Das Ende der Welt wie wir sie kennen

Das Ende der Welt wie wir sie kennen beinhaltet 34 neue Kurzgeschichten, die in der Welt des postapokalyptischen Meisterwerks The Stand von Stephen King angesiedelt sind. Herausgegeben wurde diese überaus umfangreiche Sammlung von Christopher Golden und Brian Keene.

Das Ende der Welt wie du es noch nicht gelesen hast

Gleich vorweg, auch für jene, die The Stand von Stephen King noch nicht gelesen haben, lohnt sich diese Anthologie. Das Ende der Welt wie wir sie kennen versammelt eine ganze Riege hochkarätiger Autoren, die ihre überaus unterschiedlichen Geschichten in der Welt von The Stand ansiedeln. Es würde den Rahmen einer Besprechung sprengen, auf jede einzelne Geschichte einzugehen, wobei sie es sich durchaus verdient hätten. So viel sei jedoch gesagt, es werden sich für jeden Leser genug Highlights finden. Die Autoren haben definitiv sichtlich Spaß an der Welt von The Stand gefunden und allesamt hochwertige Arbeiten abgeliefert.

Joe R. Lansdale ist sicher einer der bekanntesten unter den versammelten Autoren. Und auch seine Geschichte Im Auge des Schweins vereint brillant das vorgegebene Setting mit der für Lansdale typischen Erzählstimme. Seine Geschichte ist von Anfang bis Ende spannend und schildert den Zusammenbruch der Gesellschaft verdichtet auf wenige Figuren. Sie zeigt nicht nur die Grausamkeit des Menschen, sondern auch einen Funken Hoffnung. Und er zeigt abermals, mit was für vermeintlich simplen Geschichten er es schafft, den Leser zu fesseln.

In der Geschichte Im letzten Orbit findet Tim Lebbon wiederum ein überraschend originelles Setting, um sich den Ereignissen von The Stand zu nähern. Wie der Titel verrät, spielt seine Geschichte im Weltraum und erzählt die Geschichte einer dort gestrandeten Crew. Klaustrophobisch und tragisch zugleich, gelingt ihm die Schilderung des Schicksals dieser Crew, die allein gelassen im Weltall gestrandet ist, während die Welt unter ihnen Zugrunde geht.

He’s a Righteous Man von Ronald Malfi ist in ihrer Auflösung mitunter eine der grausamsten Geschichten in dieser Sammlung. Wo es bei anderen vielleicht noch einen Funken Hoffnung zu geben scheint oder zumindest die Möglichkeit auf Erlösung, zeichnet Malfi ein düsteres Bild der zusammengebrochenen Menschheit und ihrer Verblendung. Sich verzweifelt an jeden Strohhalm klammernd, sind seine Figuren bereit alles zu tun, um sich zu retten, auch wenn es zu grauenvollen Taten treibt.

Dann folgten weitere Pistolen schüsse und die durchdringenden Schreie von jemandem, der gerade den Tod eines geliebten Mitmenschen miterlebte. Es war der allzu bekannte Klang von Qual und Verlust, alltäglich in G-Town, nur nicht zu dieser Tageszeit. ” – aus Der Trips von Wrath James White

Catriona Ward gelingt mit Der afrikanische Wildhund zum einen die wohl originellste Perspektive, zum anderen eine der intensivsten und emotionalsten Geschichten. Erzählt wird von einem Wildhund Geschwisterpaar, die noch in einem Zoo gefangen sind, nachdem die Menschheit dahingerafft wurde. Was vielleicht banal klingen mag, wird in Wards begabten Händen zu einem der spannendsten Beiträge in der gesamten Sammlung. Es gelingt ihr eindrucksvoll, den Leser mit den Wildhunden mitfiebern und bangen zu lassen. Ein absolutes Highlight der Sammlung. Interessant ist auch die Tatsache, dass Stephen King selbst ihre Geschichte und Im letzten Orbit von Tim Lebbon in seiner Einleitung erwähnt. Quasi ein Gütesiegel des Meisters persönlich.

Aber natürlich könnte man noch viele weitere Geschichten hervorheben. Das Ende der Welt wie wir sie kennen ist ohne Zweifel eine der beeindruckendsten und besten Anthologien dieses Jahres (gemeinsam mit diesem Titel). Ganz zu schweigen vom grandiosen Inhalt und den zahlreichen hochqualitativen Geschichten, ist auch die Aufmachung zu loben. Ja, das Buch ist mit seinen fast 1000 Seiten ein Ziegelstein, aber dennoch ein wunderschönes Exemplar geworden, das wirklich in keiner Sammlung, insbesondere von Stephen King-Fans, fehlen sollte.

Das Ende der Welt wie wir sie kennen, Herausgegeben von Christopher Golden und Brian Keene, 928 Seiten, erschienen im Buchheim Verlag.

Das Ende der Welt wie wir sie kennen (c) 2025 Christopher Golden, Brian Keene (Hrsg.), Buchheim Verlag