Welcome Home Baby_Still3 © Lotus Filmproduktion_Senator Film Produktion_Petro Domenigg

Welcome Home Baby

4
Horror

Mit Welcome Home Baby meldet sich Andreas Prochaska auf der großen Leinwand zurück. Es ist sein erster Kinofilm seit seines Megaerfolgs Das finstere Tal von 2014. Eventuell hat er sich ein wenig zu lange Zeit damit gelassen. Vielleicht hat er sich aber auch nur freispielen müssen. Wir werden sehen. Der große Wurf ist Welcome Home Baby leider nicht.

Das finstere Österreich

Judith (Julia Franz Richter) lebt zusammen mit ihrem Mann Ryan (Reinout Scholten Van Aschat) in Berlin, und arbeitet als Rettungs-Sanitäterin. Ihre biologischen Eltern aus Österreich gaben sie früh zur Adoption frei. Sie weiß so gut wie nichts von Ihnen. Doch nun ist ihr Vater verstorben und hinterlässt ihr ein Haus in der Pampa, südlich von Wien.

Judith reist mit Ryan an, um den Nachlass zu begutachten. Im Dorf trifft sie auf allerlei Anwohner (u.a. Gerti Drassl, Maria Hofstätter), die Judith in bester Erinnerung haben und ihre „Heimkehr“ begrüßen. Sie wollen das junge Paar dazu bringen, im Ort sesshaft zu werden und eine Familie zu gründen. Darüber hinaus soll Judith die Praxis ihres Vaters übernehmen. Die denkt erstmal gar nicht daran und will nur so schnell wie möglich wieder weg. Doch es kommt immer wieder zu Aussetzern in Judiths Wahrnehmung. Und ehe sie sich versieht, steckt sie in dem Dorf fest, hochschwanger, in Erwartung einer Tochter. Dabei scheint es hier alles andere, als mit rechten Dingen zuzugehen.

Malen nach Zahlen

Es ist eine alte Regel: Der Sommer geht, das Slash-Filmfestival kommt. Die 16. Ausgabe dieses Event durfte nun mit Welcome Home Baby eröffnet werden. Immerhin galt Andreas Prochaska stets als der Mann, der das Genre-Kino in Österreich endlich Salonfähig gemacht hat. Sowohl seine Teenie-Slasher Arbeiten In drei Tagen bist du tot (1 und vor allem Teil 2), sowie die Komödie Die unabsichtliche Entführung der Elfriede Ott konnten damals Publikum und Presse begeistern. Und dann kam auch noch Das finstere Tal! Ein toller Alpen-Western, der weit über die Republik hinaus für Aufmerksamkeit sorgte. Sky is the Limit, schien es erstmal für den Regisseur zu heißen. Aber dann verschwand Prochaska erstmal Richtung TV-Arbeiten. Bis jetzt.

Sein neuer Film, Welcome Home Baby, ist ein Quasi-Remake von Rosemary‘s Baby (1968) von Roman Polanski, auf österreichischen Kontext übersetzt. In der ersten Hälfte funktioniert der Film überraschend gut, auch wenn dem Zuschauer die Ingredienzen wohlbekannt erscheinen. Dennoch ist handwerklich alles so sauber gemacht, gespielt und umgesetzt, dass man gerne mit der Geschichte mit geht. Aber dann …

 

Aber dann präsentiert der Film eine zweite Hälfte, die radikal eingekürzt hätte werden müssen – oder ganz einfach nicht so strunzdumm ausfallen hätte dürfen. Mühsam und behäbig, dreht sich Welcome Home Baby ab der Hälfte nur noch im Kreis, tritt auf der Stelle, hat nichts mehr zu erzählen. Man fragt sich, was uns die Macher mit diesen endlosen Dauerschleifen sagen wollen. Und bei all der verschwendeten Zeit, bemühen sich die Drehbuchautoren – immerhin drei am Stück, Regisseur Prochaska inklusive – kein bisschen um innere Logik oder gar die Aufklärung simpelster Fragen im Mystery.

Stattdessen wird selbstbewusst durch ausgetretene Schwangerschafts-Horror-Pfade gestiefelt, als hätte man die Chose frisch erfunden. Der große Konflikt im Finale wird aufgelöst, weil … Keine Ahnung, so halt. Geht schon. Schluck runter.

Dabei, das sei nochmal erwähnt, ist handwerklich bei Welcome Home Baby alles tippi-toppi. Die Darstellerinnen, allen voran Gerti Drassl, spielen alle toll. Bilder, Atmosphäre, Musik, Schnitt – alles stimmig. Hilft halt am Ende des Tages alles nichts, wenn der Inhalt murks ist. Leider.

Regie: Andreas Prochaska, Drehbuch: Constantin Lieb, Daniela Baumgärtl, Andreas Prochaska, Darsteller: Julia Franz Richter, Reinout Scholten Van Aschat, Gerti Drassl, Maria Hofstätter, Gerhard Liebmann, Filmlänge: 115 Minuten, gezeigt auf dem SLASH Filmfestival 2025

SLASH Filmfestival 2025

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