Scharfe Munition
In Scharfe Munition schickt Ken Bruen seine Inspektoren Brant und Roberts auf ihr siebtes und letztes Abenteuer seiner Londoner Polizeiserie.
Böser Cop, Böser Cop
Inspektor Brant ist einer der härtesten Cops auf den Straßen im Südosten Londons. In seinen vielen Dienstjahren hat er sich einige Feinde gemacht. Und einer davon hat es jetzt auf ihn abgesehen. Ein verrückter Schütze stürmt den Pub, in dem Brant gerade trinkt und jagt ihm ein volles Magazin in den Körper. Doch Brant überlebt den Anschlag schwer verletzt. Während seine Kollegen sich fragen, wie sie darauf reagieren sollen, fragt sich Inspektor Roberts, warum nicht schon viel früher jemand auf seinen alten Partner geschossen hat. Doch eines ist klar: der Täter und vor allem der Drahtzieher hinter dem Anschlag müssen gefunden und zur Rechenschaft gezogen werden.
In Ken Bruens Scharfe Munition gibt es eigentlich keine “guten” Polizisten. Jeder von ihnen hat Dreck am Stecken und die meisten sind schlichtweg widerliche Kotzbrocken. Sie unterscheiden sich so gut wie gar nicht von den Verbrechern, die sie jagen. Allen voran Brant und Roberts. Sie sind nichts weiter als Gangster mit Dienstmarken. Das ist mit Sicherheit die Absicht des Autors, macht es aber gleichzeitig schwer für irgendjemanden etwas zu empfinden. Kurz gesagt, alle Figuren sind derart verwerflich, dass man sich schlichtweg mit niemandem identifizieren kann. Was Bruen da schildert, ist eine komplett nihilistische Welt.
Versuchte, das Gleichgewicht wiederzufinden, drückte ab. Feuerte mehrere Salven. Hinter der Theke explodierten Flaschen, Tresensplitter flogen durch die Gegend, und Porter stieß Brant zu Boden und warf sich schützend über ihn. Der Angreifer sah die Bullen am Boden liegen, hoffte, dass er wen abgeknallt hatte, und floh.
Und das tut er mit knappen, fast abgehackten Sätzen. Mit rasanten Dialogen. Mit einem Stil, der wie ein Skelett auf das magerste Gerippe reduziert ist. Kein Wort zu viel. Manchmal fühlt man sich sogar ein bisschen verloren, weil da so derart wenig gesagt wird. Doch gleichzeitig spiegelt der Stil perfekt die geschilderte Welt und deren Bewohner wider. Ken Bruens London in Scharfe Munition ist ein durch und durch dunkler, hoffnungsloser Ort. Nicht mal ein anarchisches Gefühl von Gerechtigkeit kann da noch für einen Funken Licht in der trostlosen Nacht sorgen. Scharfe Munition ist wirklich schwärzester Noir.
Scharfe Munition von Ken Bruen, 208 Seiten, erschienen im Polar Verlag.