Final Fantasy XVI
Kaum etwas wird von Konsolen-Fans so sehr erwartet wie eine neue Episode der Final Fantasy-Reihe, scheut doch Entwickler und Publisher SquareEnix keine Kosten und Mühen, um mit seinem Aushängeschild einen bombastischen Eindruck zu hinterlassen. Final Fantasy: Das ist nicht nur japanische Rollenspielkost, sondern zumeist auch ein Testfeld für neue und selbstbewusste Ansätze der interaktiven Erzählung, die im Anschluss in der Regel gleich dutzende Videospielproduktionen beeinflussen. Anders als im letzten Jahrzehnt kommt Teil 16 aber recht unaufgeregt daher: Der Entwicklungszyklus war nicht gezeichnet durch mehrmalige Neustarts oder Richtungsänderungen. Die Richtung scheint von Anfang festgesetzt zu sein, und so bleibt dem Titel die verwirrende Fragmentierung des Vorgängers erspart.
Final Fantasy XVI spielt in der mittelalterlichen Welt Valisthea, die, angelegt an vergangene Assoziationen mit der Reihe, von riesigen Kristallen und mächtigen Wesen namens Eikons beherrscht wird. Die Handlung folgt Clive Rosfield, einem Krieger, der inmitten von politischen Intrigen und brutalen Kriegen gefangen ist. Man hat diesmal die Fusion aus Star Wars-Tech und Fantasy aber außen vor gelassen und ein Szenario geschaffen, das sich ausschließlich auf bodenständige Fantasy-Konzepte besinnt.
Das mag daran liegen, dass die japanische Reihe schon immer im Westen nach aktuellen Trends gefischt hat und SquareEnix bis in alle Ewigkeit davon träumen wird, dass Final Fantasy bei einem westlichen Publikum wie ein Bioware oder Bethesda-RPG ankommt. Die düstere Richtung von Game of Thrones ist also ein wenig vorhersehbar und kostet dem JRPG Identität. Die Charaktere sind aber überzeugend und facettenreich, insbesondere Clive, dessen persönliche Entwicklung im Mittelpunkt steht.
Beim Szenario hören die westlichen Einflüsse aber auch schon wieder auf, denn das Spiel hat sich weiter als jeder Vorgänger vom Konzept eines RPGs entfernt. Statt rundenbasiert passiven Einfluss auf das Geschehen zu nehmen, kontrolliert der Spieler die Charaktere nicht nur selbst, es kommt diesmal auch ein Kampf-System zum Einsatz, das man so eher bei einem Action-Titel erwarten würde. Für diejenigen, die einfach nur JRPG-typisch den Verstand auf Autopilot stellen wollen, gibt es allerlei Konfigurationsoptionen, um das Ganze zu vereinfachen. Wer aber Lust hat, sich auf die Action-Elemente einzulassen, den erwartet ein Spiel mit mechanischem Tiefgang, das auch über viele Stunden spannend bleibt. Beim Freischalten neuer Fähigkeiten und Eikons kommt genug gute Laune auf, um manchmal über den Mangel taktischer Tiefe hinwegzusehen, der das Spiel von seinen Vorgängern klar unterscheidet.
Wenig meckern kann man über die Präsentation des Titels. Wie für die Reihe üblich erwartet den Spieler das Optimum des technisch Machbaren der heutigen Zeit. Atemberaubende Landschaften, riesige Städte und bombastische Bosskämpfe liefern ein visuelles Highlight auf das andere, sodass virtuelle Touristen aus dem Staunen gar nicht herauskommen. Der Soundtrack untermalt die epischen Momente perfekt und liefert gleichermaßen atmosphärische Klänge wie eindrucksvolle Orchestermelodien.
Final Fantasy XVI ist ein beeindruckendes, mutiges Spiel, das versucht, die Serie in neue Richtungen zu führen. Die packende Geschichte, die erwachsene Thematik und das actionreiche Kampf-System werden viele Spieler begeistern. Nicht alles zündet gleichermaßen, aber das gehört bei der Reihe schon immer mit dazu.
Plattform: PC (Version getestet), PS5, Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 18, Release: 22.06.2023, Link zur offiziellen Website