden Figuren der Computerspielwelt war, gut so. Legion ist spannend, weil die Story keine Blaupause vergangener Erweiterungen ist. Das gibt Hoffnung für künftige Addons – so dafür in der Post-MMO-Welt, die vom Tolkien’schen Online-Einheitsbrei genug hat, noch Platz bleibt.

Plattform: PC (Version getestet), Spieler: MMORPG, Altersfreigabe (PEGI): 12, Release: 30.08.2016, wowlegion.com




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