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Nova Rock 2013: Der zweite Tag bringt Hitze, grunzende Zottelmonster und ein Rock-Musical

Ging der erste Festivaltag mit den Donnerschlägen von Rammstein zu Ende, dürfte den einen oder anderen Besucher am nächsten Morgen ein anderer Schlag getroffen und ihn bereits zu früher Stunde aus dem Zelt gejagt haben.

Es ist nämlich brüllend heiß. Für ein bisschen kühlen Schatten gäbe man viel, doch bieten die schützenden Gastro- und Merchandise-Zelte nur vermeintlich Schutz in Form Iglu-förmiger Backöfen. Die ersten hochroten, sonnenverbrannten Gesichter tauchen gegen 14 Uhr verschlafen an den Bühnen auf, während sich bereits die Finnen von The 69 Eyes, Melodic -Punk’n’Blues von The Bots, die rappenden Berliner Ohrbooten und der deutsche Singer/Songwriter Bosse sichtlich Mühe geben, die hitzige Wüste zum Kochen zu bringen. Letzterer, Bosse aus Hamburg, ist dies aus eigener Erfahrung gewöhnt, hat er sich seinen Bekanntheitsstatus in Deutschland doch auch erst durch verschiedene Projekte und zuletzt als Solo-Künstler erspielen müssen – und weiß daher, wie man mit dem erwartungsvoll, unverständlich dreinschauenden Publikum Verbindung aufnimmt.

Schwerer hatten es da eindeutig die Pechvögel des Tages: Erst durften die schwedisch-dänischen Melodic-Metaller von Amaranthe nicht fliegen, dann rettete sie nach eigener Ansage doch noch die Austrian Airlines und brachte sie ins gesegnete Nickelsdorf – schlussendlich sollte auch dieser Wink des Schicksals nichts nützen, nach 15 Minuten war die Show wegen nicht ausräumbarer Soundprobleme vorbei.

Auf der Blue Stage geht es am Nachmittag dann auch gewohnt metallisch zu. Auf leidenschaftliche Endlos-Soli von Dragonforce folgen die smarten Surferboys der Metalcore-Formation Parkway Drive, die sich das eine oder andere schmachtende Festivalmädel sicher lieber mit sanft klingender Klampfe am Strand vorstellt. Doch Jack Johnson ist nicht hier – dennoch kommen dieses Jahr am Nova Rock auch diejenigen auf ihre Kosten, die mit grunzenden Zottelmonstern, brettharten Gitarrenriffs und hochfrequenter Doublebass weniger anfangen können. Da hatte man es am Samstag einfach: Die Red Stage bietet  nämlich das Maximum an Abwechslung. Von der Vocal-Groove-Machine Bauchklang, die sich auf ihrer neuen Platte Akusmatik (zur Kritik) der stimmlichen Imitation der elektronischen Musik verschrieben haben, über die poetischen Rocker von Stereophonics, dem Reggae-Groove von Gentleman – der selbst eingefleischte Fans zur neuen Nische des Reggea-Rock bekehrt – bis zu „dem“ auf den ersten Blick deplatzierten Deichkind: Die diesjährigen Nova Rock-Bands geben den erhitzen Besuchern ihr letztes verschwitztes Hemd.

Doch auch am zweiten Tag füllt sich der Platz vor der Blue Stage nur langsam. Während Ville Vallos HIM noch mit Lautstärke bezaubern, blitzten rund im die Bühne bereits die ersten Pyroaufbauten auf und eine Riesenspinne dräut über den Köpfen der Finnen. Denn auch heute beweist der Headliner, dass ein paar schlichte Zutaten genügen um alles Dagewesene in den Schatten zu verbannen: Einen crispen und erträglich lauten Sound, gepaart mit optischem Rock-Entertainment. Bereits im Vorfeld wird unter den Fans die bekannte Setlist der Kiss-Festivaltour besprochen. Es kracht, es funkelt, es fliegt und zerbeißt mit Lust Blutkapseln – Kiss ist ein geschminktes Rock-Musical, wenn auch vorhersehbar. Versiert saugen die vier Urgesteine den letzten Tropfen aus den Festivalbesuchern und entlassen die hitzigen, müden Gemüter mit einem gerörten „Good Night Vienna“ in die Nacht.




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