Rembetissa
David Prudhomme kehrt zurück in die Welt seiner Graphic Novel Rembetiko aus 2009, in Rembetissa, einem der schönsten Bücher des Jahres.
Ansingen gegen die Diktatur
1936 errichtet General Ioánnis Metaxás eine Militärdiktatur in Griechenland. Rembetiko, der orientalisch beeinflusste „griechische Blues“, ist die Musik des Untergrunds und darum verhasst. Die Militärpolizei verwüstet Tavernen, in denen diese Musik gespielt wird oder bricht Musikern gleich die Hände.
Katina betreibt so eine Taverne in einem Armenviertel von Piräus. Neben den Musikern treten dort auch die singenden Halbschwestern Beba und Marika auf. Die jüngere Marika träumt von einer Karriere in Amerika. Beba fühlt sich loyal zu Katina, möchte bleiben und so lange im Widerstand singen, bis der Fluch der Diktatur gebrochen ist.
Bilder, die man hört und fühlt
David Prudhomme gelingt es in Rembetissa, das Lebensgefühl von Zeit und Ort für alle richtig fühlbar zu machen. Seine ausdrucksstarken Bilder, wunderschön gezeichnet und coloriert, lassen die ganze Magie der Szenerie erstrahlen. Man taucht ein in eine Welt – selbst, wenn man davon bisher unberührt war, versteht man alles sofort, ohne große Exposition. Es ist noch nicht mal erforderlich den ebenfalls sehr gelungenen Vorgängerband zu kennen.
Während Rembetiko sich auf die Geschehnisse einer Nacht konzentrierte, ist Rembetissa weiter gefasst. Der Rausch, das Hochgefühl, ist einer verzweifelten Standhaftigkeit gewichen, dem Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben.
Rembetissa ist ein Fest der Gefühle. Die Geschichten passieren nebenbei, Wege kreuzen sich, Fäden werden aufgenommen und langsam verknüpft, zu einem tragischen Finale. Und trotzdem bleibt das Hochgefühl, die Bestimmtheit, dass es das alles wert war; dass das Leben so gelebt werden wollte und musste. Optisch und emotional ist Rembetissa eine der stärksten und schönsten Veröffentlichungen des laufenden Jahres.
Rembetissa von David Prudhomme, 112 Seiten, erschienen bei Reprodukt.
Rembetissa (c) 2025 David Prudhomme, Reprodukt