The Long Walk – Todesmarsch (c) 2025 LEONINE Studios(2)

The Long Walk – Todesmarsch

7
Horror-Thriller

Darfs ein bisserl härter sein? Francis Lawrence und Stephen King laden zum Todesmarsch ein …

Nur einer kann überleben

In einer nicht näher definierten Zukunft (die verdammt nach 1970ern aussieht) findet jährlich der „lange Marsch“ statt. Vor den Augen der Nation treten etwa 50 junge Männer gegeneinander an. Sie müssen geradeaus gehen, dürfen niemals vom Weg abweichen und nie ein gewisses Schritttempo unterschreiten. Halten sie sich nicht daran, folgt die erste Verwarnung. Bei der dritten gibt es den Genickschuss. Diese werden ausgeführt von Soldaten, die den Marsch vom Militärwagen aus begleiten und beobachten. Dieser Marsch findet genau so lange statt, bis nur noch ein einziger Teilnehmer übrig ist. Für den winkt dann ein großer Gewinn.

Nur für starke Mägen – für die aber sehr empfohlen!

Todesmarsch von Stephen King (damals unter dem Pseudonym Richard Bachman veröffentlicht) ist sowas, wie die Mutter aller Deathgame-Dystopien, und somit Vorbild für andere Werke, von Battle Royale bis Die Tribute von Panem. King schaffte mit der Veröffentlichung im Jahr 1979 einen tristen Roman, der mit pessimistischer Wucht ein Angriff auf die Magengrube der Leser war. Allerdings auch einige spannende soziale Betrachtungen einstreute. Als Vorbild dienten King die unsagbar grausamen Todesmärsche von KZ-Häftlingen, die die Nazis während der Kriegsjahre durchzogen.

Ausgerechnet Francis Lawrence, der sämtliche Panem-Verfilmungen verantwortete, sollte sich nun auch diesem Werk annehmen. Eine gesunde Grund-Skepsis machte sich da doch breit. Denn so einen wuchtigen und brutalen Stoff, in die Hände eines dem Mainstream doch recht nahestehenden Regisseurs zu übertragen, erschien zumindest gewagt. Doch überraschenderweise dreht Lawrence hier voll auf – sowohl in der Bildsprache, der Erzählform als auch in der Brutalität. Ihm gelingt mit The Long Walk wohl sein stärkster Film bisher.

 

Sehr zum Gelingen tragen allerdings auch die jungen Darsteller bei. Vor allem die beiden Hauptdarsteller Cooper Hoffman und David Jonsson liefern wirklich starke Performances ab. Mark Hamill hingegen chargiert stark Richtung Overacting, als fieser Major, ist aber verschmerzbar, weil Nebenrolle. Es ist übrigens nach The Life of Chuck Mark Hamills zweite Nebenrolle in diesem Jahr in einer Stephen-King-Verfilmung. Und kleiner Exkurs – Verfilmungstechnisch gesehen, ist das heuer überhaupt ein äußerst gelungenes Jahr für King, mit zwei so starken Verfilmungen, so knapp hintereinander. Mit The Monkey gab es zumindest einen kurzweiligen, wenn auch nicht sehr ausgegorenen weiteren Film im Kino. Und mit Running Man von Edgar Wright steht ja auch noch eine weitere heißerwartete Verfilmung in diesem Jahr aus. Diese soll sich deutlich stärker an der Vorlage orientieren, als das 80er-Schwarzenegger-Vehikel. Wir werden sehen und berichten.

Doch zurück zum Long Walk. Hier sei vor allem eines gesagt: Der Film ist in Puncto Grausamkeit, Brutalität und Tristesse der Vorlage sehr gerecht. The Long Walk ist bisweilen wirklich schwer anzusehen bzw. auszuhalten. Regisseur Lawrence und Drehbuchautor JT Mollner adaptieren den Roman sehr getreu. Nur auf den letzten Metern (pun intended) schlägt der Film plötzlich eine neue Richtung ein. Die mag in der inneren Logik der Verfilmung schon passen, fällt aber im direkten Vergleich zur Vorlage doch deutlich ab. Wäre schlichtweg einfach nicht nötig gewesen.

Alles in allem kann man The Long Walk aber getrost als gelungene King-Verfilmung bezeichnen, vermutlich sogar als eine der besten. Die Darsteller und die Stimmung transportieren den Roman hervorragend auf die Leinwand. Nur seichte Popcorn-Unterhaltung sollte man sich besser nicht erwarten. Und eventuell während des Kinobesuchs ganz auf den Verzehr von Speisen verzichten. Das könnte sonst nach hinten (oder vorne) losgehen.

Regie: Francis Lawrence, Drehbuch: JT Mollner, basierend auf einem Roman von Stephen King, Darsteller: Cooper Hoffman, David Jonsson, Garrett Wareing, Charlie Plummer, Tut Nyuot, Mark Hamill, Filmlänge: 108 Minuten, Kinostart: 11.09.2025

The Long Walk - Todesmarsch

The Long Walk – Todesmarsch (c) 2025 LEONINE Studios




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