Stuck!Festival 2013: Laue Sommernacht am Fuße des Kapuzinerbergs
Eine laue Sommernacht, viele bunte Lichter und unzählige junge Musikfans am Fuße des Kapuzinerberg: Das Stuck!Festival im Salzburger Rockhouse bringt an den Tagen vom 2. bis 3. August zum vierten Mal den sonst so stoisch anmutenden Berg erneut zum beben…
„In Salzburg wird ohnehin nichts für junge Leute gemacht, da ist sonst eh nix los“, hört man den jungen Musikfan gramgebeugt murmeln. Doch dieses Wochenende soll alles anders sein. Das Stuck!Festival geht in die vierte Runde und wartet mit einem musikalischen Programm auf, dass sich stolz geschwollener Brust „fantastisch!“ nennen darf.
Deadnote.Danse und Kväll eröffnen am Freitag das Festival, Die Nerven ziehen dicht nach. Letztere machen das, was Die Goldenen Zitronen, Fugazi und Die Neubauten in den achtziger Jahren gemacht haben: verdammt tolle, extrem laute und manchmal auch etwas verstörende Musik. Die drei Jungs non grata aus Stuttgart machen sich nicht viel aus Etikette und „zerhäckseln“ ihr Instrumentarium, brüllen lauthals Zetermordio ins Mikrophon und fungieren somit als Sprachrohr Tausender verlorener Teenager-Seelen. Sowas gab es schon mal, jedoch schon lang’ nicht mehr.
Mit leichter Abweichung vom Zeitplan dann Swim Deep. Endlich. Gehüllt in feinstes 90er Jahre Band T-Shirt Geschmeide und Kurt Cobain „Gedächtnis-Friesen“ betreten die blutjungen Buben von Swim Deep die Bühne. Sie stimmen an und klingen in den ersten Momenten schon sehr stark nach Spike Island 1990, den Charlatans, den Stone Roses und ganz, ganz viel billigem Weed! Die Poster Jungs des Madchester Erbe eignen sich den verstaubten End -Achtziger, Früh-Neunziger Baggy Sound an und polieren ihn für ein Post-Millenium Publikum, die bei diesem leichten Hauch von Nostalgie feuchte Augen und weiche Knie bekommen. Das Ganze klingt dann ungefähr so: Psych-Pop Lobgesänge abgelöscht von Pop-Pianos und Schwärmen verzerrten Shoegaze’. Okay, noch einmal: 20% Keyboard, 40% Gitarren, 15% Bass, 25% Schlagzeug und 100% Pathos.
Rangleklods (hier geht es zum Interview) aus Dänemark zählen neben der kanadischen Band Austra wie erwartet zum Höhepunkt und Publikumsmagneten des diesjährigen STUCK!. Beiden Acts gelingt es problemlos, den großen Saal des Rockhouse zu füllen. Das Elektro-Duo Rangleklods hinterlässt mit seiner nordisch-spielerischen Experimentierfreude am Computer, seinen zu Tanz und Bewegung auffordernden Kompositionen -welche stark von einem charismatisch, tiefen und zugleich weit umspannenden Vokal getragen werden, ein mehr als glückseliges Publikum. Wohl nicht zuletzt auch aufgrund der grandiosen Bühnenpräsenz der Skandinavier, die mit der stereotypen Auffassung eines Laptopkonzerts so rein gar nichts zu tun haben. Mit ihrem monochromatischen Electro-Goth gelingt es auch der kanadischen Formation Austra, das Publikum nicht minder in ihren Bann zu ziehen. Jene Zuhörerschaft wird auf einem wavig-schwarz daher kommenden, mystisch getragenen Klangteppich, der sich abrupt in sphärisch-schwere Elektrorhythmik wandelt, in eine Welt voller ekstatischer Sehnsüchte entführt. Und wie gesagt –mit Erfolg, das Publikum sei glücklich gestimmt!
Am Samstag geben sich die Wiener Wave-Musikanten von Crystal Soda Cream wie gewohnt gar stilsicher folgendermaßen: lasziv, getrieben, verdammt kühl und irgendwie verfolgt. Ja, tatsächlich kommt einem das mit dem verfolgt sein irgendwie in den Sinn, wenn man Sänger Philip Forthuber dabei beobachtet, wie er unter seinem wirklich sehr Robert Smith-esken Gesang immer wieder seine Augen gen Plafond richtet um dabei irgendwie ein Schlupfloch zu finden, dem die Band dem Grauen der modernen Welt entschlüpfen kann. Nicht ohne Grund nennt sich ihr sehr gelungenes und viel gerühmtes Debüt-Album Escape From Vienna. Zum Schluss noch kurz beide Arme des Sängers langsam nach oben um uns abzusegnen und in die Nacht zu verabschieden. Eh großartig wie immer .
Sowieso allseits beliebt und gar kein unbunter Hund mehr dann Produzent und Musiker S O H N. To keep it short and simple: Der S O H N ging ab, sein Publikum mit. Spätestens bei der Zugabe The Wheel war es um jeden einzelnen im Publikum geschehen. Ganz großes Tennis rund um Musiker wenn man bedenkt, dass es S O H N erst seit letzten August in dieser Form gibt.
Das Stuck! Festival ist für heuer (leider) vorbei, man vergießt die ein oder andere Träne und kann gegen diesen Schwermut nur eines tun: sich auf das nächste Jahr freuen, da geht Österreichs beliebtestes Club-Festival von 1. bis 2. August nämlich in die fünfte Runde.
Fotos: Rockhouse/ Hanna Hofstätter