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Diagonale 2018

Vom 13. bis zum 18. März wird in Graz mit der 21. Diagonale wieder der österreichische Film gefeiert. Wagemut, formale und inhaltliche Vielfalt sind gemäß den Intendanten Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber auch dieses Jahr wieder vorprogrammiert.

167 Filme in 142 Vorstellungen, davon 81 Premieren und 47 Uraufführungen, erwarten das Publikum. Eröffnet wird das Festival mit der Uraufführung des Gerichtsthrillers Murer – Anatomie eines Prozesses von Christian Frosch und der Verleihung des Großen Diagonale-Schauspielpreises an Ingrid Burkhard (ihre wohl bekannteste Rolle: Toni Sackbauer, Mundls Gattin in Ein Echter Wiener geht nicht unter). Der Eröffnungsfilm bringt eine der dunkelsten Geschichten des Kriegs- und Nachkriegsösterreich auf die Leinwand. Der steirische Lokalpolitiker und Großbauer Franz Murer war 1963 von der Verantwortung an den Kriegsverbrechen in der litauischen Hauptstadt, die ihm den Beinamen „Schlächter von Vilnius“ eingetragen hatte, freigesprochen worden. Frosch zeichnet anhand von 73 Sprechrollen die Stimmungslage bei dem Prozess nach.

In Form des diesjährigen Specials „Kein schöner Land – Blicke in die Provinz, Blicke aus der Provinz“ werden Österreichklischees der Heimat- und Naturidyllen mit Bildern regionaler Perspektiv- und Arbeitslosigkeit oder auch Statements des musikalischen Undergrounds konfrontiert. Im weißen Rössl meets Lovely Rita – die mondäne Welt singt im Salzkammergut, während der Teenagerin die Provinz nur Ödnis zu bieten hat. Ein Hauptprogrammpunkt des Specials ist die Verfilmung von Elfriede Jelineks Roman Die Kinder der Toten, die im Rahmen des vergangenen steirischen herbst begonnen wurde und mit dem Dokumentarfilm Die Untoten von Neuberg von Ulrich A. Reiterer, einem Gespräch mit den Verantwortlichen in der Reihe „Diagonale im Dialog“ und einer Ausstellung der Setfotos von Ditz Fejer vertreten ist.

Unter dem Motto „In Referenz“ bietet das Festival zusätzlich einen Extrakt des Film- und Veranstaltungsangebots mittels die Programmschienen übergreifender Verlinkungen. Thematische Wahlverwandtschaften sollen neue Denkräume eröffnen, so das Ziel. Filme des oben genannten Specials werden so beispielsweise mit Arbeiten aus dem Wettbewerb verknüpft. Auch die gemeinsam mit dem Österreichischen Filmmuseum konzipierte Ausstellung mit dem Titel „Was vom Kino übrig blieb“ im Künstlerhaus gehört dazu. Bei vielen anderen Filmbeispielen könnte es durchaus lauten: Was von der Geschichte übrig blieb. Das Tribute to Amos Vogel und Hitlers Hollywood: Das deutsche Kino im Zeitalter der Propaganda 1933–1945 (Rüdiger Suchsland, DE 2017) nehmen explizit auf das heurige Gedenkjahr Bezug, aber auch viele österreichische Filme weisen implizit auf diesen Teil der nationalen und regionalen Identität hin. Die Diagonale-Intendanten meinen, „irgendwo zwischen surrealer Mystik und kompromisslosem Realismus liegt der österreichische Film.“ Ja, irgendwo dort liegt auch unsere Vergangenheit. 1988 hieß ein Projekt des steirischen herbst „Bezugspunkte 38/88“ und machte Graz zum kritischen Erinnerungsort an den „Anschluss“. In dieser Referenz zeichnet sich schon mit dem Eröffnungsfilm ab, dass die Stadt auch mit der diesjährigen Diagonale zum repräsentativen Ort wird, wo Reibung, Widerspruch und Konflikt nicht nur die Seele des österreichischen Films widerspiegeln.